Rekord-Hinrunde des FC Bayern:Robben - Rest der Liga 66:65

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Dauerjubler: Arjen Robben, hier bei einem seiner Tore gegen den FC Augsburg. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Steht der Niederländer auf dem Platz, schießt er mehr Tore als alle Gegenspieler zusammen. Pep Guardiola ist der erfolgreichste Trainer der Geschichte. Seine Mannschaft ist dagegen ziemlich faul. Daten und Zahlen zur Rekord-Hinrunde des FC Bayern.

Von Thomas Hummel

Die Rekord-Hinrunde des FC Bayern hat Beobachter bisweilen an ihre Grenzen getrieben. Neben all den Pässen, Paraden und Zu-Null-Siegen drängelte sich eine weitere anstrengende Bestmarke auf die Bühne. 59 Minuten lang sprach Karl-Heinz Rummenigge auf der Jahreshauptversammlung im Dezember. Neunundfünfzig!

Nun ist Vorstandsvorsitzender Rummenigge der letztverbliebene aus einer einst hochdekorierten Münchner Funktionärsmannschaft. Aber nur, weil der Kaiserfranz und der Hoeneßuli nicht mehr dabei sind, muss doch der Killerkalle nicht ... Doch, er musste. Rummenigge musste so viele Dinge loben und preisen, dass er die Zeit vergaß.

Die Hinrunde der 51. Bundesliga-Saison brachte ihn ins Schwärmen: "Ich glaube, was wir gerade sportlich erleben, ist sehr erstaunlich." Und: "Es ist etwas ganz Großartiges, was man nicht hoch genug hängen kann."

In Zusammenarbeit mit dem Sportdaten-Dienstleister opta folgt eine Liste vieler sehr erstaunlicher Taten des FC Bayern, wobei man nicht genau weiß, welche höher hängen als andere:

Rekord Nummer 1: Zum Zeitpunkt der 59-minütigen Rummenigge-Rede hatte der FC Bayern 251 315 registrierte Vereinsmitglieder und war zum ersten Mal der mitgliederstärkste Klub der Welt. Vor Benfica Lissabon und dem FC Barcelona.

Dazu ein Rummenigge-Zitat aus der Jahreshauptversammlung: "Um Wilhelm Busch zu zitieren: Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung."

Rekord Nummer 2: Es war die vierte sogenannte Herbstmeisterschaft der Bayern in Serie - nie zuvor schaffte dies ein Team. Insgesamt sind die Münchner zum 20. Mal Halbzeitsieger. Und das mit "einer Spielweise, die à la bonne heure ist" (Rummenigge). In 16 von 19 Fällen wurden sie am Ende bisher auch Deutscher Meister.

Rekord Nummer 3: Die Bayern liegen in der Tabelle elf Punkte vor dem VfL Wolfsburg - so einen großen Vorsprung hatte noch nie ein Team nach der Hinrunde auf den Zweitplatzierten. Der bisherige Rekord lag bei zehn Punkten, gehalten von den Bayern (2013/14 auf Leverkusen) und Dortmund (2010/11 auf Mainz und Leverkusen). Hier ein Teamvergleich FC Bayern - VfL Wolfsburg mit Daten aus der Vorrunde:

Dazu ein Rummenigge-Zitat: "Lassen Sie uns mit Respekt und Ruhe mit den Erfolgen umgehen. Nicht arrogant, sondern souverän. Unaufgeregt und mit ein bisschen Demut."

Die Meisterschaft ist historisch belegt übrigens noch ziemlich unsicher. Denn: In der Saison 2008/09 hatte der VfL Wolfsburg nach dem 15. und 18. Spieltag ebenfalls elf Zähler Rückstand auf den damaligen Spitzenreiter Hoffenheim und gewann dennoch die einzige Meisterschaft der Klubgeschichte.

Rekord Nummer 4: Die Bayern kassierten in der Hinrunde nur vier Gegentore. Die bisherige Bestmarke hielten die Bayern (2012/13) und der VfB Stuttgart (2003/04) mit sieben Gegentoren nach 17 Spielen.

Torwart Manuel Neuer erinnert sich im Interview mit der SZ an diese vier Momente: "Am ersten Spieltag war's ein Schuss von Olic in den Winkel, dann ein Handtor von Benny Höwedes ..." SZ: "... ein Handtor?" Neuer: "Der Ball ist ihm an die Hand geprallt, und dann hat er ihn irgendwie reingestochert. Dann noch ein Kopfball von Marco Reus und jetzt in Mainz der Schuss von Soto." SZ: "Nach guter, alter Torwartlogik sagen Sie wahrscheinlich: unhaltbar." Neuer ( lacht): "Absolut. Alle." (Sotos Tor finden Sie im Dropdown-Menü unter Spielereignisse FSV Mainz)

Rekord Nummer 5: Zwar kassierte Neuer gegen Mainz nach sechs Spielen wieder einen Gegentreffer, dennoch stand in der Hinrunde 13 Mal die Null. Den vorherigen Bestwert hielt der VfB Stuttgart, der in der Hinrunde 2003/04 zwölf Mal ohne Gegentor blieb.

