Radsport:Jan Ullrich hört auf

"Ich habe kein Vertrauen mehr", sagt Ullrich und nutzt die Zeit zu einer Generalabrechung mit Journalisten und Vernatwortlichen. Dem Radsport will er erhalten bleiben - in anderer Funktion.

11.40 Uhr: Nun blendet sich N24 aus. Wir auch. Das war also der Rücktritt von Jan Ullrich. Er gibt seinen Kritikern zahlreiche Ohrfeigen, präsentiert neue Sponsoren und dankt artig den Begleitern und Fans. Wir können nur sagen: Auf Wiedersehen, Jan Ullrich!

Jan Ullrich spricht
(Foto: Foto: dpa)

(In Kürze finden Sie hier eine ausführliche Zusammenfassung)

11.37 Uhr: Ullrich dankt noch einmal den Menschen, die ihn während seiner Karriere begleitet haben. "Aber nicht alle, sonst würde ich morgen noch hier sitzen." Er spricht seine Betreuer an und seine Trainer. "Die haben es verdient." Natürlich wird den Sponsoren gedankt.

Den Medien dankt er auch - aber nicht, ohne noch einmal darauf einzuprügeln: "Ihr müsst aufpassen, dass die schwarzen Schaafe nicht immer mehr werden."

Zuletzt geht er noch einmal auf seine Familie ein. "Ich versuche, alles zurückzugeben." Und dann dankt er noch einmal seinen Fans: "Das sind die geilsten Fans der Welt. Die kennen keine Gewalt, keine Buh-Rufe. Menschen aller Nationen grillen am Straßenrand" Es sei unglaublich, wie ihn die Leute motiviert hätten.

11.33 Uhr: Jetzt wird's geschäftlich: Ulle stellt seine zukünftigen Sponsoren vor. Einen Sportartikel-Hersteller und eine Firma für Reifendichtungsmittel für Fahrräder. Aha. Ulle macht auch gleich mal Werbung für seine neuen Partner.

Dazu kündigt er an, den Startschuss für ein Rennen in Südafrika zu übernehmen. Dort möchte er Geld für seine Patenkinder zu sammeln und groß in den Charity-Bereich einzusteigen.

Das sind aber nur Randnotizen. Wichtig ist: Ulle hört auf.

11.24 Uhr: Ullrich macht es spannend: "Ich könnte weitermachen!" Was macht er? "Jetzt weiß ich, was ich will!" Aber was ist das?

"Ich bleibe dem Radsport erhalten." Klatschen im Raum.

"Aber nicht als aktiver Radfahrer." Ruhe im Raum.

Er sagt, dass er durch seine Tochter erfahren habe, was er wirklich will: weniger arbeiten, mehr Zeit für die Familie.

Er gehe aber das Leben nach der Karriere mit Elan und Leidenschaft an. Er werde in zukunft mit einem Team zusammenzuarbeiten. Es ist das Team Volksbank aus Österreich, die ihne gerne als Aktiven verpflichtet hätten. Die Mentalität habe ihm zugesagt. Er werde als Berater und Repräsentant tätig sein. Vor allem in der Jugendarbeit sehe er seine Aufgaben. "Heute kümmern sich nur wenige um die Jugend", sagt Ullrich.

Beim Team Volksbank gehe es nicht vorrangig um Geld. Deshalb wolle er seine Erfahrung in das Team einbringen, um auch Erfolge feiern zu können.

11.21 Uhr: Er hätte sich auch mehr Rückendeckung gewünscht von den Kollegen. Er sei aber nicht verbittert oder jemand, der sich nun darstellen muss. "Ich habe einiges durchgemacht", sagt Ullrich. Er wolle gestärkt aus dieser Situation hervorgehen, wie er es auch bisher getan habe.

"Wo war der Radsport vor zehn Jahren?", fragt Ullrich. Der Radsport sei nicht bekannt gewesen, höchstens die Tour de France sei geguckt worden. 1995 gab es noch große Probleme, überhaupt bei der Tour de France starten zu dürfen. "Und wo stehen wir heute?", fragt Ullrich. Es gebe drei große Teams, die Deutschland-Tour mit Millionen von Zuschauern und zahlreiche kleinere Rennen mit vielen Fans.

Deutschland sei eine der führenden Radsport-Nationen geworden. "Das nur zu der Frage, ob ich dem Sport geschadet habe", sagt Ullrich.

11.15 Uhr: Ullrich klagt auch die Autorin Bannenberger an, die ihn bei der Polizei angezeigt habe. "Die wollte nur ihr Buch promoten, mehr muss ich über diese Frau nicht verlieren", sagt Ullrich.

Ullrich geht noch weiter: Er klagt die Verantwortlichen der Verbände an: "Es war nicht leicht, die Zeitungen aufzuschlagen oder den Fernseher einzuschalten." Menschen hätten Unwahrheiten über ihn verbreitet, hätten verletzende Äußerungen in den Medien verbreitet, um selbst bekannt zu werden. "Das sind 100-Prozentige Lügengeschichten. Es gab Teams, die verkündeten, dass sie mich nicht beschäftigen wollten, obwohl ich nie mit ihnen in Kontakt stand." Es hätte Verantwortliche gegeben, die ihn von Verbänden und Rennen ausschlossen, obwohl er sich darum nie beworben hätte.

"Ans Herz gewachsen ist mir eine zerstreuter Professor aus Heidelberg", sagt Ullrich. Er hätte aus spanischen Berichten zitiert, obwohl er kein spanisch könne. "Wahnsinn, der Mann!".

