Reina-Transfer beim FC Bayern:Beste Aussichten auf die Bank

Pepe Reina

Pepe Reina: Traut sich trotz Neuer nach München

(Foto: dpa)

Pep Guardiola holt mit Pepe Reina einen Torwart mit Champions-League-Format zum FC Bayern - er wird wohl nur im Notfall gebraucht werden. Es ist ein Transfer, der viel über den Trainer, den Verein und seine Finanzkraft aussagt.

Von Thomas Hummel

Was wohl Miguel Reina davon hält? Der FC Bayern München ist ihm wahrlich in schlechter Erinnerung, hat dieser Klub ihm doch einen Traum entrissen. Als ihm ein gewisser Schwarzenbeck in der letzten Minute der Verlängerung aus meilenweiter Entfernung den Ball ins Netz schoss zum 1:1 und er im Wiederholungsspiel gleich vier Stück kassierte. Das war 1974, die Endspiele im Europapokal der Landesmeister. Miguel Reina und Atlético Madrid schrammten Sekunden am größtmöglichen Triumph vorbei. Nun spielt der Sohn beim Gegner.

José Manuel, genannt Pepe, Reina plant gerade eine Reise nach München, wo er sich einer sportmedizinischen Untersuchung stellen möchte. Besteht er diese, wird er anschließend einen Vertrag beim FC Bayern unterschreiben. Karl-Heinz-Rummenigge hat den sich anbahnenden Transfer bestätigt. "Reina ist ein etablierter, sehr erfahrener Spieler, der das Profil der sportlichen Leitung erfüllt", sagte der Vorstandsvorsitzende während der USA-Reise des Klubs in Portland.

Es ist ein verblüffender Wechsel. Einer, der einiges aussagt über die Strahlkraft des Klubs, den Trainer, die finanziellen Möglichkeiten.

Pepe Reina hat 33 Länderspiele für Spanien absolviert. Er stand im Kader, als das Land zweimal Europameister (2008, 2012) und einmal Weltmeister (2010) wurde, auch in Brasilien war er dabei, wenn auch bis auf das letzte bedeutungslose Gruppenspiel nur als Ersatztorwart. Er ist noch Angestellter des FC Liverpool, war in der vergangenen Saison an den SSC Neapel ausgeliehen, wo er in der Champions League spielte. Pepe Reina ist wie sein Vater Miguel ein Torwart, und mit bald 32 Jahren keineswegs im Endstadium seiner Karriere. Dennoch unterschreibt er bald einen Vertrag in einem Klub, in dem bereits der anerkanntermaßen beste Torwart der Welt einen Vertrag hat.

"Er wollte zu Bayern kommen, obwohl er Angebote von anderen großen Klubs hatte. Doch er wollte das Abenteuer München machen, auch wenn er weiß, dass Manuel Neuer Nummer eins bleiben wird", erklärte Rummenigge.

Gewappnet für alle Eventualitäten

Pepe Reina wagt also das Abenteuer München mit der Aussicht auf einen festen Arbeitsplatz auf der Ersatzbank. Dem Klub ist das Abenteuer kolportierte 2,5 bis drei Millionen Euro wert, plus das Gehalt für einen Torwart auf Champions-League-Niveau. Auf dieser Ersatzbank saß bislang auch Tom Starke, der einst bei der TSG Hoffenheim eine tolle Bundesliga-Saison spielte und auch beim FC Bayern während seiner Einsatzzeit überzeugte. Doch Neuer und Starke, das reicht den Münchnern nicht mehr. Das reicht vor allem Trainer Pep Guardiola nicht mehr.

Der Trainer sah in der Endphase der vergangenen Saison, wie sich zuerst Starke am Ellbogen verletzte wochenlang ausfiel. Dann klagte auch Manuel Neuer über Wehwehchen, im DFB-Pokalfinale fiel er so heftig auf die Schulter, dass er fast die WM verpasst hätte. Zwischendurch musste Guardiola den Amateur-Torwart Lukas Raeder ins Tor stellen. Der 20-Jährige ist durchaus talentiert, hatte aber das Pech, in die Schwächephase der bereits als Meister feststehenden Mannschaft zu geraten, und kassierte Gegentore. Dann unterlief ihm in der Relegation der zweiten Mannschaft gegen Fortuna Köln ein fataler Patzer, der den FC Bayern II den Aufstieg in die dritte Liga kostete. Raeder ist inzwischen zu Vitória Setúbal nach Portugal gewechselt. Und Guardiola forderte einen dritten Profi-Torwart.

Kein Interesse, Shaqiri und Boateng abzugeben

Den hat er nun bekommen und wahrlich nicht den schlechtesten. Er kennt Reina noch aus seiner aktiven Zeit beim FC Barcelona, die beiden spielten dort kurz zusammen. Wie Tom Starke die Nachricht von Reinas Verpflichtung gefällt, ist nicht bekannt. Seine Aussichten auf Einsatzminuten sinken nun erheblich. Den Klub zu verlassen, ist aber auch keine Option: "Es war unser Ziel, auf der Position etwas zu tun, um für jede Eventualität gerüstet zu sein", erklärte Rummenigge, "das Torhüterthema ist jetzt komplettiert. Mit diesen drei Torhütern gehen wir in die Saison."

Damit steht nun offensichtlich in München der Kader für die kommende Saison. Rummenigge erklärte zwar, dass der Klub bereit gewesen wäre, weitere Millionen für einen edlen Kicker auszugeben, doch Guardiola wollte nur noch diesen Torwart.

Das bedeutet zudem, dass vermutlich kein Spieler mehr den Klub verlässt. Die Gerüchte aus Spanien, dass der FC Barcelona an Jérôme Boateng interessiert sei, wies Rummenigge zurück. Xherdan Shaqiri hat dem Klub wohl mitgeteilt, dass er öfter auf dem Platz stehen wolle und dafür auch gerne den Wohnort wechseln würde. Doch die bislang eingegangenen Angebote für den Schweizer lehnten die Münchner allesamt ab.

Der in Amerika umschwärmte Julian Green weist Fragen nach einem Wechsel zurück. Green hatte für die USA bei der WM in Brasilien im Achtelfinale gegen Belgien ein Tor erzielt, nun droht ihm wieder der Sturz in die hinterste Reihe des Bayern-Kaders. Offiziell sagt Green derzeit, dass er dennoch in München bleiben wolle. Beobachter halten jedoch eine Änderung der Karriereplanung nach der bayerischen USA-Reise für möglich.

Am 13. August fährt der FC Bayern zum Supercup nach Dortmund, die neu entfachten Streitigkeiten um Marco Reus dürfte die Stimmung noch mehr aufheizen als sie es zwischen den Vereinen ohnehin schon ist. Der verletzte Reus wird dann wohl auf der Tribüne sitzen. Aber vielleicht darf Pepe Reina dieses eine Mal Weltmeister Manuel Neuer ersetzen.

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