Probleme beim FC Bayern:Die beste Innenverteidigung der Welt?

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Schon wieder verletzt: Innenverteidiger Jérôme Boateng (rechts), daneben Mats Hummels. (Foto: Ina Fassbender/dpa)

Verletzungen wie die von Jérôme Boateng sprengen regelmäßig die Wunsch-Abwehrformation des FC Bayern. Das macht die Mannschaft anfällig.

Von Benedikt Warmbrunn, Darmstadt

Am Freitag hatte Mats Hummels Geburtstag, er ist jetzt der beste, 28 Jahre alte Erklärer dieser Fußballwelt. Wenige Tage vorher wurde er auf Twitter gefragt, was er sich eigentlich wünsche, Hummels nutzte das, um nachzuweisen, dass er auch ein hervorragender Erklärer aller jenseitiger Fußballwelten ist. Sein Wunsch: mehr Geschwindigkeit in der nächsten Ausgabe des Computerspiels Fifa.

Gesundheit wünschte er sich zur Sicherheit nicht. Gesundheit, das wäre zurzeit ein Wunsch, über den die Menschen wohl sagen würden: Ja, ja, schon klar. Denn Hummels ist Innenverteidiger des FC Bayern.

Was haben sie in München im Frühjahr getönt, als sie bekanntgegeben hatten, dass Hummels nach acht Jahren aus Dortmund zurückkehren werde in seine Heimatstadt, zu seinem Heimatverein. Die beste Innenverteidigung der Liga! Die beste Innenverteidigung Europas! Die beste Innenverteidigung der Welt! Die beste Innenverteidigung aller jenseitiger Welten! So in etwa hörten sie sich damals an. Und es war ja auch eine verlockende Aussicht: Jérôme Boateng und Mats Hummels, das Innenverteidigerduo der Weltmeister von 2014 vereint im Verein, dazu als Backup ein sich mal wieder auf dem Weg der Besserung befindender Holger Badstuber sowie die Gruppe der vielseitig Einsetzbaren um David Alaba, Javi Martínez, Joshua Kimmich.

Boateng muss operiert werden, er droht monatelang auszufallen

Ein halbes Jahr später steht fest: Das Jahr 2016 ist beim FC Bayern auch das Jahr der Innenverteidiger. Aber es war, so gesehen, kein gutes Jahr.

FC Bayern
:Boateng muss operiert werden

Der Verteidiger stürzt im Training auf die Schulter und wird dem FC Bayern wahrscheinlich lange fehlen.

Vor der Partie an diesem Sonntag (15.30 Uhr) beim SV Darmstadt 98 kündigte Trainer Carlo Ancelotti an, dass Boateng ausfallen werde, womöglich auch für das Spitzenspiel am Mittwoch gegen Leipzig. "Boateng ist nicht bereit", sagte er, er deutete muskuläre Probleme im Brustbereich an. Mehr sagte er nicht. Aber es dauerte nicht lange, bis sich die Meldung verbreitete, dass durchaus mehr zu sagen sei. Der Innenverteidiger muss an der Schulter operiert werden, berichteten mehrere Medien, er droht wieder monatelang auszufallen; ganz sicher für das Spiel gegen Leipzig, wohl auch für die ersten Pflichtspiele im Jahr 2017. "Diese Verletzung ist sehr bitter nach dem Jahr", sagte Boateng der Bild-Zeitung. Mehr musste er nicht sagen.

Begonnen hatte das Jahr 2016 für den FC Bayern damit, dass sich Boateng an den Adduktoren verletzte: drei Monate Pause. Es war der Auftakt einer fast schon jenseitigen Verletzungsmisere. Innerhalb weniger Tage verletzten sich auch Martínez und Badstuber, in der Not erfand der damalige Trainer Pep Guardiola den Innenverteidiger Kimmich. Der spielte dann neben Alaba, noch einem Notinnenverteidiger. Der FC Bayern schleppte sich mit seinen geschundenen Innenverteidigern durch die Rückrunde; die Personalie Hummels war auch eine Reaktion auf diese Nöte. Doch entspannter wurde es nicht. Was jedoch zuletzt an Hummels liegt.

Der Zugang stand in den bisherigen 23 Pflichtspielen 16 Mal in der Startelf, häufiger als jeder andere auf der Position des Innenverteidigers. Martínez begann 15 Mal in der Abwehr, Boateng zehnmal. Doch Ancelotti konnte nie öfter als dreimal in Serie die gleiche Innenverteidigung aufstellen, manchmal verhinderte das seine eigene Rotation, meistens jedoch: neue Verletzungssorgen. Allein bei Boateng waren da: ein Muskelbündelriss, eine Adduktorenverhärtung, Knieprobleme, nun die Schulter. Martínez hatte Adduktorenbeschwerden, den November plagte ihn eine Verletzung am Oberschenkel. Und zuletzt, beim 5:0 gegen Wolfsburg, fehlte auch noch Hummels. Magen-Darm-Infekt.

Fehlende Abstimmung in der Defensive

Dieses personelle Hin und Her war auch auf dem Spielfeld gelegentlich kaum zu übersehen; bis in den späten Herbst hinein war die Mannschaft gerade in der Mitte des Spielfeldes, im Herrschaftsgebiet der Innenverteidiger, bei Gegenangriffen anfällig. Es lag auch an der fehlenden Abstimmung, dass das Team im November nicht einmal ohne Gegentor geblieben war.

Vor dem Spiel gegen Darmstadt meldeten sich nun Hummels und Martínez wieder fit, sie werden das Jahr 2016 wohl als Innenverteidigung des FC Bayern beenden. Und dann werden alle Innenverteidiger gemeinsam dieses Jahr ganz schnell wieder vergessen.

© SZ vom 18.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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