Rassismus im Fußball:Tore zu!

Zum fünften Mal nimmt der Profifußball teil am Gedenktag zur Befreiung des KZ Auschwitz - es sollte mehr sein als ein Pflichttermin für symbolische Gesten.

Klaus Hoeltzenbein

Gerald Asamoah sagt, er sei beim Pokalspiel der Schalker in Jena rassistisch beleidigt worden. Auf dem Platz und auf dem Weg zum Bus seien wieder jene Affenlaute zu hören gewesen, die den gebürtigen Ghanaer schon häufiger tief in seiner Seele verletzt haben. Bei Hertha BSC suchen sie in ihrem Gefolge gerade nach einigen Chaoten, die bei einem Testspiel der Berliner gegen den senegalesischen Stürmer von Babelsberg 03, Babacar N'Diaye, pöbelten.

Rassismus im Fußball

Die Fans von Werder Bremen zeigen, was sie von Rassismus halten.

(Foto: Foto: Imago)

Hertha hatte sich am Mittwoch in einem Brief beim Regionalligisten entschuldigt und will gegen den Rädelsführer die maximale Vereinsstrafe verhängen, ein dreijähriges Stadionverbot. Und wenige Tage ist es erst her, dass Tennis Borussia Berlin, ein Verein mit jüdischen Wurzeln, darüber Klage führte, beim Hallenturnier der Berliner Regional- und Oberligisten aus dem Fanblock des 1.FC Union antisemitisch beleidigt worden zu sein.

Gerald Asamoah kennt den Zwiespalt, der sich ergibt, wenn er auf solche Pöbeleien hinweist. Einerseits wolle er das Thema nicht zu hoch hängen, "um diesen Leuten keine Öffentlichkeit zu bieten", andererseits "tut es natürlich immer wieder weh". Gerade deshalb ist es wichtig, dass Asamoah seinen Schmerz in Worte fasst, dass er erzählt, wenn er sich verletzt fühlt.

Denn nur über die öffentliche Klage wird diese Debatte präziser, erzählt der deutsche Nationalspieler doch auch, wie oft er in der Bundesliga schon bei Energie Cottbus zu Gast war, ohne dass er dort Beleidigendes zu hören bekam. Was auch eine wichtige Botschaft ist, wurden doch die jüngsten Auswüchse wieder aus Berlin und aus dem Osten gemeldet, wo der Fußball in den mittleren und unteren Spielklassen häufiger als anderswo als Vehikel für rassistische und/oder gewaltsame Aktionen benutzt wird.

Natürlich sind im Westen ähnliche Vorkommnisse aktenkundig, Gründe gibt es jedenfalls genug, um nun die 36 Erst- und Zweitligisten geschlossen hinter der Aktion "Tag gegen das Vergessen" zu versammeln. Zum fünften Mal nimmt der deutsche Profifußball zum Rückrundenstart am Wochende teil an jenem Gedenktag (27.Januar), der an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945 erinnert. Dieser Tag sollte der Fußballgemeinde mehr sein als ein Pflichttermin für symbolische Gesten. Er sollte ihr Mut machen, couragiert all die kleinen Tore zu schließen, durch die der Geist von gestern ins Stadion weht. Auch, damit sich dort kein Sturm entwickeln kann.

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