Rekordtorschütze Miroslav Klose:Mit 35 Jahren immer noch dort, wo er hin muss

Deutschland - Österreich

Darf er bald über Treffer Nummer 69 jubeln? DFB-Torjäger Miroslav Klose.

(Foto: dpa)

Endlich schießt Miroslav Klose gegen Österreich sein 68. Länderspieltor und holt damit Gerd Müller als Rekordschützen beim DFB ein. Mit dem Bomber der Nation will er sich dennoch nicht vergleichen, wenngleich ihm Bundestrainer Joachim Löw bald das 69. Tor prophezeit. Dabei macht sich das Alter langsam bemerkbar.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Von Gerd Müller war lange Zeit nichts mehr zu sehen. Der beste Stürmer in der Geschichte dieser Nation verschwand aus der Öffentlichkeit, nachdem es im Juli 2011 Aufregung um ihn gab, weil er aus dem Trainingshotel des FC Bayern in Norditalien verschwand und ihn nach Stunden zwei Polizisten auflasen. "Desorientiert und verwirrt" sei er damals gewesen, wie sie in Italien berichteten.

Damals kursierten einige Sorgen über seinen gesundheitlichen Zustand, doch seitdem schloss der Klub seinen Kokon um den früheren Bomber der Nation. Und so war es doch überraschend, dass Gerd Müller am Freitagabend recht fidel durch die Logen der Münchner Fußball-Arena spazierte. Der 67-Jährige folgte einer Einladung des Deutschen Fußball-Bundes, der insgesamt 250 ehemalige Nationalspieler bei der Partie gegen Österreich bewirtete. Gerd Müller ging durch den vollen Raum, unterhielt sich und ließ sich mit einigen Fans ablichten. Er machte einen guten Eindruck.

Nach dem 3:0-Sieg der deutschen Mannschaft in der WM-Qualifikation gab er dem Sportinformationsdienst sogar ein kleines Interview. Das ließ darauf schließen, dass Gerd Müller mit der neuen Situation im Reinen ist: Dass er sich nämlich seit Freitagabend nicht mehr alleiniger Rekordtorschütze des DFB nennen darf. Miroslav Klose hat gegen die Österreicher das 1:0 erzielt und ihn mit 68 Toren endlich eingeholt. "Das war doch nur noch eine Frage der Zeit. Ich freue mich sehr für ihn", sagte Müller: "Miro ist ein großartiger Stürmer und ein toller Bursche, den ich in seiner Zeit beim FC Bayern kennengelernt habe. Das hat er verdient."

Es hat nun doch eine Weile gedauert, bis Miroslav Klose den Müller Gerd eingeholt hat. Zuletzt hatte er im Oktober gegen Schweden getroffen, manche Beobachter glaubten, Klose würde an diesem 68. Tor scheitern. "Ich habe Zeit gebraucht, diesen Treffer zu machen. Jetzt bin ich froh", sollte Klose nach dem Spiel sagen.

Er musste dabei nicht viel nachdenken, das Tor folgte einer eingeübten Choreografie. Thomas Müller bekam auf rechts den Ball und passte ihn flach und mit Wucht vor das Tor. Klose sprintete nach vorne, Richtung ersten Pfosten, wie man im Fußballdeutsch sagt, und hatte Glück, dass ihn der österreichische Verteidiger Aleksandar Dragovic bei seinem Abwehrversuch am Fuß traf und der Ball von dort ins Tor strich.

"Wenn wir ein paar Tage Zeit haben, etwas einzustudieren, dann klappt das auch. Ich kam dahin, ich muss auch dahin kommen", erklärte Klose. Erstaunlich dabei ist, dass dieser 35 Jahre alte Stürmer immer noch schnell genug dahin kommt, von wo aus er den Ball reinschießen kann.

Nur für Salti ist er zu alt

Der bekennende Klose-Fan Joachim Löw erklärte: "Das Geheimnis ist ganz einfach seine Professionalität, sein Kopf, sein Wille auf diesem hohen Niveau zu bleiben, nicht nachzulassen." Wenn er seine körperliche Fitness habe, ist Miro immer in jedem Spiel für Tore gut, für klasse Laufwege, für gute Kombinationen." Die Frage, ob ein dann 36-jähriger Mittelstürmer eine Mannschaft zu einem WM-Titel schießen kann, wird Löw und seine Entourage allerdings mit nach Brasilien nehmen. Erste Verschleißerscheinungen machen sich nämlich bemerkbar.

Es sei inzwischen "viel schwieriger als vor sieben, acht Jahren", das höchste Niveau zu halten, gestand er. Stabilisation und Rehabilitation seien für ihn enorm wichtig. "Ich habe schon immer viel für den Fußball gemacht. Früher habe ich keinen Alkohol getrunken. Jetzt, sage ich mal, wenig", erzählte Klose.

Auf die Frage, warum er bei einem solchen Anlass nicht seinen einst berühmten Salto gezeigt habe, reagierte Klose fast genervt. "Sie wissen schon, welcher Jahrgang ich bin. Es ist länger her, dass ich einen Salto gemacht habe, deshalb lasse ich das lieber sein." Auch beim Thema Gerd Müller verschlechtert sich die Laune des Stürmers merklich. "Ich werde mich nie in einem Atemzug mit Gerd Müller nennen", erklärte er zum wiederholten Male.

Er verweist dabei zu Recht auf die Statistik: Klose: 68 Tore in 129 Länderspielen. Müller: 68 Tore in 62 Länderspielen. Wäre Müller nach dem WM-Erfolg in München nicht mit 28 Jahren aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, die Rekord-Debatte um Klose hätte es vermutlich nie gegeben.

Doch nun ist sich Bundestrainer Löw sicher, werde "der Miro" auch sein 69. Länderspiel-Tor bald erzielen. Vielleicht schon am Dienstag auf den Färöer-Inseln. Dort traf er schon einmal. Am 11. Juni 2003 quälte sich eine DFB-Elf wie damals üblich gegen einen Kleinen des Weltfußballs, Miroslav Klose verhinderte eine Blamage mit seinem 1:0 in der 89. Minute. Damals standen in der Anfangself unter anderem Tobias Rau und Paul Freier. Miroslav Klose kommt eben aus einer anderen Zeit.

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