Radsport: Armstrong vs. Hamilton:Zweikampf im Nobelrestaurant

Verliert Lance Armstrong die Nerven? In einem Restaurant trifft der siebenfache Tour-Sieger auf seinen Widersacher Tyler Hamilton und beschimpft ihn wüst. Hamiltons Anwalt meldet den Vorfall den Behörden - Armstrong streitet ab.

Ein extrem gelassener Zeitgenosse war Lance Armstrong noch nie - nun liegen beim Texaner jedoch offensichtlich die Nerven blank. Bei einem Besuch in einem Nobelrestaurant in Aspen hat Armstrong seinen früheren Teamkollegen und Dopingzeugen Tyler Hamilton wüst beschimpft - und muss sogar mit weiteren Ermittlungen rechnen.

Radsport: Armstrong vs. Hamilton: Aggressiv im Restaurant: Lance Armstrong.

Aggressiv im Restaurant: Lance Armstrong.

(Foto: AP)

Hamiltons Anwalt Chris Manderson meldete den Vorfall umgehend den Behörden. "Armstrong ist ein potenzieller Angeklagter in einem Prozess und Tyler ein möglicher Zeuge. Wenn es zu einem Kontakt kommt, speziell einem aggressiven Kontakt, dann habe ich als Anwalt die Pflicht, das zu melden", sagte Manderson gegenüber ESPN.com. Was die Behörden nun unternehmen würden, wisse er nicht.

Hamilton, der Armstrong Mitte Mai in einem TV-Interview des Dopings bezichtigt hatte und mit den Behörden bei den Ermittlungen gegen den Texaner kooperiert, war am Wochenende mit Freunden in dem edlen französischen Restaurant "Cache Cache" essen.

Als er von der Toilette zurückkehrte, blockierte Armstrongs Arm seinen Weg. "Er suchte die Konfrontation. Ich bot ihm an, nach draußen zu gehen, wo keine Leute waren. Aber das interessierte ihn nicht", sagte Hamilton. Dann habe Armstrong angefangen, ihn zu beschimpfen.

Laut Manderson habe Armstrong Hamilton mehrfach gefragt, wie viel Geld er für das TV-Interview bekommen habe. Armstrong habe gedroht, dass seine Anwälte Hamilton "zerstören und im Zeugenstand in Stücke reißen" würden. Sein Leben werde zur Hölle auf Erden.

Armstrongs Version der Begegnung ist deutlich abgeschwächter. "Ich fragte, wie geht's? Es war sicherlich eine komische Situation für uns beide, aber es ist überhaupt nichts passiert", sagte der siebenmalige Sieger der Tour de France. Gegen Armstrong wird seit über einem Jahr wegen Korruptionsverdacht ermittelt, er soll während seiner Karriere Dopingmittel mit den Geldern des staatlichen Sponsors US Postal gezahlt haben.

"Für mich ändert das alles"

Hamilton reagierte nicht auf Armstrongs Provokation und zog sich wieder zu seinem Tisch zurück. Daraufhin sei die Restaurantbesitzerin Jodi Larner, eine enge Freundin Armstrongs, zu Hamilton gegangen und habe ihm mitgeteilt, dass er nicht mehr willkommen sei, sobald er aufgegessen habe. Larner selbst will von derartigen Äußerungen nichts wissen.

Der frühere Staatsanwalt Richard Cutler sagte gegenüber ESPN, dass der Vorfall als Zeugenbeeinflussung zu werten sei, wenn Hamiltons Version wahr sei. "Wenn ich der Strafverfolger wäre, würde ich meine Ermittler noch einmal zu Hamilton schicken. Für mich ändert das alles", sagte Cutler.

Armstrong bestreitet nach wie vor, jemals in seiner Laufbahn gedopt zu haben. Nach dem Fernsehinterview von Hamilton in der CBS-Sendung "60 Minutes" verlangten Armstrongs Anwälte eine Entschuldigung von dem Sender, dieser verweigerte das jedoch.

In der Sendung war auch behauptet worden, dass Armstrong einen positiven Dopingtest von der Tour de Suisse 2001 mithilfe des Weltverbandes und eines Labors unter den Teppich gekehrt habe. Armstrong und seine Anwälte bestreiten dies ebenfalls vehement.

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