Ulle macht weiter: Scharping sei ein Schulterklopfer, der seine Popularität nur ausgenutzt hätte. "Es ist schlecht für den Radsport, wenn wir solche Präsidenten haben, die den Sport nicht lieben." Das seien die ersten, die ein sinkendes Schiff wieder verlassen. Rrrrumms!

11.13 Uhr: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, und das ist ganz groß", sagt Ullrich. "Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher, obwohl ich nie betrogen habe." Er sei bereit, mit Bonn zu kooperieren, er habe eine DNA-Probe abgegeben. Es sei aber nicht lustig gewesen, dass Beamten sein Haus durchsucht hätten und wie die Ankläger vorgegangen seien.

Jan Ullrich hört auf

11.09 Uhr Ullrich spricht von verlorenem Vertrauen, von Rufschädigung und gefälschten Berichten. "Es ist soviel Scheiße gelaufen in Spanien", sagt er, dass es nicht mehr möglich sei, vernünftig zu handeln. Er und seine Anwälte hätten keine Möglichkeit, sich anständig mit den Fakten auseinanderzusetzen.

Nun klagt er die deutschen Medien an. "Das ist schon nicht mehr schön", sagt er. "Man wird über Nacht zum Helden gemacht und dann wieder runtergeschrieben." Er hätte sich gewünscht, dass auch die andere Seite der Doping-Affäre in den Zeitungen beleuchtet würde.

11.07 Uhr: Er wisse bis heute nicht, wie es zu dem Ausschluss kommen konnte, er spricht von einer Vorverurteilung, die es in einem Rechtsstaat nicht geben sollte. Er sei enttäuscht von den Verbänden, die sich nicht um die Sportler kümmern.

11.02 Uhr: Jan Ullrich begrüßt erst einmal zahlreiche Sponsoren. Darunter auch ein österreichisches Radteam. Tritt er doch nicht zurück? Es geht los.

"Ich möchte Ihnen mitteilen, wie ich alles so gesehen habe", sagt Ullrich. Er will auch die Vergangenheit beleuchten und dann auf die Zukunft übergehen.

Er beginnt mit der Vergangenheit. "Der Ausschluss von der Tour de France", bezeichnet er als den schwärzesten Tag seiner Karriere. "Ich war in Topform, habe die Tour de Suisse gewonnen. Ich war motiviert bis über beide Ohren."

Es kam anders. "Ich war grade im Zimmer, als das Hotel belagert wurde. Ich bekam die Nachricht beim Training, dass ich suspendiert bin." Er spricht von einem bösen Traum, dass seine Sportlerwelt zusammengebrochen sei, dass seine Motivation dahin gewesen sei.

10.59 Uhr: Jan Ullrich ist da! Er lächelt. Also, 100 Kilogramm wiegt er sicherlich nicht. Er trägt ein schwarzes Sacko und ein weißes Hemd. Blitzlichtgewitter: "Haben wir ein Feuerwerk?", fragt Ullrich.

Ullrich sieht glücklich aus. Er nickt einzelnen Journalisten zu. Erfreuliches möchte er mitteilen. "Einige schwarze Schaafe sind auch da", sagt Ullrich. "Aber die sind nur geduldet hier. Aber alle sollen ja erfahren, was ich zu sagen habe." Uiuiui, da ist einer immer noch sauer.

10.57 Uhr: Gleich geht es los. Noch ist in Hamburg nicht viel zu sehen, nur Journalisten, die darauf warten, dass Ullrich endlich Licht ins Dunkel bringt. Es wird spannend.

10.55 Uhr: Man geht noch einmal die bewegte Karriere durch: Da war der Tour-Sieg 1997, Gold bei Olympia 2000 - und nicht zu vergessen die fünf zweiten Plätze bei der Tour, die man ebenfalls als Erfolg werten kann.

Und man spricht über die Skandale: die Diskussion um seine Fitness, die "Disco"-Affäre, die Dopinggerüchte im Zusammenhang mit dem spanischen Arzt Fuentes. Langweilig war es mit Ulle nie.

10.52 Uhr: Man glaubt kaum, wie viele Ulle-Fans es hier in der Redaktion gibt. Alle fiebern mit. Tritt er zurück? Wie sieht er aus? Wiegt er wirklich über 100 Kilogramm? Fährt er doch für ein österreichisches Team? Viele wünschen sich, dass er sich nicht komplett vom Radsport verabschiedet.

10.50 Uhr: Bei N24 wird diskutiert, was Ullrich sagen könnte. Man ist sich einig: Er wird seinen Rücktritt verkünden. Aber warum so groß angekündigt? Er könnte einen neuen Sponsor vorstellen, der ihm den Ausstieg erleichtern könnte.

Eine weitere Frage: Wird er Stellung nehmen zu den Dopinggerüchten, die ihn seit Sommer vergangenen Jahres begleiten?

Auf der Bühne in Hamburg ist ein kleiner Schreibtisch aufgebaut, daneben stehen zwei Rennräder, dahinter ein riesiges Plakat, auf dem ein lachender Ullrich abgebildet ist. Es zeigt seinen größten Triumph: den Sieg bei der Tour de France 1997.

10.45 Uhr: In 15 Minuten wird Jan Ullrich vor die Kameras treten und eine Erklärung abgeben. Es wird vermutet, dass er seinen Rücktritt bekannt gibt und sagen wird, was er in Zukunft machen wird. Fragen sind danach nicht erlaubt. Dafür gibt es ja heute Abend "Beckmann", wo Ullrich zu Gast sein wird.

Die großen Fragen lauten: Wie sieht Ullrich aus? Verkündet er wirklich seinen Rücktritt? Und was macht der danach?

Hier sind noch einmal die Berichte der vergangenen Wochen und der Rückblick auf seine bewegte Karriere:

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