Regionalliga-Serie:Nicht wunschlos, aber glücklich

Trainer Uwe Wolf Burghausen gibt vom Spielfeldrand Anweisungen waehrend dem Testspiel zur 1 Fussb; Uwe Wolf

"In dieser ausgeglichenen Liga darf man keinen Millimeter nachgeben." - Uwe Wolf bleibt sich auch in der vierten Spielklasse rhetorisch treu.

(Foto: Schiffmann/imago)

SVW-Trainer Uwe Wolf sieht Burghausen noch nicht als Aufstiegskandidat.

Von Christoph Leischwitz

In Zukunft, sagt Uwe Wolf, wolle er natürlich darauf achten, dass solche Partien nicht mehr so knapp enden wie am vergangenen Dienstag. "Das sollte man eigentlich abgezockt runterspielen", findet der Trainer von Wacker Burghausen. Die Abgezocktheit, die fehle im Moment aber noch ein wenig, und das oberbayerische Derby am Dienstag gegen den TSV Buchbach darf dafür als Beweis gelten: 3:0 stand es für den ehemaligen Profiklub nach 74 Minuten. Doch dann folgten ein Foulelfmeter, der zum 1:3 führte (81.), das 2:3 drei Minuten später, und zudem noch einen gelb-rote Karte für den eigentlich erfahrenen Benjamin Kindsvater in der Nachspielzeit.

Am Ende hatte Wacker ein hitziges Spiel doch noch 3:2 gewonnen und gehört nun, vermeintlich unabgezockt, zu einer recht schnell zusammengeschrumpften Gruppe an ungeschlagenen Teams der Regionalliga Bayern. Der SVW, so scheint es, könnte tatsächlich ein Geheimfavorit auf den Titel sein. Zumal die Punkte gegen den TSV 1860 München II (1:1) und am Dienstag vor 1850 Zuschauern verdient erkämpft waren.

Es ist immer etwas los beim früheren Profiklub mit dem impulsiven Cheftrainer. Dafür sprechen allein schon sechs gelbe Karten und zwei Platzverweise aus den ersten beiden Partien. "Naja, ich verlange schon ein aggressives, sauberes Zweikampfverhalten", sagt Wolf. In diesem Zusammenhang wirkt seine Aussage, man dürfe "in dieser ausgeglichenen Liga keinen Millimeter nachgeben", fast zweideutig. Die ersten beiden Spiele haben jedenfalls gezeigt: Burghausen ist giftig und in jeder Beziehung ein unangenehmer Gegner.

Die gelb-rote Karte, die hatte Wolf am nächsten Morgen vor der Mannschaft auch angesprochen. "Das war auch wegen Ballwegschlagen und einer kleinen Rangelei", klagte Wolf, Stichwort Abgezocktheit.

Ansonsten hat er aber recht wenig am Spiel seiner Mannschaft auszusetzen, bei der er die Qual der Wahl hat. Nach zahlreichen prominenten Zugängen in der vergangenen Winterpause stießen im Sommer weitere sieben externe Spieler zum Kader (darunter der ausgeliehene Christoph Rech, der nach einer Leihe von Jahn Regensburg nun bleibt). Dieser sei nun ziemlich breit aufgestellt, findet auch Wolf, und wird nicht müde, Einwechselspieler und Zugänge besonders hervorzuheben. "Marcel Mosch hat gegen Buchbach ein sauberes 1:0 geschossen", sagt der 47-Jährige zum Beispiel über den Offensivspieler, der vom SV Seligenporten kam. "Und dann möchte ich mich auch noch beim Verein bedanken, dass wir kurzfristig noch so jemanden wie Kevin Hingerl verpflichten konnten." Der drittligaerfahrene Verteidiger kam: aus Buchbach. Und spielte am Dienstag von Beginn an. Wolf gefallen Spieler, die vor Konflikten nicht zurückschrecken.

Die Richtung ist klar: Der SV Wacker Burghausen will mit gestandenen Fußballern und aussichtsreichen Talenten, denen es bisweilen nur noch ein bisschen an Abgezocktheit fehlt, wieder in den Profibereich aufsteigen. Das hat Wolf auch schon in der vergangenen Saison mehrmals gesagt, und deshalb ist er auch Trainer dieser Mannschaft. Unmittelbar nach dem Abstieg aus der dritten Liga vor gut einem Jahr hieß es im Verein noch, man wolle sich nun auf Aufgaben im Breitensport konzentrieren. Doch dann kam der geschasste Wolf zurück, nun wird ihm fast jeder Wunsch erfüllt. Im Übrigen verbreitert sich aktuell auch der Trainerkader: In Ronald Schmidt hat Wolf nun einen zusätzlichen Assistenten neben Stanley König zur Verfügung. Schmidt war elf Jahre Stammspieler bei Wacker.

Doch in einer Angelegenheit bleibt auch der generell so angriffslustige Wolf betont defensiv: "Das ist noch lange hin", antwortet er auf die Frage, ob seine Mannschaft auch schon für diese Saison ein Aufstiegskandidat ist. Dafür müssten die Strukturen im Verein weiter wachsen, ein wenig nötiges Kleingeld fehle auch noch. Doch er hat Zeit. "Es ist überragend hier", so Wolf. Er hoffe, dass er noch eine Weile bleiben könne.

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