RB Leipzig:Mit Keitas ordnendem Fuß

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Der ehrgeizige Aufsteiger RB Leipzig vollendet seine starke Hinrunde mit einem 3:0 gegen Eintracht Frankfurt - und sieht zwei wegweisenden Spielen entgegen.

Von Johannes Aumüller, Leipzig

Als der 5. Juni 2016 endete, konnten sie in Leipzig noch nicht wissen, wie vorteilhaft sich die Ereignisse dieses Tages einmal für sie auswirken würden. Es war die Zeit, in der sie das erste Jahr von RB in der Bundesliga planten, es ging um die Verpflichtung neuer Spieler und dergleichen mehr. Doch ein damals unterschätztes Ereignis spielte sich ein paar Tausend Kilometer südlich von Leipzig im Somhlolo National Stadium zu Lobamba ab.

Dort verlor Guinea gegen Swasiland mit 0:1 und verspielte so alle Qualifikationsmöglichkeiten für den Afrika-Cup 2017. Als Folge findet sich in diesen Tagen Guineas im Sommer von Salzburg nach Leipzig transferierter Nationalspieler Naby Keita nicht bei Afrikas Kontinentalturnier wieder, sondern kann sich bei seinem Klub einbringen. Und das wiederum ist ein zentrales Argument für die These, dass der Aufsteiger seine starken Darbietungen noch ein wenig fortsetzen kann.

Mit einem 3:0 (2:0) gegen Frankfurt krönte der Aufsteiger aus Leipzig am Wochenende seine verblüffende Hinserie - und bewies so, dass ihn das 0:3 gegen den FC Bayern im letzten Spiel vor der Winterpause offenbar nicht nachhaltig erschüttert hat. Künftig trägt Leipzig nicht nur das Etikett des finanzstärksten Aufsteigers der Liga-Historie, sondern auch das des Aufsteigers mit der besten Hinrundenbilanz. 39 Punkte, ungefährdet auf Platz zwei und nur drei Zähler Rückstand auf den FC Bayern, das ist die Lage. Ob RB diesen Trend fortsetzen kann, ist eine der großen Fragen, die über dieser Rückrunde schweben - und eine, die sich relativ rasch klären könnte. Denn der Spielplan hat RB ein paar heftige Wochen beschert, es geht gegen lauter Mannschaften, die auf Europapokal-Plätzen liegen. Auf das Spiel gegen die Eintracht folgen nun Hoffenheim (zu Hause) und Dortmund (auswärts). Und Naby Keita, 21, ist dabei besonders gefragt.

Sieht unscheinbar aus - entscheidet aber das Match: Lukas Hradecky nimmt den Ball außerhalb des Strafraums in die Hand - und muss vom Platz. (Foto: Jan Huebner/Imago)

Es ist ja schwer, aus dieser Leipziger Mannschaft herauszuragen, weil sie als lauf- und pressingintensives Kollektiv konzipiert ist - und weil diverse Spieler beeindruckende Qualitäten einbringen. Aber zwei Spieler aus der Mittelfeld-Zentrale fallen dennoch besonders auf: der Schwede Emil Forsberg und eben der Guineer Naby Keita. Und weil Top-Vorlagengeber Forsberg wegen einer roten Karte für drei Spiele fehlt, sind in diesen weichenstellenden Wochen Keitas ordnender Fuß, seine Dribbelstärke und sein großes Gespür für Räume umso bedeutsamer.

Gegen Frankfurt zeigte sich das mal wieder eindrucksvoll. Es war zwar ein ungewöhnliches Spiel, weil die Grundlage für den Sieg schnell hergestellt war. Nach zwei Minuten leistete sich Frankfurts Torwart Lukas Hradecky einen Blackout, als er bei einem Steilpass zunächst etwas zögerte, herauszukommen, dann ausrutschte und schließlich den Ball mit beiden Armen kräftig packte - weit außerhalb des Strafraums. Das ergab Rot für den Finnen, und aus dem Freistoß resultierte auch noch Leipzigs 1:0 durch Marvin Compper.

Mit Köpfchen: Timo Werner (Dritter von links) erzielt das 2:0, da kann sich Frankfurts Ersatztorwart Heinz Lindner noch so strecken. (Foto: Jan Huebner/Imago)

Leipzig wird künftig wohl international spielen

Andererseits war es nicht selbstverständlich, wie dominant und sicher die Leipziger ihre Überzahl auskosteten. Unterbrochen nur von ein paar Nachlässigkeiten zwischen den Minuten 20 und 35 sowie angeleitet vom diesmal etwas offensiver positionierten Keita. An vielen guten Aktionen seiner Elf war der Mann aus Guinea maßgeblich beteiligt; er leitete per Freistoß das 2:0 durch Timo Werner ein (45.+4); er war der Auslöser jener Aktionskette, an deren Ende die Beine von Frankfurts Jesus Vallejo einen Schuss von Marcel Halstenberg zum 3:0 ins eigene Netz abprallen ließen (67.); nur ein eigenes Tor war ihm nicht vergönnt. "Das Spiel war kein Gradmesser in dem Sinn, deswegen können wir es schnell zur Seite legen", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl. Aber es stärke das Selbstvertrauen, und das schadet nun ja nichts vor den mutmaßlich etwas schwierigeren Aufgaben gegen Hoffenheim und Dortmund.

So sind die Leipziger spätestens jetzt in einem Stadium, in dem es trotz ihres Aufsteiger-Status komisch wäre, internationale Ambitionen demonstrativ zu verneinen. Der Abstand auf die Nicht-Europapokal-Plätze ist groß, und ob des Ehrgeizes von Trainer Hasenhüttl und Sportchef Ralf Rangnick würde ihnen das ohnehin niemand abnehmen. Andererseits kämen allzu forsche Ziele auch nicht so gut an, und so hat sich Rangnick die Formel zurechtgelegt, nach der es doch okay wäre, wenn die Saison dazu führe, dass RB "künftig auch unter der Woche spielen müsste".

Dabei geht es schon fast nicht mehr darum, ob das Team künftig unter der Woche ranmuss. Sondern nur noch, an welchem Tag. Ob dienstags und mittwochs in der Königsklasse; oder donnerstags, wenn die Spiele der Europa League terminiert sind. "Es wird nicht einfacher, die Gegner kennen uns jetzt", sagt Hasenhüttl. Und schickt eine logische Weiterung dieser Erkenntnis hinterher: "Aber wir kennen die jetzt auch."

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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