Regionalliga Bayern:Eingespielte Wucht

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Dynamischer Stil: Geführt vom ehemaligen Bundesligaprofi Timo Rost pflegt Amberg das schnelle Spiel. (Foto: imago/Zink)

Kein anderes Team hat in dieser Saison bislang öfter getroffen als Aufsteiger FC Amberg. Der Klub könnte aber bald vom Staatsanwalt getroffen werden: Vorwürfe über Scheinselbständigkeit liegen in der Luft.

Von Christian Bernhard

Sechs Wochen ist es her, da musste Daniel Weber, Trainer des VfR Garching, mit gesenktem Haupt und leiser Stimme den Abstieg seiner Mannschaft kommentieren. Garching hatte soeben das letzte Regionalliga-Relegationsspiel gegen den FC Amberg mit 0:1 verloren, Amberg war damit auch in seinem vierten Relegationsspiel ohne Gegentor geblieben. In Webers Worten schwang mit, dass er kein Fan der Art und Weise war, mit der Amberg zu Werke gegangen war. Ambergs Defensivtaktik hatte bei Weber tiefe Spuren hinterlassen.

Aktuell zeichnet der FC Amberg ein völlig anderes fußballerisches Bild von sich. Als Aufsteiger belegt Amberg nach sieben Punkten aus drei Spielen Rang zwei in der Regionalliga Bayern, besonders beeindruckend sind die 10 Tore, die die Oberpfälzer bereits erzielt haben: Keine Mannschaft in der Liga hat öfter getroffen.

Erst mauern, dann knipsen - ein Widerspruch? Nicht für den FC Amberg. "Das war absolut nicht unser Stil", erklärt FCA-Trainer Timo Rost. Der ehemalige Bundesligaprofi betont, dass es ihm in der Relegation "einfach nur ums Weiterkommen" gegangen war, schließlich können man sich in der Relegation "für Schönspielerei rein gar nichts kaufen". Jetzt, im normalen Ligabetrieb, sei das völlig anders. Der FCA zeigt wieder sein offensives Gesicht, das er schon in der vergangenen Bayernliga-Saison mit 76 Toren in 34 Spielen gepflegt hat. Einer der Hauptgründe für den erfolgreichen Start ist die Tatsache, dass die Aufstiegs-Mannschaft nicht wild umgekrempelt wurde. "Wir sind eingespielt", erklärt Rost, "die Abläufe passen". Dazu gesellt sich eine ordentliche Portion Selbstvertrauen, schließlich ist der FCA mittlerweile seit 26 Pflichtspielen ungeschlagen. Sogar die aufgrund der vier Relegationsspiele kurze Sommerpause kommt dem Team derzeit zu Gute. "Wir mussten im Kraft- und Spritzigkeitsbereich nicht so viel machen", erklärt der Sportliche Leiter Bernd Scheibel. Memmingens Trainer Christian Braun hob nach dem 1:4 zum Saison-Auftakt explizit das Tempo im FCA-Spiel hervor, speziell "die schnellen Angriffe".

Anfang der Woche besserte der FC Amberg mit Junior Torunarigha noch einmal personell nach. Der 25-jährige Deutsch-Nigerianer, Sohn des ehemaligen Zweitliga-Profis Ojokojo Torunarigha, der nach dem Mauerfall der erste afrikanische Profi im ostdeutschen Fußball war, kommt mit der Empfehlung von 20 Drittliga- und knapp 100 Regionalliga-Einsätzen nach Amberg und dürfte mit seinen Maßen (1,91 Meter groß, 88 Kilogramm schwer) für zusätzliche Wucht im FCA-Spiel sorgen. Möglich machte die Verpflichtung, dass er einen Arbeitsplatz in Amberg gefunden hat; er arbeitet nun, laut Scheibel, wie vier weitere FCA-Spieler im Betrieb des Hauptsponsors und FC-Vorstandsvorsitzenden Helmut Schweiger, der in den letzten Jahren eine sechsstellige Summe in die Fußball-Abteilung investiert haben soll. Schweiger, der früher selbst im Verein gespielt hat und seit 2012 an der Klub-Spitze steht, geriet Ende April in den Fokus, als im Rahmen einer Razzia der Abteilung "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" des Zollamts Weiden beim FC auch sein Betrieb durchforstet worden war. Im Raum standen der Verdacht der Scheinselbstständigkeit und die Frage, ob FCA-Spielern unter der Hand mehr bezahlt wurde als angegeben. Markus Pfaller, Sprecher der Regensburger Staatsanwaltschaft, bestätigte damals, dass es in den Ermittlungen um "Sozialabgaben" und "Beschäftigungsverhältnisse" gehe.

Mittlerweile sind drei Monate in der Causa vergangen, und der FC Amberg gibt sich optimistisch, was den Ausgang des Ermittlungsverfahren betrifft. Er gehe davon aus, dass keine "größeren Sachen" mehr kommen, erklärt Scheibel. Pfaller sagt, dass die Ermittlungen durch das Hauptzollamt abgeschlossen seien und der Vorgang der Staatsanwaltschaft vorliege, Zwischenergebnisse aber gebe es keine. Bis eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft fällt, will der FC Amberg weiterhin für Furore auf dem Platz sorgen. Mit einem schnellen, dynamischen Fußball, der die Gegner vor Rätsel stellt.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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