Rekord Nummer 6: Verteidiger Jérôme Boateng ist nun 56. Bundesliga-Spiele in Serie ungeschlagen. Seine bislang letzte Niederlage erlebte er im Oktober 2012 gegen Leverkusen (1:2). Damals auch noch mit einem halben Eigentor, als ihm Sidney Sam den Ball gegen den Schädel köpfelte und die Kugel von dort ins Netz trudelte.

Rekord Nummer 7: Trainer Pep Guardiola absolvierte in seinen eineinhalb Jahren als Bayern-Trainer 51 Bundesliga-Spiele, davon gewann er 43, spielte sechsmal unentschieden, verlor zwei Begegnungen. Der Katalane ist mit 2,65 Punkten pro Partie der erfolgreichste Trainer der Liga-Geschichte.

Diesmal ein externes Zitat - vom Freiburger Kollegen Christian Streich: "Es gibt Ausnahmeerscheinungen, wie in der Kunst, wie im Fußball, wie in der Architektur. Und diese Ausnahmeerscheinung ist Pep Guardiola." (Hier zu sehen, wie Guardiola seine Spieler beim 6:0 gegen Werder Bremen auf dem Platz anordnete)

Rekord Nummer 8: Rechtsverteidiger Rafinha brach mit 1125 Bundesliga-Spielminuten ohne Gegentor den Rekord von Michael Ballack, der in der Saison 2002/03 ebenfalls als Bayern-Spieler in 1097 Minuten kein Gegentor auf dem Platz erlebt hatte. Rafinhas Serie endete mit dem Treffer vom Mainzer Soto am 17. Spieltag.

Rekord Nummer 9: Der spanische Zugang Xabi Alonso verzeichnete beim Spiel in Köln am sechsten Spieltag 216 Ballaktionen und war damit der erste Bundesliga-Spieler seit der opta-Datenerfassung im Sommer 2004, der mehr als 200 Ballaktionen in einem Spiel hatte. (Hier alle Pässe von Xabi Alonso gegen den 1. FC Köln)

Die Passmaschine aus dem Baskenland schaffte es in seinen ersten fünf Bundesliga-Spielen gleich dreimal unter die Top 10 der ewigen Bestenliste im Bereich Ballaktionen. Und das, obwohl er nur zweimal die vollen 90 Minuten spielte.

Rekord Nummer 10: Stand Arjen Robben in der laufenden Bundesliga-Saison auf dem Platz, gab es für die Bayern immer drei Punkte (13 Mal der Fall). Der Niederländer gewann 17 seiner 18 Pflichtspiele - nur das unbedeutende letzte Gruppenspiel in der Champions League bei Manchester City ging 2:3 verloren.

Wie prägend Robben, der 2009 nach München kam, für die Liga ist, zeigt noch eine andere Zahl: Der Niederländer erlebte als einziger Spieler der Bundesliga-Geschichte (mit mindestens fünf Einsätzen) auf dem Platz mehr eigene Tore als Treffer der gegnerischen Mannschaften. Robben gegen den Rest der Liga 66:65. (Hier alle Aktionen von Arjen Robben beim 4:0 gegen den FC Augsburg)

Rekord Nummer 11: Es gibt zwar zu diesem Umstand (noch) keine Datenerfassung, aber es kann gar nicht anders sein: Der FC Bayern besitzt nun das am schnellsten abbezahlte Stadion. 16 Jahre früher als geplant hat der Klub die 346 Millionen Euro für die Arena in Fröttmaning vollständig überwiesen. Mit 528 Millionen Euro präsentierte der FC Bayern auch den mit Abstand größten Jahresumsatz, den es je im deutschen Fußball gab.

Dazu das ultimative Rummenigge-Zitat: "Ich bin zutiefst überzeugt, dass alle, die den FC Bayern kritisieren, ihn insgeheim bewundern."

Es folgen noch ein paar nachrangige Hinrunden-Bestmarken:

Bayern ist nicht nur die beste, sondern auch die fairste Mannschaft. Nur zwölf gelbe Karten zeigten die Schiedsrichter den Münchnern in 17 Partien. Das Spiel gegen den SC Freiburg war das Spiel mit den wenigsten Fouls, seit diese gezählt werden: Nur acht Mal gab es in dieser Begegnung einen Freistoß. Das lag aber eher an den Freiburgern, die es schafften, die Münchner nur dreimal zu foulen.

Der jüngste in der Hinrunde eingesetzte Spieler war Bayern-Talent Gianluca Gaudino mit 17 Jahren und 284 Tagen am ersten Spieltag gegen den VfL Wolfsburg.

Der FC Bayern war sechs Mal die laufschwächste Mannschaft eines Spieltages. Das ist Höchstwert in der Liga. Im Schnitt kamen die Münchner auf 114,5 Kilometer pro Partie. Damit liegen sie nur 100 Meter pro Spiel über der laufschwächsten Mannschaft der Liga: Eintracht Frankfurt.

Diesmal ein Guardiola-Zitat: "Du hast nicht gut gespielt, wenn du viel gelaufen bist. Forget laufen, stay in position."

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