Rekorde in der Bundesliga:53 Tore an nur einem Spieltag

Ein Platzverweis nach 43 Sekunden, ein Tor aus 73 Metern und 602 Bundesligaspiele für einen einzigen Verein: Im Fußball geht es nicht immer nur darum, ein Spiel zu gewinnen, sondern auch darum, Rekorde aufzustellen. Bestmarken aus der Bundesliga.

Von Victor Fritzen und Lisa Sonnabend

Rekorde in der Bundesliga

Sechs Tore in einem Spiel

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Ein Platzverweis nach 43 Sekunden, ein Tor aus 73 Metern und 602 Bundesligaspiele für einen einzigen Verein: Im Fußball geht es nicht immer nur darum, ein Spiel zu gewinnen, sondern auch darum, Rekorde aufzustellen. Bestmarken aus der Bundesliga. Sechs Tore in einem Spiel Dieter Müller war angestachelt. In den ersten beiden Saisonspielen hatte der Mittelstürmer des 1. FC Köln kein Tor erzielt. Klaus-Dieter Höttges, Spitzname Eisenfuß, wollte, dass das so bleibt. Und so wettete Werder Bremens Verteidiger vor dem Aufeinandertreffen, dass Müller auch am dritten Spieltag torlos bleibt. Dafür wollte er persönlich sorgen - als Gegenspieler Müllers. Doch aus dem ehrgeizigen Vorhaben wurde nichts. Im Gegenteil: Am 17. August 1977 schoss Dieter Müller in jenem Heimspiel sechs Tore, eine bis heute unerreichte Bestmarke. "Eisenfuß" Höttges war entsprechend perplex. Müller schoss bis zum Saisonende 18 weitere Tore und wurde Torschützenkönig. Der 1. FC Köln gewann nicht nur die Meisterschaft, sondern auch den DFB-Pokal. Das entscheidende Tor im Finale schoss, na klar, Dieter Müller.

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Platzverweis nach 43 Sekunden

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Platzverweis nach 43 Sekunden Am 14. Mai 2011 wechselte Eintracht-Frankfurt-Trainer Christoph Daum in der Partie gegen den BVB Marcel Titsch-Rivero ein, es war der zweite Bundesligaeinsatz für den Mittelfeldspieler. Doch 43 Sekunden später ging es für Tisch-Rivero (links im Bild mit der Nummer 36) bereits wieder runter vom Platz. Er hatte sich nicht verletzt, sondern den schnellsten Platzverweis der Bundesligageschichte eingehandelt. Wegen einer Notbremse zeigte ihm Schiedsrichter Peter Gagelmann die Rote Karte. In der Bundesliga spielte Titsch-Rivero danach nicht mehr, 2011 wechselte er zum FC Heidenheim. Eine Rote Karte hat der mittlerweile 24-Jährige seitdem keine mehr bekommen. Es war ihm wohl eine Lehre.  Im Bild: "Kuba" vom BVB protestiert, da zeigt auch der Schiedsrichter bereits Tisch-Rivero (links im Bild mit der Nummer 36) die Rote Karte

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Torhüter und Torjäger Tore zu verhindern gehörte zu Hans-Jörg Butts sportlichem Tagewerk. Tore zu erzielen aber auch. Der gebürtige Niedersachse ist mit 26 verwandelten Elfmetern der gefährlichste Torhüter der Liga-Geschichte. Am 12. September 1998 traf Butt erstmals in einem Bundesliga-Spiel vom Punkt, knapp zwei Jahre später war er gemeinsam mit Roy Präger und Anthony Yeboah mit neun Treffern erfolgreichster Torschütze des Hamburger SV. Am 22. Mai 1999 und am 21. August 1999 gelang dem Keeper Einmaliges: In zwei Bundesligapartien erzielt er jeweils zwei Tore - kurioserweise jeweils gegen den VfB Stuttgart und jeweils gegen Franz Wohlfarth.

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Die meisten Bundesligaspiele Im schnelllebigen Geschäft des Profifußballs ist das Wort Vereinstreue so gut wie ausgestorben. Typen wie ihn wird es deswegen nicht mehr geben: Karl-Heinz "Charly" Körbel. Der Vorstopper bestritt unglaubliche 602 Bundesliga-Spiele für einen Verein - einen einzigen Verein. Am 14. Oktober 1972 feierte der damals 17-Jährige sein Bundesliga-Debüt im Trikot der SG Eintracht Frankfurt - dort blieb er bis zum Schluss, bis zum 8. Juni 1991. Die Eintracht spielte am vorletzten Spieltag beim FC St. Pauli. Als Schiedsrichter Michael Prengel dem damals 36-Jährigen die Gelbe Karte zeigte, wollten alle Spieler, auch die des Gegners, den Unparteiischen umstimmen. Denn sie wussten: Das war's. Der "treue Charly" war damit im letzten Saisonspiel gesperrt. Dabei sollte das 603. Bundesligaspiel zur Abschiedsfeier im Waldstadion mit den eigenen Fans werden - Schiri Prengel war dagegen. Auch so hält Körbel den Rekord: Keiner hat so viele Bundesligaspiele absolviert wie er - und natürlich erst recht keiner für nur einen Verein.

