Radsport:Der Krebs besiegt Laurent Fignon

Laurent Fignon gewann zweimal die Tour de France, doch weltberühmt machte ihn eine Niederlage. Im Alter von 50 Jahren ist es nun der Krebs, der ihn besiegt.

Laurent Fignon gewann zweimal die Tour de France, scheiterte einmal um jene berühmten acht Sekunden an Greg LeMond und hat nun seinen letzten großen Kampf verloren. Der Franzose erlag am Dienstagmittag seinem Krebsleiden. Das bestätigte das Pariser Krankenhaus Pitie-Salpetriere.

File picture of Tour de France leader Fignon of France smiling during the 11th stage of the Tour de France cycling race between Luchon and Blagnac

Laurent Fignon (rechts) während der Tour de France 1989. Er verlor das gelbe Trikot später an Greg Lemond - acht Sekunden fehlten ihm zum Gesamtsieg.

(Foto: Reuters)

"Seine Frau Valerie Fignon ist traurig, den Tod von Laurent Fignon bekanntzugeben. Die Beerdigung wird im privaten Kreis erfolgen", hieß es in einer Pressemitteilung. Der Tour-Sieger von 1983 und 1984 war während der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt noch als TV-Experte im Einsatz und gab sich kämpferisch. "Ich will nicht mit 50 sterben. Ich weiß nur, dass sich mein Krebs nicht ausbreitet. Ich werde weiter kämpfen", hatte Fignon vor wenigen Wochen noch gesagt.

Im Juni 2009 war der Bauchspeicheldrüsenkrebs bei ihm diagnostiziert worden. Zunächst führte er die Krankheit auf den Gebrauch von Dopingmitteln zurück, schließlich war ihm in seiner Karriere zweimal die Einnahme von Amphetaminen nachgewiesen worden. Doch die Ärzte wollten diesen Verdacht nie bestätigen. Fignon nahm den Kampf auf und begleitete unter großen Anstrengungen weiterhin die Tour für das französische Fernsehen. In diesem Jahr zuckten viele zusammen, als Fignon seine Stimme erhob, die wie die eines Kettenrauchers klang. "Das Volk kann sicher sein, sprechen tut mir nicht weh", sagte Fignon beschwichtigend. Ein Tumor drücke auf den Nerv seines linken Stimmbandes, deshalb spreche er so. Die Arbeit am Mikrofon wurde zum Lebensinhalt für Fignon.

Nur acht Sekunden

Seit dem vergangenen Jahr hatte sich der Zustand des Franzosen weder verbessert noch verschlechtert, Chemotherapien waren mal mehr und mal weniger erfolgreich. Im April besuchte Fignon einen Spezialisten in New York, der auch Lance Armstrong behandelt hatte. Eine Woche vor der Tour erhielt er eine weitere Chemotherapie. Fignon errang in seiner Karriere 76 Siege. Neben seinen Tour-Siegen gewann der Blondschopf mit der markanten Nickelbrille und dem blonden Zopf unter anderem den Giro d'Italia, zweimal Mailand-San Remo sowie den Fleche Wallonne. Weltberühmt wurde Fignon allerdings, als er die Tour de France 1989 um die Winzigkeit von acht Sekunden gegen den Amerikaner LeMond verlor. In seinem Buch "Wir waren jung und unbekümmert" schildert Fignon die Sekunden nach der Zieldurchfahrt in Paris:

"Was ist?, fragte ich die wenigen Umstehenden. Betretenes Schweigen. Ich ließ nicht locker. Immer noch keine Antwort. Keiner wagte es, mir die Wahrheit unverblümt ins Gesicht zu sagen. Jene Wahrheit, die jeder außer mir kannte: Ich hatte verloren."

Es mag ihm paradox erscheinen, dass ihn bei all den Siegen ausgerechnet diese Niederlage weltberühmt gemacht hat. Seine Liebe zum Radsport trübte das bis zum letzten Atemzug nie.

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