Protest gegen DFB:Köln droht Zerwürfnis mit den Fans

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Fan-Plakat beim Derby: Auch die Kölner Fans protestieren gegen den DFB. (Foto: dpa)
  • Nach dem ersehnten Derbysieg gegen Gladbach feiern nur die Spieler.
  • Die Fans schließen sich einem Protest der gegnerischen Anhänger gegen den DFB an und verweigern den Support.
  • Trainer Peter Stöger findet das Verhalten "ungewöhnlich" und "eigenartig".

Das ist in Köln passiert

Jörg Schmadtke war wütend, frustriert, enttäuscht. Erstmals seit zehn Jahren hatte der 1. FC Köln ein Heim-Derby gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen, doch plötzlich droht dem stark gestarteten FC ein echtes Zerwürfnis mit den Fans. "Es hat sich nicht so angefühlt, als ob das ein wichtiger Sieg gewesen wäre", sagte Schmadtke nach dem 1:0 (0:0) betont schmallippig.

Schließlich hatten die Fans, die sich dem Gladbacher Fan-Boykott anschlossen, sogar den eigentlich so beliebten Sportchef attackiert und ihm via Protest-Plakat ("Schmadtke: Ruhig, ganz ruhig") den Mund verbieten wollen. Schmadtke hatte im Vorfeld beklagt, die Fans ließen mit ihrem Boykott, der sich eigentlich gegen die Auflagen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) richtete, die Mannschaft im Stich. Die Mannschaft sah dies offenbar genauso und verweigerte den obligatorischen Jubel vor der Südkurve.

"Es ist einfach schade"

"Wir geben in jeden Spiel alles. Und wir hoffen, dass die Fans das auch für uns tun", äußerte der gebürtige Kölner Marcel Risse: "Es ist einfach schade. Wir feiern nach so vielen Jahren einen so ersehnten Erfolg und er wird nicht so gefeiert, wie es sein sollte."

Die Kölner Fans waren im Gegensatz zu vielen Gladbachern zwar gekommen, hatten aber auf Fahnen, Choreos und organisierten Support verzichtet. Sie protestierten damit gegen begrenzte Kartenkontingente und die Personalisierung der Gästetickets. Die strengen Auflagen waren eine Reaktion auf die Ausschreitungen von Kölner Fans beim Aufeinandertreffen der beiden Clubs im Februar. Damals hatten vermummte FC-Anhänger nach Abpfiff den Platz im Borussia-Park gestürmt.

Die Kölner Fans widmeten sich am Samstag gefühlt mehr ihrem Protest gegen den DFB als dem Spiel und vergaßen damit praktisch die Mannschaft. "Jeder ist selbst dafür verantwortlich, wie lustig er es im Stadion hat", sagte FC-Trainer Peter Stöger später betont gelassen: "Schade, wir hätten heute alle viel Spaß haben können. Die Mannschaft hatte in der Kabine jedenfalls welchen."

Als "ungewöhnlich" und "eigenartig" geißelte Stöger dieses Verhalten: "Als ich hergekommen bin, hat man mir gesagt, dass man vor allem einmal gegen Gladbach gewinnen will. Und jetzt, wo es endlich klappt, feiern wir das in der Gruppe nicht so, wie es sein könnte."

© Süddeutsche.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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