Rehden gegen Bayern im DFB-Pokal: La Ola nach dem 0:5

BSV SW Rehden - Bayern München

Duell in der Luft: Der Rehdener Stefan Heyken im Kopfballduell mit dem Münchener Mario Mandzukic

(Foto: dpa)

Sie verlieren deutlich, doch heim gehen sie mit einem Lächeln auf den Lippen: Nach dem Spiel gegen den FC Bayern und der bundesweiten Aufmerksamkeit kehrt wieder Ruhe ein bei Schwarz-Weiß Rehden. Für die Münchner liefert der Pflichtsieg allerhöchstens kleine Hinweise dafür, wer beim Bundesliga-Auftakt in der Startelf steht.

Von Carsten Eberts, Osnabrück

Eine kleine La Ola wogte nach Spielschluss durch die Osnabrücker Arena. Während sich die Bayern schon auf den Weg aus dem Stadion machten, rissen die Spieler von Schwarz-Weiß Rehden mit letzter Kraft ihre Arme in die Luft. Die Zuschauer auf den Rängen taten es ihnen gleich, dann fuhren alle nach Hause. Erschöpft, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.

Das große Spiel gegen den FC Bayern hatte beim Regionalligisten aus dem 1800-Einwohner-Dorf vieles durcheinander gebracht. Die Rehdener waren ins größere Stadion nach Osnabrück umgezogen, ein eigener Song wurde komponiert, das Spiel fand unter Flutlicht statt und wurde im Fernsehen übertragen. Auf Twitter gab es unter #Einbrecherservice den Tipp, es am besten in Rehden zu versuchen. Schließlich seien nur wenige der Einwohner im Dorf verblieben. Wegbeschreibung inklusive.

Doch die Mühen wurden belohnt. Lediglich 0:5 (0:2) hatten die Viertliga-Kicker gegen den Champions-League-Sieger verloren. Ein deutliches Ergebnis, jedoch bei weitem nicht so deutlich, dass sich ein Beteiligter dafür schämen musste. Im Gegenteil. Die Rehdener hatten sich einen Pfostenschuss erarbeitet, bei dem Bayern-Keeper Manuel Neuer wohl chancenlos gewesen wäre. Dazu musste Bayern-Verteidiger Daniel Van Buyten einmal auf der Linie den Ehrentreffer verhindern.

"Nur 0:5" titelte am nächsten Morgen die Neue Osnabrücker Zeitung. "Ich bin stolz auf die Jungs", sagte auch Trainer Predrag Uzelac, dann lächelte er ebenfalls. Rehden habe "in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut gespielt", verteilte sogar Bayern-Coach Pep Guardiola Nettigkeiten. Rehdens Kapitän Kevin Artmann fasste die Geschehnisse schließlich trefflich zusammen: "Als Fußballer müsste man nach einer 0:5-Niederlage niedergeschlagen sein. Aber wenn man gegen den aktuellen Triple-Sieger verliert, ist das Ergebnis schon in Ordnung."

Den eigenen Vortrag handelten die Münchner geschäftsmäßiger ab. Der Sieg war ungefährdet, auch wenn manches noch nicht nach Wunsch klappte. Zu Beginn agierten die Bayern auffallend ideenlos, ein flüssiges Kombinationsspiel war gegen den Regionalligisten selten zu bestaunen. Spätestens nach Thomas Müllers 2:0 (45. Minute) bestand jedoch kein Zweifel mehr am Fortbestand im Pokalwettbewerb. Die weiteren Tore schossen Xherdan Shaqiri (18.), abermals Müller (58./64.) und Arjen Robben (88.).

Kleinste Hinweise auf Bayerns Startformation

"Ich freue mich, dass ich ein bisschen was getroffen habe", sagte Müller, der das Spiel mit einer dicken Beule über dem Auge beendete, die er sich bei einem Zusammenprall geholt hatte: "Wir sind gut drauf und auf einem guten Weg." Herausragend schön war keiner der Treffer, doch die Bayern hatten ihre Aufgabe erfüllt. "Klar, die Leute können sagen, dass wir noch nicht bei 100 Prozent sind", erklärte auch der Niederländer Robben. Dann mahnte er jedoch zur Geduld. Die Mannschaft sei bereit, sagte Robben, "am Freitag werden wir da sein".

Noch ist nicht ganz klar, welche elf Spieler aus dem illusteren Kader zum Bundesliga-Start gegen Borussia Mönchengladbach am Freitag auf dem Platz stehen werden. Guardiola kann aus seinem annähernd vollen Kader schöpfen, lediglich Mario Götze befindet sich noch im Aufbautraining. Holger Badstuber fällt ohnehin länger aus. Xherdan Shaqiri wird vor Saisonbeginn nicht mehr abgegeben, anders könnte es sich in Sachen Luiz Gustavo verhalten, der auch am Montagabend nicht im Kader stand. Wen also wird Guardiola aufstellen?

Der Auftritt in Rehden brachte allerhöchstens kleinste Hinweise. Etwa, wie sich Guardiola über Mario Mandzukic äußerte. Zuletzt war einiges über dessen Position in Guardiolas Hierarchie gemutmaßt worden. Mal fühlte sich Mandzukic vom Trainer nicht genug geschätzt (und tat dies auch kund). Mal hieß es, Guardiola könnte sogar auf einen Mittelstürmer im System verzichten, was Mandzukic ziemlich sicher auf die Ersatzbank befördern würde. Mandzukic zeigte gegen Rehden gewiss nicht sein allerbestes Spiel, was schon damit zusammenhing, dass er keine seiner mindestens drei guten Tormöglichkeiten verwerten konnte.

Trotzdem hatte sich Guardiola den Kroaten für ein Extralob herausgepickt. Er sei "sehr zufrieden mit seiner Performance", sagte Guardiola über Mandzukic, der "unglaublich gearbeitet" habe. Gut möglich, dass der Coach Mandzukic' Engagement mit einem Startplatz gegen Gladbach belohnt. Aus dem Fehlen von Philipp Lahm, Franck Ribéry und Neuerwerb Thiago Alcántara wollte Guardiola indes keine Freistaatsaffäre machen. Thiago habe kleinere Probleme am Fuß, keine Rede jedoch davon, dass Thiagos Mitwirken zum Ligastart in Frage steht.

Und Lahm und Ribéry? Sie hätten in der Vorbereitung zu viele Spiele absolviert, erklärte Guardiola knapp. Sie erhielten eine kleine Ruhepause. Ruhe, das kann nun auch manch Angestellter von Schwarz-Weiß Rehden gebrauchen. Die Spieler hatten in den glitzernden Teil des Fußballbetriebs reinschnuppern können, nun kehrt der Alltag zurück. "Jeden Tag waren Kameras beim Training, das war schon krass", sagte Christian Hegerfeld. Fußballdeutschland weiß nun nicht nur, wo Rehden liegt, sondern dass dort auch ordentlicher Fußball gespielt wird.

"Bin ich froh, wenn hier alles wieder normal ist", stöhnte nebenan eine Ordnerin, während die letzten Bayern-Spieler zum Bus schlurften. Auch Alexander Neumann, der Manuel Neuer fast bezwungen hätte, machte einen geschafften Ausdruck. Die Mannschaft werde noch zusammen essen, berichtete Neumann nach dem Duschen, um das Ereignis sacken zu lassen. Dann müssten manche Spieler aber bald ins Bett. Etwa Neumann selbst, der Fast-Torschütze. Er sitzt an diesem Dienstag schon wieder im Büro. Dienstbeginn war um acht Uhr.

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