Real Madrid gegen FC Bayern:Warum La Bestia Negra ihren Schrecken verloren hat

Real Madrid Carlo Ancelotti Champions League

Hat noch die gegen den FC Bayern verloren: Carlo Ancelotti

(Foto: dpa)

Zehn Jahre wartet Real Madrid auf einen Sieg in der Champions League. Da trifft es sich gut, dass der FC Bayern nicht in Bestform zum Halbfinal-Hinspiel anreist. Eine Schwäche der Münchner haben die Spanier bereits ausgemacht.

Von Lisa Sonnabend, Madrid

Carlo Ancelotti ist wohl der einzige Mensch in Madrid, der gelassen bleibt. Real Madrids Trainer hielt die Arme verschränkt, die Stimme war ganz ruhig, als er am Dienstagnachmittag auf der Pressekonferenz sagte: "Bayern ist La Bestia Negra, der Angstgegner, von Madrid. Aber nicht meiner." Er lächelte.

Am Mittwochabend trifft Real Madrid auf den FC Bayern München, Halbfinale der Champions League, ein Fußball-Klassiker. Ganz Madrid fiebert dem Ereignis entgegen. Das Dienstag-Spiel Atlético Madrid gegen den FC Chelsea, das 0:0 endete, war so etwas wie der Auftritt einer Vorband, ehe am Mittwochabend um 20:45 Uhr die Rolling Stones die Bühne betreten. Sogar König Juan Carlos wird im Estadio Santiago Bernabéu auf der Tribüne sitzen.

In dieser Saison soll La Décima endlich gelingen, der zehnte Triumph von Real in der Champions League. Seit mehr als zehn Jahren warten die Madrilenen darauf. 2002 gewannen sie zum letzten Mal den Pokal, damals wurden sie noch die Galaktischen genannt. Auch 2014 bietet der Klub viele, individuell starke Könner auf, doch viele bemängeln, es fehle ein Konzept. Reicht das, um ins Finale zu kommen?

Die Madrider Sportzeitungen sind seit Tagen voll mit Berichten zu der Partie. Zehn Seiten druckt As am Mittwoch zum Spiel, bei Marca sind es zwölf. Es geht um die Fragen: Kann Cristiano Ronaldo trotz Knieverletzung spielen? Die Antwort ist: wahrscheinlich ja. Wie sehr schwächt den schnellen Gareth Bale seine Grippe? Das Rätselraten ist groß, am Dienstagnachmittag ruhte sich der Waliser daheim auf dem Sofa aus anstatt zu trainieren.

Ob Bale in der Startelf steht, entscheidet Ancelotti wohl erst kurz vor Anpfiff. Vor allem aber treibt die Madrilenen eine Frage um: Hat Real überhaupt eine Chance gegen die übermächtigen Bayern? "Ein in Bestform spielendes Bayern würde immer gegen Real gewinnen", schreibt El País, Spaniens größte Tageszeitung. Ein Späher, der die Bayern-Spieler an der Säbener Straße beobachtete, sei zu dieser Einsicht gekommen und habe dies Trainer Ancelotti auch so mitgeteilt.

"Ich sehe keinen Favoriten"

Die Sportzeitungen machen den Madridistas trotzdem Mut. Die Journalisten suchen nach den Schwachpunkten der Bayern und wollen sie in der Innenverteidigung bei Dante und Jerôme Boateng gefunden haben. Sind die beiden zu langsam für die schnellen Konter von Bale und Ronaldo? Werden sie sich mal wieder Unkonzentriertheiten leisten?

As schreibt: "Eines ist gewiss: Die Bayern kommen in einem ungünstigen Moment nach Madrid, sie sind nicht im Rhythmus." La Bestia Negra? Schrecken verbreitet hat das qualvolle 2:0 gegen den Tabellenletzten aus Braunschweig in Spanien kaum. Sogar ein wenig lustig machen sich die Zeitungen darüber, dass die Bayern im Fanshop T-Shirts für 19,95 Euro anbieten, auf denen steht: "La Bestia Negra reloaded. Auf nach Lissabon!"

Zum 21. Mal duellieren sich Real und Bayern bereits. Elf Mal siegten bisher die Münchner, zwei mal trennten sie sich unentschieden, sieben Mal gewann Madrid. Das vorerst letzte Mal standen sich die Mannschaften 2012 gegenüber - im Halbfinale der Champions League. Bayern gewann im Elfmeterschießen, weil Sergio Ramos den Ball bis ans Dach des Bernabeu-Stadions schoss. Darüber wird in diesen Tagen jedoch nur am Rande berichtet.

Xabi Alonso saß am Dienstag während der Pressekonferenz neben Ancelotti. Reals Mittelfeldregisseur sagte: "Ich sehe keinen Favoriten." Er schob aber hinterher: "Wir müssen alle Elf zusammenarbeiten. Es ist wichtig, im Block zu attackieren und zu verteidigen." Ancelotti wurde noch deutlicher: "Ich hoffe, dass wir als Elf auftreten. Und das ist nicht als Witz gemeint."

Mit dem AC Mailand spielte Ancelotti zwischen 2001 und 2007 sechs Mal gegen die Bayern. Er verlor kein einziges Mal. Gute Voraussetzungen also. Was die Madrilenen jedoch beunruhigen dürfte: Auch Pep Guardiola hat als Trainer noch nie in Bernabéu verloren.

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