RB Leipzig in der Bundesliga:Sogar Uli Hoeneß stichelt bereits

SV Darmstadt 98 v RB Leipzig - Bundesliga

Leipzigs Marcel Sabitzer.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

RB Leipzig empfindet die Worte des künftigen Bayern-Präsidenten keineswegs als Provokation. Der forsche Aufsteiger will gegen Mainz sogar mit den Münchnern gleichziehen.

Von Saskia Aleythe

Es kann schon vorkommen, dass Stefan Ilsanker auf einmal Herbert heißt, wenn der Trainer mit ihm spricht. Nicht weil Ralph Hasenhüttl eine besondere Abneigung gegen den Namen Stefan hätte, sondern weil Ralph Hasenhüttl manchmal ein bisschen Nostalgie durch die Gehirnzellen fährt. Mit Herbert Ilsanker hat er schließlich selber mal Fußball gespielt, Mitte der 90er Jahre bei Austria Salzburg. "Ich verwechsle ihn manchmal mit seinem Vater", sagt der RB-Leipzig-Coach. Für die Ilsankers geht das schon in Ordnung.

Herbert oder Stefan, Hauptsache einsatzbereit, das zählt gerade für RB Leipzig. Gut, der Aufsteiger sitzt schon recht unbesorgt auf seiner Erfolgswolke und lächelt gelassen jedem entgegen, der ihm in der Bundesliga so über den Weg läuft. "Für uns gibt es keine Niederlagen. Für uns gibt es entweder Spiele, die wir gewinnen oder Spiele, aus denen wir lernen", rief Hasenhüttl zuletzt aus, als bräuchte die PR-Abteilung noch einen Kalenderspruch für 2017. Doch bei all der Glückseligkeit und trotz neun Spielen ohne Niederlage gibt es doch ein Problemchen im Kader: Den Leipzigern gehen vor der Partie gegen Mainz 05 (So, 15.30 Uhr) die Verteidiger aus. Und da kommt nun Ilsanker ins Spiel, der eigentlich Mittelfeldspieler ist, bis zu seinem 16. Lebensjahr aber Torwart war. Nun könnte er endgültig zum Inbegriff eines Allrounders werden.

Vater und Sohn sind Red-Bull-Urgesteine

Die Familie Ilsanker steht wie kaum eine zweite für Red Bull: Vater Herbert ist seit 2005 Torwarttrainer beim jetzigen Red Bull Salzburg, er ist der letzte Coach dort, der schon vor der Übernahme durch den Weltkonzern einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Sein heute 27-jähriger Sohn ist seit seiner Jugend mit dem Verein in Österreich verbandelt, mit 15 Jahren verletzte er sich an der Schulter und trainierte kurzerhand als Feldspieler mit - von da an begann seine Karriere erst richtig. Nach dem zweifachen Double-Gewinn mit Salzburg ging es für ihn im Sommer 2015 nach Leipzig. "Davon habe ich auf jeden Fall profitiert", sagt Ilsanker.

Im defensiven Mittelfeld hat er sich zum robusten Typen entwickelt, seine Zweikampfquoten gehören zu den besten im Team. Da sich die Verteidigung der Leipziger gerade zusehends selber auflöst, ist das eine gefragte Qualität. Im September riss sich Lukas Klostermann, Rechtsverteidiger und gerade frisch mit Olympia-Silber dekoriert, das Kreuzband. Der Brasilianer Bernardo sprang für ihn ein, wechselte als Mittelfeldmann in die Abwehr. Gegen Darmstadt erlitt er einen Meniskusschaden, wird wohl mindestens zwei Monate ausfallen.

"Wir haben schon einmal die Position adäquat ersetzen können, mit einem Spieler, den dort keiner auf der Rechnung hatte", sagte Hasenhüttl der Mitteldeutschen Zeitung, "möglicherweise wird es das zweite Mal wieder so sein". Motiviert wird Ilsanker gegen Mainz ohnehin sein, egal auf welcher Position: In seiner Jugend machte er drei Jahre beim FSV Station, als Vater Herbert in der 2. Bundesliga als Ersatzkeeper tätig war.

Hoeneß findet: "Die haben natürlich einen Vorteil"

Ob sich die Leipziger durch die Personalsorgen aus dem Konzept bringen lassen? Dafür lief es in dieser Woche eigentlich viel zu rund. Die Glasgow Rangers verkündeten, die Leipziger in der Winterpause zu einem vereinbarten Testspiel besuchen zu wollen. Und dann war da ja noch der designierte Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der Verfolger RB mit den Worten adelte: "Ich muss ehrlich sagen, dass ich Red Bull Leipzig für sehr stark halte."

Nebst der Erwähnung, dass RB einen Wettbewerbsvorteil dadurch genieße, nicht auch noch in der Champions League antreten zu müssen, "die haben natürlich den Vorteil, dass sie meiner Meinung nach während der Woche immer auf der Couch liegen".

Hasenhüttl nahm das nicht als Provokation auf, sondern dankend an. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich unter der Woche viel auf der Couch gelegen habe", sagte er auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Mainz und schlussfolgerte: "Es fällt auf, dass sie sich über uns Gedanken machen. Anscheinend ist das, was wir bisher gespielt haben, beeindruckend gewesen." Mit nur zwei Punkten Rückstand nach neun Spielen auf den Rekordmeister ist das unumstritten. Und einen Allrounder wie Ilsanker hat auch nicht jeder Aufsteiger.

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