Ralf Rangnick tritt im TV auf:Zurück mit aufgefülltem Tank

Er war erschöpft, ausgelaugt und erlitt einen Burnout, doch jetzt geht es Ralf Rangnick wieder besser. Am Samstag zeigt er sich im ZDF-Sportstudio nach fünf Monaten Pause erstmals wieder in der Öffentlichkeit - bei seinem Auftritt geht es dem ehemaligen Schalke-Coach darum, zu zeigen, wer er ist: ein guter Fußballtrainer.

Moritz Kielbassa

Seit dem 19. Dezember 1998 hat Ralf Rangnick eine besondere Beziehung zum ZDF Sportstudio - seit jener Sendung, als er der Bundesliberorepublik Deutschland an einer Tafel die Vorzüge von Raumdeckung und Viererkette erklärte. Damals war Rangnick Trainer des Zweitligisten SSV Ulm. 13 Jahre später und auf den Tag genau fünf Monate, nachdem er zum letzten Mal als Trainer den FC Schalke 04 betreut hat, besucht Rangnick an diesem Samstag nun wieder das Sportstudio. Für den ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Burn-out-Pause im Herbst 2011 geht er bewusst ins Fernsehen, und die Bühne sollte eine Sportsendung sein, keine Talkshow mit gesellschaftspolitischem Anstrich. Rangnick will den Leuten in einem Live-Interview zeigen: Es geht mir wieder gut. Ich habe mich erholt. Ich bin zurück. Als Fußballtrainer.

Rangnick als Schalke-Trainer zurueckgetreten

Vor der Rückkehr: Trainer Ralf Rangnick nach seiner Burnout-Erkrankung. 

(Foto: dapd)

Am 18. September des Vorjahres hatte Rangnick ungewohnt teilnahmslos mitangesehen, wie seine Schalker 0:2 gegen Bayern München verloren. Wenige Tage später überraschte er die Branche mit seinem Rücktritt. Er fühlte sich ausgelaugt. Der immerzu Ehrgeizige hatte keinen Antrieb mehr, schlief schlecht, hatte kaum noch Appetit. Als ihn die Ärzte durchcheckten, entdeckten sie auch konkrete physische Ursachen, die ihn in die Erschöpfung geführt hatten: ein unbehandeltes Pfeiffersches Drüsenfieber, ein geschwächtes Immunsystem, extrem schlechte Blutwerte. Dazu kam die hohe Belastung nach fünf zehrenden Jahren in Hoffenheim und der ungewollt schnelle Wiedereinstieg bei Schalke im März 2011. Körperliche und mentale Stressfaktoren schaukelten sich hoch. Rangnick hatte sich ja keine Pausen gegönnt.

Man darf gespannt sein, wie er sich selbst im ZDF zu seinem Burnout äußern wird. Die fünf Monate hat er genutzt, um die Kraftspeicher aufzuladen. Er verbrachte viel Zeit mit der Familie, daheim in Backnang, auch mal am Bodensee und in den Salzburger Bergen, zuletzt in Südafrika. Es waren aber keineswegs fünf Urlaubsmonate. Rangnick hat viel für sich und seine Gesundheit getan. Er hat auch sein Gewicht reduziert - aber nun auf bewusste Weise, durch umgestellte Ernährung. Und: Er hat kein Stadion mehr besucht seit jenem 18. September.

Jetzt aber ist der Antrieb offenbar wieder da, die Lust auf Fußball, die Bereitschaft zur zeitnahen Rückkehr ins Geschäft. Rangnick wäre es am liebsten, er könnte noch bis zum Sommer pausieren. Aber er ist lange genug dabei, um zu wissen, dass die Klubs bald Schlange stehen dürften, wenn ein Trainer wie er, 2011 Champions-League-Halbfinalist mit Schalke, auf dem Markt ist. Freiburg und Hertha BSC haben zuletzt schon vergeblich bei ihm angefragt, und es ist nicht auszuschließen, dass bald auch attraktivere Klubs Bedarf haben, wie Leverkusen oder Stuttgart. Rangnick wird auch nach solchen Perspektiven gefragt werden am Samstag.

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