Primera División:Zidane bei Real: Rock 'n' Roll mit ZZ Top

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Als Dirigent an der Seitenlinie so temperamentvoll wie früher im Zentrum des Spiels: Zinédine Zidane, Trainer bei Real Madrid. (Foto: Susana Vera/Reuters)
  • Zinédine Zidane feiert seinen Einstand als Trainer von Real Madrid mit einem 5:0-Sieg gegen Deportivo La Coruña.
  • Er verändert die Taktik und die Startelf kaum, doch die Spieler scheinen sich plötzlich wieder mehr Mühe zu geben.
  • Nur Cristiano Ronaldo verhält sich etwas kindisch.

Von Oliver Meiler, Madrid

Das "z" ist ein lautmalerisch auffälliger, zackiger Buchstabe, recht selten gebraucht. Wenn einer wie Zinédine Zidane gleich zwei davon in seinen Initialen trägt, dann ist die Versuchung groß, sie für alle möglichen Spielereien einzusetzen. Als der Franzose vor einigen Tagen das Traineramt bei Real Madrid übernahm, titelte die spanische Sportzeitung Marca auf der ersten Seite erleichtert: "La SoluZZión", die Lösung - mit großem Doppel-Z statt einem kleinen "c". Das war auch deshalb originell, weil das "z" im kastilianischen Spanisch wie das "c" gelispelt wird.

Nach der gelungenen Premiere des neuen Zirkusdirektors, einem lustvoll erspielten 5:0 gegen Deportivo La Coruña, könnte man nun den Namen einer verblühten, bärtigen Rockband bemühen: "ZZ-Top". Und von Rock 'n' Roll wird gleich noch die Rede sein müssen. In Madrid schwadroniert man von einer Injektion "Vitamin Z", die der Mannschaft da in vier Trainingstagen verabreicht worden sei und schon wirke.

Vielleicht war es aber eher so, dass sich die Herren Großverdiener von Real Madrid unter Zidanes unbeliebtem Vorgänger Rafael Benítez einfach weniger gerne anstrengten; dass sie ihn mit ihrer manifesten Unlust gar in die Entlassung trieben. El Mundo schreibt: "Das Rennen, selbst das Pressing, fällt leichter, wenn Zidane es fordert."

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"Zizou" wird mit einer Hommage empfangen

Da stand ZZ also erstmals als Chefcoach am Spielfeldrand des Santiago Bernabéu, das trotz allgemeiner Euphorie wieder nicht ganz voll war, und war umringt von Dutzenden Fotografen. Drei dieser Fernsehkameras sollten während des gesamten Spiels auf ihn gerichtet bleiben und jede Regung festhalten, als gelte es, die Anfänge einer großen Trainerkarriere zu dokumentieren. Zidane trug dunkelblauen Anzug, weißes Hemd, dunkle Krawatte, braune Schuhe - ein modisches Statement, das er sich zu seiner Zeit als Spieler von Juventus in Italien zugelegt hatte.

Man empfing ihn mit einer Hommage, in Clips portioniert: Kunstnummern und Tore von "Zizou" als Spieler flimmerten in schneller Abfolge über die Anzeigetafel des Stadions. Als Vorlage, als Idealvorstellung, als Trailer für die Motivation. Und so banal das auch war: Es wirkte. Real spielte so kollektiv und inspiriert, wie es das seit Saisonbeginn nur selten tat. Zidane veränderte die Startelf nur auf zwei Positionen, nämlich mit Isco anstelle des Kolumbianers James im offensiven Mittelfeld und mit Dani Carvajal als rechtem Außenverteidiger anstelle des Brasilianers Danilo - mit zwei Spaniern also. Es waren kleine, populistische Konzessionen ans Publikum.

Vor allem der Schönspieler Isco, den Benítez kaum einsetzte, ist ein Liebling der Ränge. Er gab den Verbindungsmann zwischen Mittelfeld und Sturm und ging lange Wege. Auffällig anders bewegten sich die Außenverteidiger. Marcelo und Carvajal standen deutlich höher als unter Benítez und gesellten sich bei jeder Gelegenheit zur Offensive hinzu, zum Sturm um Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Gareth Bale - in alter Real-Manier, zur Stärkung des überfallartigen Konterfußballs. Rock 'n' Roll. Zidane mag das, ganz offensichtlich.

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Wenn Real stürmte, tat es das oft mit dem sogenannten BBC-Trio, dazu mit Isco und mit den beiden schnellen Flügeln, zu sechst also. Toni Kroos und Luka Modric standen wieder tiefer und auf gleicher Höhe, wie früher unter Carlo Ancelotti. Sie garantierten das Gleichgewicht. Ohnehin wurde man den Eindruck nicht los, Zidane kopiere die Spielanlage von Ancelotti, dessen Vize er mal gewesen war und mit dem Real immerhin die "Décima" gewonnen hatte, die zehnte Trophäe in der Champions League. Bis ins Detail. Die Matrix war noch allen klar und leicht abrufbar.

Besondere Meriten erwarb sich ausgerechnet Gareth Bale, von dem es zuletzt geheißen hatte, er werde einfach nicht glücklich in Madrid. Es hieß auch, Bale sei der einzige, der Benítez' Weggang bedauert habe, weil der ihn mit dem Superstar im Team gleichstellt hatte, mit Ronaldo. Es wurde gar spekuliert, der Waliser könnte nun wieder nach England zurückkehren. Bale gelangen nun aber drei der fünf Tore, die restlichen zwei steuerte Benzema bei. Vom Trio blieb also nur Ronaldo ohne Treffer, obschon er oft bedient wurde. Und diese persönliche Erfolglosigkeit ärgerte Ronaldo mal wieder so sehr, dass ihm darob die Freude über den Sieg des Teams sekundär vorkam. Er warf die Hände noch in die Luft, als alles schon klar und rund war - unverhohlen und recht kindisch. Die Tore der Kollegen feierte er nur mechanisch mit.

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Bale wird vom Publikum gefeiert

Bale dürfte das kaum bekümmert haben. Als ihn Zidane auswechselte, ehrte ihn der Anhang mit einer seltenen Ovation. Gegen Deportivo zeigte "Mr. 100 Millionen" sein bisher wohl bestes Spiel. Allerdings muss man auch sagen, dass die Gäste aus Galicien ihrem Ruf als Überraschungsteam der Saison nicht gerade gerecht wurden. Zuweilen gelang es ihnen zwar, mit schnellen Kontern die großen Räume zu durchmessen, die Real den Gegnern auch unter Zidane im Mittelfeld zugesteht - weite Prärien öffnen sich da, weil die BBC nicht verteidigen mag.

Doch vor dem Tor agierte Deportivo dann recht glücklos und überhastet. Ein stärkerer, abgebrühterer Gegner hätte die chronische Schwäche der Königlichen wahrscheinlich ausgenutzt. "Bei der Rückeroberung des Balls", sagte Zidane nach dem Spiel, "müssen wir besser werden." Vor einigen Tagen war er noch deutlicher: Es könne nicht sein, klagte er, dass ein, zwei, drei Spieler der Mannschaft nicht mithelfen würden beim Verteidigen. Gemeint waren B, B und C.

Doch wenn am Ende eine "Manita" steht, eine Handvoll Tore und kein Gegentor, dann ist Kritik nur Genörgel. Es gab keine Pfiffe mehr, keinen einzigen. Selbst die Chöre gegen den Vereinspräsidenten Florentino Pérez, dem man in den vergangenen Wochen lauthals den Rücktritt nahelegte, sind - einstweilen - verstummt.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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