Ralf Rangnick im Interview:"Auffällig, dass alles an Leipzig festgemacht wird"

Ralf Rangnick

"Die erste Liga ist unser Ziel, wir sind da auch durchaus ungeduldig": Sportdirektor Ralf Rangnick will mit RB Leipzig hoch hinaus.

(Foto: dpa)

Seit 2012 leitet Ralf Rangnick das Fußball-Projekt von Red Bull. Im SZ-Interview spricht er über Leipzigs Aufstieg, die Furcht der Branche vor dem Brauseklub - und persönliche Fehler, die Kritikern eine Angriffsfläche bieten.

Von Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Ralf Rangnick, 56 und lange Jahre als Trainer erfolgreich, übernahm 2012 als Sportdirektor die Red-Bull-Standorte Leipzig und Salzburg. Vor allem in Leipzig geht es seither so rasant bergauf, dass der Klub bereits im Zentrum aufgeregter Debatten steht. Nach dem Durchmarsch von der vierten in die zweite Liga fürchtet die Branche schon in dieser Saison den dritten Leipziger Aufstieg.

"Ich halte das für möglich, aber nicht für hochgradig wahrscheinlich. Unsere Mannschaft ist individuell gut, aber nicht so herausragend besetzt, dass das automatisch erwartet werden könnte", sagt Rangnick: "Die erste Liga ist unser Ziel, wir sind da auch durchaus ungeduldig. Aber es muss nicht auf Teufel komm raus in dieser Saison sein."

Ralf Rangnick im Wortlaut

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"Wir sind die Speerspitze der Diskussion"

Sein eigenes Jobprofil würde ein weiterer Leipziger Aufstieg verändern, bestätigt Rangnick im SZ-Interview: "Dann werde ich in Salzburg kein Sportdirektor mehr sein können. Das Pensum ist jetzt schon grenzwertig. Und das wären dann zwei Erstligisten, die sich theoretisch auch mal in einem internationalen Wettbewerb begegnen können. Die können nicht denselben Sportchef haben."

Obwohl auch Traditionsklubs wie der HSV und Hertha BSC inzwischen auf durchaus diskutablen Wegen frische Millionen erhalten, steht derzeit Leipzig im Brennpunkt der Anti-Kommerz-Debatte: "Es ist schon auffällig, dass gerade alles an Leipzig festgemacht wird. Wir sind die Speerspitze einer Diskussion, in der alte Werte auf eine neue Entwicklung prallen - die meiner Meinung nach sowieso nicht aufzuhalten sein wird", sagt Rangnick.

Der Sportdirektor gesteht Fehler ein, mit denen er Kritikern eine Angriffsfläche bot - zum Beispiel den Deal mit dem österreichischen Stürmer Marcel Sabitzer von Rapid Wien, der nur eine Ausstiegsklausel fürs Ausland hatte und deshalb von Leipzig gekauft wurde. Dann aber umgehend zu Salzburg, also ins "Inland", zurückverliehen wurde: "Das war in der Tat etwas unglücklich, das würden wir heute nicht mehr so machen".

Grundsätzlich jedoch verteidigt Rangnick das RB-Konzept, Talente an drei verschiedenen Standorten (Leipzig, Salzburg und der österreichische Zweitligist Liefering) auszubilden und die Spieler bei Bedarf auch zwischen den Filialen intern zu transferieren: "Wir können auf Dinge, die uns weiterbringen, ja nicht deshalb in Zukunft verzichten, weil sich manche daran stören". So sei es denkbar, deutet Rangnick an, dass demnächst weitere Salzburger Spieler nach Leipzig wechseln werden: "Die deutsche Bundesliga ist eben das attraktivste Ziel für unsere Talente."

Das RB-Fußballmodell vergleicht Rangnick mit der Personalpolitik von Firmenchef Dietrich Mateschitz in der Formel 1. Der habe Sebastian Vettel schon als Teenager auf dem Radar gehabt und gefördert - und jetzt, da Vettel als viermaliger Weltmeister Red Bull verlässt, holt er eben keinen etablierten Nachfolger mit großem Namen. Sondern die nächsten Talente aus dem Zweit-Rennstall Toro Rosso - der quasi jene Talentschmiede sei, die der FC Liefering für RB im Fußball ist.

Über seine eigene Zukunft sagt Rangnick: "Im Herzen bin ich auf jeden Fall noch Trainer, aber meine Jobzufriedenheit ist sehr hoch im Moment. Jetzt von Red Bull wegzugehen, würde überhaupt keinen Sinn ergeben. Warum sollte ich etwas aufgeben, was gerade anfängt, so richtig Spaß zu machen?". Eine Übernahme von Leeds United durch den RB-Konzern, wie kolportiert, sei kein Thema.

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