Regionalliga-Serie:Alles neu

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Mit der Spielphilosophie und vielen unerfahrenen Spielern hat der FC Augsburg II Probleme.

Von Christian Bernhard

Tobias Luderschmids Auftritte nach den ersten Saisonspielen seiner Mannschaft verliefen nach einem sich wiederholenden Muster. "Sehr frustrierend" sei es, sagte der Trainer des FC Augsburg II nach der 0:2-Niederlage am vergangenen Wochenende bei der SpVgg Unterhaching. "Individuelle Fehler" hätten die Partie zu Ungunsten seiner Mannschaft entschieden, deren Auftreten er als "insgesamt zu naiv" beschrieb. So ähnlich war es Luderschmid auch schon an den ersten sechs Regionalliga-Spieltagen gegangen.

Sein Team war bis auf das 0:4 gegen Ingolstadt II nie chancenlos gewesen, wartet aber immer noch auf den ersten Saisonsieg. Zwei mickrige Punkte haben die Schwaben erst gesammelt, der letzte Tabellenplatz ist die logische Konsequenz daraus. "Ich schaue nicht so oft auf die Tabelle", sagt Luderschmid fast schon trotzig, "aber damit kann ich schon umgehen." Der 33-Jährige hat das Regionalliga-Team der Schwaben zu dieser Saison übernommen, nachdem es sein Vorgänger Dieter Märkle zuvor ins sichere Mittelfeld oder höher geführt hatte.

Luderschmid kam vom Landesligisten TSV Nördlingen, zuvor hatte er auch den TSV Rain/Lech in der Regionalliga trainiert. Der FCA ist seine erste Station im Profifußball. Er war mit seinem Team als eines der ersten der Liga in die Vorbereitung eingestiegen, und hatte da schon vorbeugend erklärt, die viele Zeit zu benötigen, um nach dem "fast kompletten" Umbruch "zueinander zu finden". Die Probleme kamen also nicht völlig überraschend. Der 33-Jährige verweist auf die "völlig neue Spielphilosophie", die vom Nachwuchs-Cheftrainer Manuel Baum vorgegeben werde: "Alles ist neu, wir haben viele inhaltliche Dinge geändert."

Baum, der in seine zweite Saison als Verantwortlicher des Jugendbereichs geht, sagt, das Ziel sei, die Spielphilosophie sehr stark an den Profis auszurichten. Alle Jugendspieler von der U10- bis zur U23-Mannschaft sollen, was Laufwege und Spielschema betrifft, so vorbereitet sein, dass sie sich, wenn sie bei den Profis landen sollten, nur noch an das Tempo gewöhnen müssen. Baum hat diese Philosophie vergangene Saison in seinem ersten Jahr beim FCA sukzessive angestoßen, "völlig neu" seit diesem Sommer sei, "dass sie extrem an die Profis angelehnt ist", erklärt er.

Dem Regionalliga-Team fehlt es derzeit aber an etwas ganz banalem: an Toren. Ein einziger Treffer gelang den Schwaben in den ersten sieben Partien erst - eine Zahl, die für sich selbst steht. Offensivkräfte wie Albion Vrenezi, 21, und Efkan Bekiroglu, 19, beide vom FC Unterföhring, kamen mit nur etwas Bayernligaerfahrung nach Augsburg. Maik Uhde, 21, und David Spies, 20, weisen zwar Regionalliga-Einsätze auf, zusammen haben sie aber auch erst vier Treffer in dieser Spielklasse erzielt. Luderschmid betont zwar wenig überraschend, "absolutes Vertrauen" in seine Spieler zu haben, spricht aber auch von einer "riesen Umstellung" für diese Spieler und sagt: "Der Schritt von der Bayernliga in die Regionalliga ist ein gewaltiger."

Ist die Mannschaft, die in dieser Saison sechs der sieben jüngsten Startformationen der Liga gestellt hat (viermal war sie dabei im Schnitt jünger als 20 Jahre), schlicht zu jung für diese schwierige Situation? Baum sagt, daran "noch gar nicht" gedacht zu haben, unterstreicht aber, dass der Regionalliga-Verbleib des U23-Teams für die Arbeit im Nachwuchsbereich "sehr wichtig" sei. Luderschmid bezieht sich bei dieser Frage auf die Rolle des U23-Teams beim FCA. "Natürlich" würden ältere Spieler mit so einer Situation vielleicht anders umgehen, "wir sind aber eine Ausbildungsmannschaft und haben die eben nicht." Dass gerade im Offensivbereich erfahrene Spieler einer sehr jungen Mannschaft weiterhelfen können, hat diese Saison auch der FC Bayern München II erkannt und sich den in Kürze 28 Jahre alt werdenden Karl-Heinz Lappe geholt.

Luderschmids größte Hoffnung ist die Zeit. Die anderen Ausbildungsmannschaften wie Nürnberg oder Fürth seien in der Vergangenheit auch erst ab dem Herbst stärker geworden, erklärt er, "weil die Jungs da gereifter sind und wissen, was in der Regionalliga gefragt ist". Erste erfreuliche Ergebnisse sollten aus Sicht des Trainers allerdings schon früher kommen. Er wisse nämlich, sagt Luderschmid, dass er "irgendwann an Ergebnissen gemessen" werde.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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