Regionalliga-Serie:Der Antritt des Geparden

29 08 2015 Fussball Saison 2015 2016 Regionalliga Bayern 08 Spieltag 1 FC Nürnberg Nuernb; Patrick Weimar 1. FC Nürnberg Regionalliga

"Ich bin der stille Begleiter, der mal was sagen kann, wenn es nötig ist": Patrick Weimar, noch im Club-Trikot.

(Foto: imago/Zink)

Nach fünf Jahren beim Club ist Patrick Weimar, 20, in Bayreuth sofort ein Fixpunkt.

Von Christian Bernhard

Klar ging der linke Arm nach oben, einer wie Patrick Weimar macht so gut wie alles mit links. Der Spieler der SpVgg Bayreuth zeigte an: Her mit dem Ball, ich weiß, was zu tun ist. Als der Ball in der 30. Minute bei ihm landete, setzte er sein Versprechen in die Tat um - und beförderte den Ball ins Netz. Vor seinem Treffer zum 2:0 hatte Weimar am vergangenen Freitag bereits mehrfach für Aufregung in der Hintermannschaft des TSV 1860 München II gesorgt, mit seinem beeindruckenden Antritt war er den Jung-Löwen mehrfach entwischt, nur seine Abschlüsse waren zu unpräzise gewesen - zumindest bis zu jener 30. Minute. "Wir wollten ein Ausrufezeichen setzen", sagt Weimar zum 4:2-Sieg am zweiten Spieltag der Regionalliga Bayern.

Das ist besonders ihm gelungen. Nicht nur sein Teamkollege Philipp Hannemann befand, Weimar und Marius Strangl, sein Pendant auf rechts, hätten in der ersten Hälfte "sehr wichtige Läufe für uns gemacht". Weimars Tempo brachte den Kommentator von TV Oberfranken sogar dazu, ihn den "Mann mit dem Geparden-Gen" zu nennen. "Die Schnelligkeit und der Zug zum Tor sind meine Stärken", sagt Weimar über sich selbst, zudem bezeichnet er sich als "kleinen Kämpfer". Bayreuths Co-Trainer Marc Reinhardt bestätigt das: Weimar sei "sehr ehrgeizig und dynamisch", die Kombination aus seinem Tempo und seinem linken Fuß seine größte Stärke.

Diese setzte der gebürtige Bayreuther in den ersten Liga-Spielen sehr gut ein, sein Tor gegen die Münchner war sein zweites im zweiten Spiel, auch zum Auftakt beim 2:4 gegen Hof hatte er getroffen. "Wenn es so weitergeht, sind wir alle zufrieden", sagt Reinhardt.

Weimar ist Teil der Verjüngung des Kaders, allerdings ist der Außenspieler kein "normaler" junger Spieler, schließlich habe er in der U23 des 1. FC Nürnberg "schon seinen Mann gestanden", betont Trainer Christopher Starke. Dieses Selbstverständnis verkörpert Weimar auch. In seinen fünf Jahren in der Nachwuchsabteilung des Club sei er selbstbewusster geworden, "ich habe ein ganz anderes Auftreten und Körpersprache". Trotz seiner erst 20 Jahre bringt er sich teamintern mit ein, ohne die Hierarchien über den Haufen zu werfen: "Ich bin der stille Begleiter, der auch mal was sagen kann, wenn es nötig ist."

Weimar hat in Nürnberg mitbekommen, wie es im Profibereich zugeht. Nach mehreren Jahren in der Club-Jugend war er in den vergangenen zwei Spielzeiten Teil der zweiten Mannschaft der Franken, dort lernte er die Höhen und Tiefen des Profi-Fußball-Geschäfts kennen. Das prägte ihn: "Was ich in Nürnberg erlebt habe, kann mir keiner mehr nehmen." Dazu gehörte eine A-Jugend-Reise zu einem Turnier nach Japan und viele Gespräche mit dem langjährigen Bundesligaprofi Andreas Wolf, der in Nürnberg Co-Trainer war und zu dem Weimar ein enges Verhältnis hatte. Diese Erlebnisse und die zweijährige Regionalliga-Erfahrung beim Club machen ihn zu einem Orientierungspunkt für die anderen jungen Spieler im Bayreuther Kader. "Er erkennt Situationen schneller und leichter als andere", sagt Reinhardt, "er ist schon erfahren." Und locker. Weimar sei für jeden Spaß zu haben, manchmal auch ein bisschen chaotisch, berichtet der Co-Trainer und ergänzt schmunzelnd: "ein typischer Linksaußen eben."

Dabei ist er das rein positionstechnisch überhaupt nicht. Weimar hat oft links hinten gespielt und kann sogar auf eine - wenn auch kurze - Zeit als Innenverteidiger blicken. In der A-Jugend sei das gewesen, erzählt er, "aber das war nur ein Projekt von drei, vier Wochen", sagt er und lacht. Er fühle sich vorne wohler, da könne er seine Geschwindigkeit ideal einsetzen. Aber doppelt ausgebildet zu sein, sei keinesfalls verkehrt, denn als Außenspieler "bist du auch nach hinten gefordert".

Reinhardt glaubt, dass Weimar bei der SpVgg, für die er schon vor seinem Wechsel zum Club gespielt hatte, ein "Leistungsträger werden kann und auch soll". Dazu passt, dass er trotz des gelungenen Auftaktes bescheiden bleibt. Ob er sich eine Tormarke vorgenommen habe? "Gar nicht. Ich weiß, wie schnell es geht - positiv und negativ."

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