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Meisterschaft mit der kürzesten Dauer als Tabellenführer

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Meisterschaft mit der kürzesten Dauer als Tabellenführer 40 Elfmeter hat Werder Bremens Michael Kutzop in seiner Karriere verwandelt und nur einen einzigen verschossen. Dieser missglückte Schuss kostete Werder in der Saison 1985/1986 allerdings die Meisterschaft. In der 88. Minute trat er an gegen FC-Bayern-Torhüter Jean-Marie Pfaff und verschoss. Das bedeutete, Bremen konnte sich die Meisterschaft vorzeitig nicht sichern - und Kutzop verhalf dem FC Bayern so zu einem Rekord: Denn am letzten Spieltag gewannen die Münchner mit 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach und holten sich am letzten Spieltag dank eines besseren Torverhältnisses die Tabellenführung. Zum ersten Mal in dieser Saison. Neben der Meisterschale bekamen die Münchner den Titel verliehen: "Meisterschaft mit der kürzesten Dauer als Tabellenführer". Der Jubel in der Kabine war dementsprechend groß.

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Erfolgreichster Torjäger

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Erfolgreichster Torjäger Über sich selbst sang er einmal: "Dann macht es bumm, ja und dann kracht's, und alles ruft, der Müller macht's." Gerd Müller hält viele Torjäger-Rekorde, natürlich auch in der Bundesliga: 365 Treffer in 427 Spielen, dieser Wert ist bis heute einmalig. Müller war ein Spezialist auf dem Rasen, ein Spezialist für Tore, König der einfachen Tore. Im Strafraum war er unübertroffen, mit der Wucht eines Möbelpackers (früherer Nebenjob), reaktionsschnell, wendig und instinktsicher. Und ehe man sich versah, machte es wieder bumm.

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53 Tore an einem Spieltag

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53 Tore an einem Spieltag Als am 32. Spieltag der Bundesligasaison 1983/1984 die Kickers Offenbach gegen Werder Bremen antraten, traf Uwe Bein dreimal für die Kickers, Frank Neubarth traf ebenso oft für Werder ins Gehäuse - und auch Rudi Völler, Michael Kutzop, Uwe Reinders und Benno Möhlmann trugen sich in die Torschützenliste ein. 7:3 gewann Werder. Doch das war nicht die einzige torreiche Partie an jenem Augustwochenende: Der Hamburger SV besiegte den 1. FC Nürnberg mit 6:1,  Borussia Mönchengladbach schlug Bayer Uerdingen mit 7:1, je sieben Tore gabe es bei den Partien Köln gegen Dortmund (5:2) sowie FC Bayern gegen Kaiserslautern (5:2) zu bejubeln. Insgesamt fielen in den neun Partien 53 Tore - so viele wie noch nie in einem Spieltag. Das macht einen Durchschnitt von sechs Toren pro Begegnung. Langeweile kam da in der Sportschau keine auf. Im Bild: Asgeir Sigurvinsson erzielt per Elfmeter ein Tor für den VfB, die Partie des 32. Spieltages gewann Stuttgart gegen die Kickers Offenbach mit 5:1.

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Achtmal Meister

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Achtmal Meister Die Wiege des Erfolgs steht in Karlsruhe. Mehmet Scholl und Oliver Kahn sind dort geboren. Eines Tages zogen sie aus, um Titel zu gewinnen. Genauer gesagt nach München. Scholl 1992, Kahn 1994. Fortan spielten sie für den FC Bayern - und das mit Erfolg: Mehmet Scholl und Oliver Kahn sind die einzigen Profis, die in ihrer Karriere achtmal die Meisterschale in den Himmel reckten. Achtmal mit dem FC Bayern.  Im Bild: Scholl (rechts) und Kahn bei der Meisterfeier 2006

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Meister der Minus-Rekorde

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Meister der Minus-Rekorde Tasmania 1900 Berlin gilt als der erfolgloseste Verein der Bundesligageschichte. 1965 steigt der Klub aus Neukölln in die erste Liga auf, im Jahr drauf steigt er wieder ab - und war nie wieder im Oberhaus gesehen. Doch in nur einer Saison hat der Verein zahlreiche Rekorde aufgestellt, die bis heute nicht gebrochen wurden. Nie hatte ein Verein am Saisonende eine so schlechte Tordifferenz vorzuweisen (-93 Treffer), nie kamen so wenige Zuschauer zu einem Spiel wie am 15. Januar 1966 gegen Borussia Mönchengladbach (lediglich 827), nie blieb ein Klub so lange ohne Sieg (31 Spiele lang). Zudem kassierte Tasmania die höchste Heimniederlage der Geschichte: Am 26. März 1966 gingen die Berliner mit 0:9 gegen den Meidericher SV unter. Die Liste der Rekorde von Tasmania 1900 Berlin ist fast so lang wie die des FC Bayern München. Neue Bestmarken können die Berliner nicht mehr aufstellen: 1973 löste sich der Verein auf.

