Reitsport:Mit Goja zu den fünf Sternen

Deutsches Spring- und Dressurderby

Janne-Friederike Meyer, hier auf dem neunjährigen Goja, bei ihrem beachtlichen Auftritt im Springen der Global Champions Tour in Hamburg.

(Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Springreiterin Janne Friederike Meyer ist auf dem Weg zurück in die Weltspitze. Mit ihrem Wallach hat sie wieder ein aussichtsreiches Pferd.

Von Gabriele Pochhammer, Hamburg

Ein fünfter Platz macht noch keine Furore, selbst in einem großen Springen. Und auch Platz 163 der Weltrangliste sorgt noch nicht für Schlagzeilen. Aber für Janne Friederike Meyer war das Hamburger Derby-Turnier weit mehr als ein Achtungserfolg. Die 36-Jährige galoppiert nach vielen Jahren der Rückschläge und des Neuaufbaus zurück in den Spitzensport, zurück in die großen Arenen, in denen sie ja schon einmal Erfolg hatte. 2011 etwa, als sie den Großen Preis von Aachen gewann oder 2010 in Kentucky, wo sie Mannschaftsweltmeisterin wurde. In den Siegerlisten las man ihren Namen seltener, unter anderem deshalb, weil ihr Holsteiner Lambrasco in den Ruhestand entlassen wurde. Zu sehen war sie nur auf kleineren Turnieren im Hamburger Umland mit jungen Pferden. Beim deutschen Springderby war sie zudem spektakulär gestürzt, aber nun hat sie mit der erst achtjährigen Stute Anna am Sonntag Platz vier belegt - hinter dem überraschenden Außenseiter-Sieger Christian Glienewinkel.

Goja hat Allüren wie alle Stars: Auf dem Abreiteplatz duldet er keine anderen Pferde

Schon im Springen der Global Champions Tour am Samstag, der einzigen Station der höchstdotierten Serie des Springsports auf deutschem Boden, hatte Meyer gezeigt, dass sie wieder da ist. Auf dem belgischen Fuchs Goja wurde sie Fünfte, in Umlauf und Stechen ohne Fehler.

An die Zeit des Siegers Kent Farrington oder des Überraschungszweiten Philipp Weishaupt konnte sie zwar nicht herankommen. Aber die deutsche Elite, Ludger Beerbaum, Christian Ahlmann und Hans-Dieter Dreher, ließ sie hinter sich. "Da hat Janne ein Pferd für die ganz großen Sachen", sagt der zweifache Derbysieger Achaz von Buchwaldt, und auch Bundestrainer Otto Becker war beeindruckt: "Das ist toll, was Janne aus dem Pferd gemacht hat.

Das sieht sehr gut aus." Der mächtige Wallach, mit seinen neun Jahren noch jung im Spitzensport, sprang in Hamburg über seinen ersten Parcours auf höchstem, also auf Fünfsterne-Niveau, und es sah so aus, als spielte er mit den Abmessungen. Ihn so zu trainieren, dass sie noch engere Kurven und damit schnellere Zeiten reiten kann, ist Meyers nächstes Ziel. "Er ist ein großes kraftvolles Pferd, aber er ist auch sensibel wie ein Vollblüter und von daher ganz fein zu reiten", sagt sie. Er hat wie alle Stars seine Macken, etwa indem er auf dem Abreiteplatz keine anderen Pferde in seiner Nähe duldet.

Die Anerkennung des Bundestrainers ist wichtig. Er kann dafür sorgen, dass Meyer in Nationenpreisen und auf großen Turnieren starten und Weltranglistenpunkte sammeln kann. Denn das Prinzip der Global Champions Tour ist so einfach wie kapitalistisch: Ums große Geld dürfen nur die reiten, die schon einiges verdient haben, also Platz eins bis 30 der Weltrangliste besetzen. Aus Deutschland sind das zur Zeit Daniel Deusser, Ludger Beerbaum, Marcus Ehning und Christian Ahlmann.

Andere dürfen auf Wunsch des Veranstalters mitmachen, weil sie für das Publikum interessant sind oder vom Bundestrainer empfohlen werden, wie Janne Friederike Meyer oder Philipp Weishaupt. Aufgefüllt wird das Starterfeld dann noch durch Reiter, die für ihren Start zahlen, indem sie eine so genannte Paycard kaufen. Deren Preis ist nicht offiziell bekannt. Er variiert von Turnier zu Turnier und richtet sich nach der Nachfrage. 15 000 Euro pro Start gilt als Durchschnitt, hilfreich ist es, wenn die Sponsoren der Reiter auch die Veranstaltung finanziell unterstützen, etwa indem sie einen VIP-Tisch kaufen.

Auf weitere Starts bei der Champions Tour hofft sie nicht - vielleicht klappt es bei der EM

Zu den zahlenden Stammgästen der Global Champions Tour gehören demnach die griechische Milliardenerbin Athina Onassis, Scheich Ali Bin Khaled Al Thani aus Katar, der russische Oligarch Vladimir Tuganov oder der Ukrainer Oleksandr Onyshenko, die allesamt mit der Entscheidung in Hamburg nichts zu tun hatten. Das System der Paycards wird auch von den Spitzenreitern sehr kritisch diskutiert. "Es soll eine gerade Linie geben", sagt Christina Liebherr, die Vorsitzende des Internationalen Jumping Riders Clubs. "Wir möchten es für alle fair machen." Die Regeln werden nach Ansicht von Liebherr nicht geradlinig eingehalten. "Eher auf gebogener Linie", beschreibt sie die Mauschelei vorsichtig.

Auf weitere Starts bei anderen Stationen der Tour wagt Janne Friederike Meyer im Moment aber nicht zu hoffen. Sie hat ihren Weg ohnehin anders geplant: Deutsche Meisterschaft, Nationenpreise. "Und natürlich bleibt das Championat das Ziel", sagt sie. Für die EM in Aachen im August wird es wohl eng werden, aber im nächsten Jahr ist das Saisonziel klar: Olympia in Rio de Janeiro. Davon träumt auch Janne Friederike Meyer.

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