Real Madrid in der Einzelkritik:Casillas spendiert Vino Tinto

Der Real-Torwart lädt seine Verteidiger auf ein Gläschen ein. Luka Modric schießt beim Aufwärmen einen Ordner K.o. und Karim Benzema ist entspannt wie beim Badeurlaub. Real Madrid beim 1:0 gegen die Bayern in der Einzelkritik.

Von Lisa Sonnabend, Madrid

Real Madrid in der Einzelkritik

Iker Casillas

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(Foto: AFP)

Der Real-Torwart lädt seine Verteidiger auf ein Gläschen ein. Luka Modric schießt beim Aufwärmen einen Ordner K.o.. Und Karim Benzema ist entspannt wie beim Badeurlaub. Real Madrid beim 1:0 gegen die Bayern in der Einzelkritik. Iker Casillas: "San Iker" darf nur noch in der Champions League und im Pokal im Tor stehen - macht dies jedoch außerordentlich gut. Nach der vierten Bayern-Ecke durfte er auch endlich ins Spiel eingreifen und nicht mehr nur die Bälle in Richtung Eckfahne rollen. Hatte zwar enorm viel Trubel in seinem Territorium, aber so wenige gefährliche Bälle abzuwehren wie nur selten bei einem Champions-League-Spiel in den 15 Real-Jahren. Nur einmal tauchte plötzlich Götze vor ihm auf und er zeigte, warum er noch immer Spaniens Nationaltorwart ist. Gibt seinen Verteidiger-Kollegen sicherlich noch ein Gläschen Vino Tinto aus.

Real Madrid in der Einzelkritik

Daniel Carvajal

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(Foto: dpa)

Daniel Carvajal: Der 1,73 Meter kleine Spanier weiß, wie die Bayern zu schlagen sind. Mit seinem Ex-Klub Leverkusen gewann er in der vergangenen Saison schon einmal gegen die Münchner - und zwar, als sie noch nicht Meister waren. Spielte gegen Ribéry und hatte sich sicherlich auf einen anstrengenden Abend eingestellt, doch ihm machte der flinke Alaba mehr zu schaffen als der erneut nicht ganz so raffinierte Franzose.

Real Madrid in der Einzelkritik

Pepe

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(Foto: AFP)

Pepe: Eigentlich Képler Laveran Lima Ferreira, von gegnerischen Fans auch "Mörder" genannt. Der 31-Jährige pflegt den Gegner nicht auszuspielen, sondern umzusensen. Trat mal auf Messis Hand und blieb stehen, immer wieder prügelt oder tritt er Gegner. Sein Rekord: zehn Spiele Sperre. Fügt jedoch nicht nur Schmerz zu, sondern erträgt ihn auch. Köpfelte eine Bayern-Ecke nach der anderen aus der Gefahrenzone, in einen scharfen Schuss von Mandzukic stellte er sich todesmutig. Einmal zwirbelte er Ribéry von den Beinen, bekam dafür nicht einmal ein Foul angezeigt, dafür hallten begeisterte "Pepe, Pepe"-Rufe von den Rängen. Da kann Dante sich etwas abschauen, mittlerweile sogar frisurentechnisch.

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Sergio Ramos

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(Foto: REUTERS)

Sergio Ramos: Zog beim letzten Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern den Spott der Welt auf sich, als er seinen Elfmeter bis unter das Stadiondach verzog. Zu Ehren seines Schusses entwickelten ein paar Nerds sogar ein Computerspiel, "Angry Ramos" wurde schon mehr als 100.000 Mal heruntergeladen. Sorgte an diesem Abend im Bernabéu dafür, dass demnächst keine neue Version nötig wird. Gewährte gemeinsam mit Pepe kaum einem Menschen in rotem Trikot Zutritt in den Madrider Strafraum. Die beiden könnten sich als Türsteher in Münchens Nobeldisco P1 bewerben. Im Gegensatz zu Pepe bekam Ramos allerdings keine Sprechchöre. Liegt vielleicht an der Frisur.

Real Madrid in der Einzelkritik

Fabio Coentrao

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(Foto: AFP)

Fabio Coentrao: Übt seine Rolle als linker Verteidiger seit Jahren so vorbildlich aus, dass Louis van Gaal ihn 2010 zum FC Bayern holen wollte. Die Münchner werden es nun bereuen, dass sie ihn stattdessen zu Real ziehen ließen. Der Portugiese belieferte Benzema in der 18. Minute mit einer wunderhübschen Flanke, die zum ersten Tor des Abends führte. Erledigte auch die Aufgabe, Robben zu bewachen, erfolgreich: Zwar entwischte ihm der Niederländer ab und an, doch gefährlich wurde der kaum. Hatte alles unter Kontrolle.

