Regensburgs Trainer:Zwischen Weltpokal und Beppo

1860 Muenchen v Jahn Regensburg - 2. Bundesliga Playoff Leg 2

Sein größter Erfolg als Trainer: Heiko Herrlich.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Jahn-Trainer Heiko Herrlich, einst Champions-League-Sieger, kennt alle Höhen und Tiefen des Geschäfts.

Von Christoph Leischwitz

Ein Feierbiest ist er nicht gerade, das steht nach dem zweiten Aufstieg innerhalb eines Jahres fest. Und eigentlich hatte Heiko Herrlich auch gar nicht das mitgebracht, was sie in Regensburg von ihm erwartet hatten: Sie wollten einen Trainer mit der Aura eines Champions-League-Siegers und Bundesliga-Torschützenkönigs. Einen, der Jahn Regensburg nicht nur sportlich, sondern auch mit seinem guten Namen wieder in Deutschland bekannt macht.

Bekommen haben sie einen Demut predigenden, hageren 45-Jährigen, der Beppo zum Vorbild hat - den Straßenkehrer aus Michael Endes Buch "Momo", der immer davor warnt, ja nicht zu weit nach vorne zu blicken, immer nur direkt vor sich auf den Boden, dorthin, wo man gerade fegt. Herrlich erzählt oft von Beppo, meistens erntet er dann Schmunzeln. Auf den Fußball übertragen, klingt das Prinzip ziemlich langweilig: Wir denken von Spiel zu Spiel. Doch Herrlich hat so dazu beigetragen, dass der SSV Jahn künftig wenigstens den Glanz der zweiten Bundesliga zelebrieren darf.

Als es im Spätherbst 2015 mit Herrlichs Vorgänger Christian Brand zu kriseln begann, da sorgte der Klub zunächst wieder für kuriose Schlagzeilen. Brand wurde entlassen, aber nicht sofort - erst zur Winterpause. Bei einem Auswärtsspiel in Schweinfurt, bei dem der Jahn durch ein 1:2 die Tabellenführung verlor, stand Herrlich ein paar Meter neben dem Noch-Trainer und sah zu. Er war geschockt, wie verunsichert die Mannschaft spielte; an diesem Abend soll er kurz sogar gezweifelt haben, ob das eine gute Idee sei, dieses Team zu übernehmen. Allzu viel Trainererfahrung hatte er da noch nicht, sein größter Erfolg war bis dahin ein dritter Platz mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft bei der WM 2007. Beim DFB ging es trotzdem nicht weiter, beim VfL Bochum trat er 2009 einen Feuerwehrmann-Job an und wurde am vorletzten Spieltag 2010 entlassen. Berichte von Wutausbrüchen des Trainers wurden damals kolportiert.

Kurz danach muss Herrlich "Momo" gelesen und das Beppo-Prinzip verinnerlicht haben. Denn bei seinen nächsten Stationen wirkte der ehemalige Stürmer von Borussia Dortmund ruhig und bescheiden. Er ging zum damals hoch verschuldeten Drittligisten Unterhaching, danach in die Jugendabteilung des FC Bayern. Von eigenen Ambitionen redet Herrlich seither kaum noch. "Ich weiß, was nach oben und unten möglich ist. Ich bin als Weltpokalsieger im Pokal gegen Trier ausgeschieden", hat er kürzlich gesagt.

Als Aufstiegstrainer sagte Herrlich nun in der Münchner Arena, er sei "glücklich und dankbar", ein Teil von Jahn Regensburg sein zu dürfen - und das meint er auch so. Die Bescheidenheit passt auch zum Budget der GmbH des Jahn, das sich mit dem Aufstieg zwar vervielfachen wird. Aber für große Sprünge wird es weiter nicht reichen. Herrlich wird auch in Zukunft bescheidene Spieler suchen, von anderen Klubs enttäuschte oder zumindest hungrige Talente. Und dann wird er ihnen im übertragenen Sinne einen Besen in die Hand drücken und sagen, dass sie bloß nicht zu weit gucken sollen. So, wie er es vorlebt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: