Qualifying:Die erste Pole seit Schumacher

Canadian F1 Grand Prix - Qualifying

Zum ersten Mal seit 2001 verhilft Sebastian Vettel Ferrari zu einer Pole Position in Montréal.

(Foto: Dan Istitene/AFP)

Sebastian Vettel rast überraschend auf die Startposition eins. Zum ersten Mal seit 2001 steht damit wieder ein Ferrari ganz vorn auf dem Kurs mit Scuderia-Tradition.

Von Elmar Brümmer, Montréal

Blauer Himmel, volles Haus, rotes Auto: Montréal zelebriert die Formel 1 schon am Qualifikationssamstag. Und Sebastian Vettel rast dabei zur dritten Pole-Position der Saison, seiner ersten seit Monaten und der 54. seiner Karriere. Neben ihm steht beim Großen Preis von Kanada an diesem Sonntagabend (20 Uhr) nicht der WM-Gegenspieler Lewis Hamilton, sondern dessen Silberpfeil-Kollege Valtteri Bottas. Hamilton ist nach einer verpatzten letzten Runde nur Vierter hinter Max Verstappen. Ein munteres Quartett startet dann also in die erste Kurve.

Drei unterschiedliche Teamfarben auf den ersten drei Rängen, das verspricht auch angesichts der schwierigen Streckencharakteristik und dem schnell nahenden Knick nach dem Start ein spannendes Rennen, zumal in der dritten Reihe Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo lauern. Schon die Zeitabstände in der Qualifikation mit den ersten Sechs innerhalb von 0,352 Sekunden zeigen, wie eng es beim siebten WM-Lauf zugeht. Zu erwarten ist ein moderner Sechskampf. Mit etwas größerem Abstand folgt der Emmericher Nico Hülkenberg auf Rang sieben. "Ich hab's einfach nicht zusammengebracht", klagte Hamilton.

Am Freitag dachte Vettel noch, dass es ein schwieriges Wochenende wird

Der Vettel-Jodler direkt nach der Ziellinie ist sein Ausdruck einer großen Erleichterung, die der Heppenheimer spürt. Der Circuit Gilles Villeneuve war bisher Hamilton-Territorium: sechs Siege und sechs Pole-Positionen in zehn Rennen, zuletzt dreimal hintereinander. Am Freitag, als er leicht die Mauer touchierte, dachte Vettel noch, dass es ein schwieriges Wochenende für Ferrari werden würde: "Aber in der Qualifikation haben wir zurück zu unserem Momentum gefunden, und ich zurück zu meinem Rhythmus. Offenbar bin ich mit dem richtigen Fuß aufgestanden."

Er konnte sich sogar einen kleinen Fehler auf der schnellsten Runde leisten - es hat trotzdem für den Streckenrekord gereicht. Zum ersten Mal seit Michael Schumacher 2001 steht wieder ein Ferrari in Montréal ganz vorn. Vettel gesteht den Stolz ein: "Das ist ein Weilchen her. Die Ferrari-Tradition ist groß in Kanada, das fing schon mit Gilles Villeneuve an. Auch deshalb ist das heute ein wichtiger Tag für uns." Das Motoren-Upgrade könnte der kleine, entscheidende Vorteil sein, denn Mercedes hat den geplanten Einsatz seines neuen Aggregates überraschend vertagt - wegen einer Abweichung von 0,2 Millimeter am Kurbelgehäuse.

Während Valtteri Bottas ("Ein Alptraum") damit haderte, die beste Startposition nur knapp verpasst zu haben, ist der dritte Startrang für Max Verstappen ein erster Schritt zurück zur Rehabilitation. Der Niederländer hat in diesem Jahr erst ein Podium, aber schon vier Kollisionen und zwei Ausfälle hinter sich. Die Streckenführung, mit Ausnahme der langen Geraden, kommt dem Red Bull-Renault entgegen. Bis zur Schlussphase konnte Verstappen daher sogar von seiner ersten Pole-Position des Jahres träumen. Obwohl es nicht ganz gereicht hat, sagt der Mann, den Niki Lauda vom aggressiven Fahrstil her als eine Art modernen Villeneuve sieht: "Ich bin soweit ganz glücklich. In der Qualifikation fehlt es uns hintenraus immer noch etwas an Topspeed, aber im Rennen können wir etwas erreichen. Wir haben jedenfalls das Tempo." Es ist also alles angerichtet für einen spannenden Grand Prix.

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