Real Madrid in der Einzelkritik

Luka Modric

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(Foto: REUTERS)

Luka Modric: Schoss beim Aufwärmen einem Ordner den Ball an den Kopf, so dass dieser kurz zu Boden ging. Danach agierte der Kroate behutsamer. Half Xabi Alonso dabei, den ein oder anderen Bayern-Angriff geschickt abzublocken. Belieferte zudem Ronaldo, Benzema und di Maria mehrmals mit langen, aber platzierten Bällen. Ist erst seit 2012 bei Real, der Verein ist ohne ihn schon jetzt kaum mehr vorstellbar. Auch wenn an diesem Abend niemand seinen Namen sang.

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Xabi Alonso

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(Foto: AFP)

Xabi Alonso: So etwas wie der Bastian Schweinsteiger von Real Madrid: schon lange im Geschäft, oft verletzt und zumindest derzeit nicht mehr ganz so cheffig. Behielt diesmal jedoch die Übersicht, setzte Benzema in Szene und lenkte das Spiel - auch mal mit einem geschickten Rückpass. Nur einmal passte der 32-Jährige direkt auf den Ex-Madrider Robben, die Kollegen eroberten den Ball jedoch umgehend zurück.

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Angel Di Maria

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(Foto: REUTERS)

Ángel di María: Erblickte wie Messi und Che Guevara im argentinischen Rosario das Licht der Welt. Seine Markenzeichen: dürr, schnell, kreativ. Half mit, dass die wenigen Angriffe Madrids gefährlich wurden. Harmonierte mit Benzema. Seine beste Torchance vergab er allerdings kläglich, ballerte aus kurzer Distanz fast genauso hoch unters Stadiondach wie vor zwei Jahren Sergio Ramos. Trägt den wohl schönsten Namen aller Champions-League-Teilnehmer. Die Madridistas sangen ihn dennoch nicht.

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Isco

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(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Isco: Da Gareth Bale wegen Magenschmerzen zunächst nicht mitspielen konnte, durfte Isco aufs Feld. Der 22-Jährige spielt die erste Saison bei Real. Dafür, dass die gesamten Hoffnungen des Landes auf ihm ruhen, demnächst das Erbe der Iniesta-Generation anzutreten, machte er die Sache erstaunlich gut. In einer einzigen Bewegung wehrte er einmal einen Bayern-Angriff ab und zwirbelte bei der Drehung den Ball mit Wucht nach vorne, doch ein Kollege war nicht zur Stelle. Als er in der 81. Minute ausgewechselt wurde, skandierte das Stadion seinen Namen.

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Cristiano Ronaldo

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(Foto: AFP)

Cristiano Ronaldo: Der gerade noch rechtzeitig genesene Portugiese soll neulich in der Kabine erzählt haben, er sei sicher, er könne schon bald Lionel Messi übertreffen und fünfmal Weltfußballer werden. Ein realistischeres Ziel des zweifachen Weltfußballers: 15 Tore in einer Champions-League-Saison zu schießen, das hat selbst Messi noch nicht geschafft. Eines fehlt Ronaldo noch. Gegen die Bayern köpfelte er einmal aufs Tor, einmal ballerte er darüber hinweg, einmal schoss er knapp daneben. Nach 73 Minuten trabte er zur Seitenlinie, Knie und Oberschenkel brauchten offenbar doch noch ein wenig Schonung.

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Karim Benzema

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(Foto: dpa)

Karim Benzema: Der gefährlichste Spieler bei Real, findet zumindest Franz Beckenbauer. Und der hat natürlich mal wieder Recht. Ribérys Freund tauchte das erste Mal in der 16. Minute gefährlich im Strafraum auf - da stand er allerdings im Abseits. Drei Minuten später bekam er eine Flanke von Coentrão derart vorbildlich serviert, dass er nur noch den Fuß hinhalten musste. In der zweiten Hälfte ließ er es entspannt angehen wie beim Badeurlaub an der Costa Brava. Abzuwarten, ob Ribéry ihn auf die nächste Geburtstagsfeier noch einmal einlädt.

Real Madrid in der Einzelkritik

Raphael Varane

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(Foto: AFP)

Raphael Varane: Sorgte dafür, dass nach der Auswechslung von Franck Ribéry wieder zwei Franzosen im Bernabéu auf dem Platz standen. Kam in der 72. Minute für Pepe. Ließ immerhin einmal noch Götze bedrohlich in den Strafraum hineinwuseln, Casillas war aber zur Stelle. (Archivbild)

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Gareth Bale

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(Foto: REUTERS)

Gareth Bale: Seit vergangener Woche besser bekannt als Usain Bale, da er in einem unglaublichen Sprint die Copa del Rey entschied. Ganz Madrid wachte daraufhin an seinem Krankenbett und hoffte, dass er seine Grippe rechtzeitig los wird. Für einen Startelf-Einsatz reichte es nicht, aber in der 72. Minute löste er Linksaußen Ronaldo ab. War fortan der gefährlichste Real-Madrid-Spieler, das wird auch Franz Beckenbauer registriert haben.

Real Madrid in der Einzelkritik

Asier Illarramendi

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(Foto: dpa)

Asier Illarramendi: Kam in der 82. Minute - zu spät um noch eine Hommage vom Publikum zu erhalten. Den Namen Illarramendi kann man allerdings sowieso weder skandieren noch singen. (Archivbild)

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