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Tor aus 73 Metern

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Tor aus 73 Metern 12. März 2011. Eintracht Frankfurt spielt auf Schalke und liegt 0:1 zurück. Georgios Tzavellas ist 73 Meter vom gegnerischen Tor entfernt und schlägt den Ball wenig zielgerichtet Richtung Offensive. Bestenfalls soll Theofanis Gekas dort das 1:1 erzielen. Doch Gekas erreicht den Ball gar nicht. Er irritiert Schalkes Torwart Manuel Neuer allerdings derart, dass dieser einen Schritt in die falsche Richtung macht und dem Ball auf dessen Weg ins Tor nur noch hinterher schauen kann. Ein Tor aus einer größeren Entfernung ist bis heute keinem Bundesliga-Spieler gelungen. Für die Eintracht ist Tzavellas' Tor in der 70. Minute der erste Treffer in der Rückrunde. Vorbei die 793 quälenden Minuten ohne Tor. Genutzt hat's trotzdem nichts. Ein anderer Grieche verdirbt den Frankfurtern die Stimmung. Angelos Charisteas erzielte kurz nach dem Rekordtreffer das 2:1 für Schalke.

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Eigentore

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Eigentore In dieser Kategorie will eigentlich kein Spieler auftauchen. Manfred Kaltz und der Mainzer Nikolce Noveski kommen nicht drumherum. Beide haben in ihrer Bundesliga-Karriere den Ball sechsmal ins eigene Tor geschossen. HSV-Ikone Kaltz brauchte dafür 581 Bundesliga-Spiele. Noveski stellte den Rekord bereits in seiner 173. Partie auf. Noveskis Selbsttorbilanz nahm einen spektakulären Beginn: 2005 erzielte er gegen Frankfurt einen Eigentor-Doppelpack binnen 132 Sekunden und später noch den 2:2-Ausgleich für Mainz - am richtigen Ende.

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442 Spiele in Folge

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442 Spiele in Folge Er fliegt und fliegt und fliegt - an manchen Spieltagen auch Enten hinterher: Die meisten Spiele in Serie bestreitet Torwart Josef "Sepp" Maier. Er steht zwischen August 1965 bis Juni 1979 ununterbrochen im Tor des FC Bayern. Maier macht 442 Spiele und räumt alles ab. Er wird Weltmeister 1974, Europameister 1972, gewinnt dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister, wird viele Male Deutscher Meister und Pokalsieger mit dem FC Bayern. Im Juli 1979 endet seine Karriere im Wrack eines Mercedes 450 SEL: Nach einem von ihm verschuldeten Autounfall, bei dem er sich schwer verletzt, kehrt er nicht mehr ins Tor zurück.

Rekorde in der Bundesliga

Torärmste Saison

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Torärmste Saison So langweilig wie in der Saison 1989/1990 war Fußballschauen nie wieder: Egal ob in München, Hamburg oder Stuttgart, es wurde einfach nicht getroffen. Am ersten Spieltag ging es los mit einem 0:0 zwischen St. Pauli und Werder Bremen, am zweiten Spieltag trennten sich gleich drei Mannschaften torlos. Lediglich 790 Tore fielen an den 34 Spieltagen, das macht einen Durchschnitt von 2,58 Partien pro Spiel. Beim Bratwurst- oder Bierholen hat in dieser Zeit kaum einer mal ein Tor verpasst. Im Bild: SV-Meppen-Torwart Herrmann Rülander beim Spiel gegen Hannover 96 am 26.04.1990 - immerhin erzielte Hannover ein Tor.

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88.075 Zuschauer im Olympiastadion

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88.075 Zuschauer im Olympiastadion Das Dortmunder Westfalenstadion ist die größte Fußballarena in Deutschland: 80.000 passen dort hinein. Das Spiel mit den meisten Zuschauern fand allerdings nicht in Dortmund statt, sondern in Berlin. Am 26. September 1969 traf am sechsten Spieltag Hertha BSC auf den 1. FC Köln. Es war keine spektakuläre Partie, das einzige Tor erzielte Wolfgang Gayer mit dem Kopf. Dennoch ist das Spiel in die Geschichtsbücher eingegangen: Denn 88.075 Fans sahen zu - so viele wie nie wieder in der Bundesliga.

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