Reaktionen zum WM-Skandal:"Das Bewerbungskomitee hat niemals bestochen"

FIFA to investigate report Germany bought votes in 2006 World Cup

Als das Sommermärchen noch ein Sommermärchen war: Blatter, Beckenbauer und Radmann (von links nach rechts)

(Foto: dpa)

Der beschuldigte Fedor Radmann bestreitet Korruption bei der WM-Vergabe 2006. Lothar Matthäus warnt vor "Vorverurteilungen". Politiker dagegen fordern eine rasche Untersuchung.

Fedor Radmann soll neben Franz Beckenbauer einer der Strippenzieher bei der WM-Vergabe 2006 an Deutschland gewesen sein. Nun hat der ehemalige Vize-Präsident des deutschen Organisationskomitees (OK) angebliche Korruption im Zusammenhang mit der Vergabe der Endrunde vor neun Jahren vehement bestritten. "Das Bewerbungskomitee hat niemals irgendjemanden bestochen. Ich bin bereit, dies sogar zu beeiden. Wir haben keine Stimmen gekauft", sagte der 71-Jährige.

Radmann ist ein langjähriger Vertrauter von Franz Beckenbauer, damals Chef der deutschen WM-Bewerbung und des OK für die WM 2006. Zusammen mit dem ehemaligen Fußballer unternahm der Berchtesgadener im Vorfeld der WM-Vergabe Reisen in zahlreiche Länder, um auf Stimmenfang für die deutsche WM-Bewerbung zu gehen. Laut einem Bericht des Spiegel soll er zudem von der Existenz einer schwarzen Kasse gewusst haben.

Auch der ehemalige Nationalspieler Lothar Matthäus äußerte sich zu den Korruptions-Vorwürfen, er warnte vor "Vorverurteilungen". "Bislang heißt es nur: Es soll schwarze Kassen gegeben haben. Ich kann mir das aber einfach nicht vorstellen. Nicht bei diesen Personen, die ich schon sehr lange kenne"", sagte der 54-Jährige am Samstag in Frankfurt am Main. Matthäus hält es aber dennoch für wichtig, "die Sache im Interesse des Fußballs und gerade im Interesse der betroffenen Personen so schnell wie möglich aufzuarbeiten".

Politiker forderten am Samstag schnellstmögliche Untersuchungen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, er könne nur raten, dass das, was der DFB zum Ausdruck gebracht hat, jetzt schnellstmöglich Untersuchungen einzuleiten, auch passiere. "Das ist im Interesse des Sports, in Interesse des Fußballs, der sich über Ländergrenzen hinweg Anerkennung erarbeitet hat. Aber das ist auch unser gemeinsames Interesse", sagte Steinmeier bei einem Besuch im Iran.

SPD-Politikerin Dagmar Freitag hat als Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestages eine externe Untersuchung verlangt. Im "Inforadio" des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) sagte Freitag am Samstag, interne Untersuchungen beim DFB seien jetzt nicht mehr das Maß der Dinge.

Dem DFB warf sie vor, zögerlich auf die Vorwürfe des Stimmenkaufs reagiert zu haben. "Persönlich glaube ich eben, dass ein Vierzeiler auf der Webseite des Deutschen Fußball-Bundes auf Dauer jedenfalls nicht ausreichen kann, um die Vorwürfe zu entkräften", betonte Freitag.

Sie habe nicht nur in diesen Fragen schon seit langem Zweifel an den Selbstreinigungskräften des Sports, "und ich vermute mal, dass sich auch die Staatsanwaltschaft für die Vorgänge interessieren könnte", fügte die SPD-Politikerin hinzu.

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