Profiteure von Olympia:Putins reiche Freunde

Sotschi 2014 - Wladimir Putin

Alles im Blick: Wladimir Putin macht sich ein eigenes Bild von den Sportstätten in Sotschi und Umgebung.

(Foto: dpa)

Alte Judo-Bekanntschaften oder reine Kumpelei: Russlands Staatschef Wladimir Putin pflegt zu einflussreichen Geschäftsmännern ein freundschaftliches Verhältnis. Für Leute wie Arkadij Rotenberg und Gennadij Timtschenko haben sich die Olympischen Spiele schon längst gelohnt - unabhängig von ihrem Verlauf.

Von Johannes Aumüller, Sotschi

Es gibt in Russland viele einflussreiche Menschen, die Staatspräsident Wladimir Putin nahestehen, aber Arkadij Rotenberg gehört zu denen, die Wladimir Putin besonders nahe stehen. Schon seit Jugendjahren, so heißt es in Russland, sind sie befreundet - unter anderem wegen ihrer gemeinsamen Judo-Leidenschaft. Es existiert ein wunderbares Bild, das die beiden in Sportmontur zeigt, weißer Anzug, schwarzer Gürtel, amüsierter Blick. Am Anfang seines Berufslebens hat Rotenberg einmal sein Diplom als Sportlehrer gemacht, inzwischen ist er ein Geschäftsmann, der es in den Milliardärsklub Russlands geschafft hat.

Seine Aktivitäten sind breit gestreut: Gemeinsam mit seinem Bruder Boris hält er die Mehrheit an der SMP-Bank, Anteile am Hotel Moskwa und seit kurzem versuchen sie, den Hauptstadt-Klub Dynamo Moskau wieder aufzupolieren. Daneben hält er natürlich auch dem Judosport die Treue, als einflussreicher Funktionär sowohl im nationalen wie auch im internationalen Verband. Und, ach ja, nun soll er in den vergangenen Jahren gehörig von den uferlosen Umwälzungen rund um Sotschi profitiert haben.

Die Finanzierung der Olympischen Spiele ist ganz anders gelaufen als ursprünglich suggeriert. Zum einen liefen die Kosten völlig aus dem Ruder, anfangs waren knapp zehn Milliarden Euro veranschlagt, am Ende waren es weit mehr als 30 Milliarden Euro. Und zum anderen haben den erheblichen Anteil dieser Summe der Staat beziehungsweise Staatsfirmen bezahlt - und die reiche Oligarchie des Landes fast nichts.

Andererseits hat es natürlich Geschäftsmänner gegeben, die rund um die Spiele viel Geld verdient haben. Es waren ja viele große Projekte ausgeschrieben, für Hotels, Straßen und vieles weitere an Infrastruktur mehr. Und wenn man den Recherchen von russischen Medien und Oppositionellen glauben darf, dann hat niemand mehr verdient als Arkadij Rotenberg.

Das größte Geschäft steht erst noch bevor

Für fast fünf Milliarden Euro sollen seinen Firmen Aufträge bekommen haben, an insgesamt 20 Projekten sollen sie beteiligt gewesen sein. Das zentrale Objekt: Die Küstenstraße nach Adler, wo der Olympische Park mitsamt zahlreichen Sportstätten steht. Ein Projekt übrigens, dass Präsident Putin kürzlich noch einmal extra gelobt hat. Außerdem wirkten ihre Firmen bei der Erstellung einer Gaspipeline, des Wärmekraftwerks sowie von Hafen und Flughafen mit. Es gab allerdings auch so manchen Konflikt mit anderen beteiligten Firmen, zum Teil sind sie sogar noch vor Gericht anhängig.

Aber auch ein paar andere Geschäftsmänner sollen demnach einen großen Reibach gemacht haben. Zum einen weitere Freunde von Putin wie zum Beispiel der russisch-finnische Oligarch Gennadij Timtschenko; zum anderen aber auch lokale Sotschi-Größen wie Alexander Tkatschow, der Gouverneur der Region.

Für Geschäftsmänner wie Rotenberg und Timtschenko haben sich die Olympischen Spiele schon längst gelohnt - unabhängig von ihrem Verlauf. Und womöglich steht ihnen ein noch besseres Geschäft jetzt erst bevor. Denn für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 muss Russlands Regierung zahlreiche Stadien neu bauen oder zumindest grundlegend modernisieren.

Angepeilt sind schon jetzt Investitionen von fast 700 Milliarden Rubel (umgerechnet aktuell etwa 15 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Sotschi sollte ursprünglich umgerechnet knapp zehn Milliarden Euro kosten. Und wer an die immensen Kostensteigerungen rund um die Spiele denkt, der kann sich vorstellen, auf welche Summen die WM-Ausgaben noch anschnellen könnten

Ende des vergangenen Jahres berichtete die Zeitung Kommersant, dass bei einigen Stadien die Regierung nun ohne Ausschreibung die Aufträge vergeben wolle. Profitieren würden demnach vor allem Firmen von Arkadij Rotenberg und Gennadij Timtschenko.

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