Pressekonferenz mit Usain Bolt:"Tragt es hinaus in die Welt und sonnt euch in meinem Glanz"

Nach seinem Olympiasieg über 200 Meter muss sich Usain Bolt bei der Pressekonferenz erst warmlaufen. Doch dann erklärt er, warum Jesse Owens sein Vorbild ist, was er mit dem Mädchen am Startblock gesprochen hat und was er von den anwesenden Journalisten erwartet.

Jürgen Schmieder, London

Usain Bolt begann zurückhaltend, ja fast schüchtern: Nein, mit Michael Jordan oder Muhammad Ali wolle sich er sich dann doch nicht vergleichen. Das seien Helden des Sports und einzigartige Athleten. Als man sich gerade verwundert die Augen reiben wollte ob der Bescheidenheit Bolts, da stellte der Sprinter klar, dass sich ein Vergleich dennoch lohnen würde: "Ich möchte das nicht sagen. Jordan war der Größte in seinem Sport. Ali war der Größte in seinem Sport. Ich versuche, so weit wie möglich in meinem Sport zu kommen."

Aus diesem Grund lohne sich für Bolt eher ein Vergleich mit Jesse Owens, der 1936 bei den Spielen in Berlin vier Goldmedaillen gewonnen hatte: "Wenn ich nicht Usain Bolt wäre, dann wäre ich gerne Jesse Owens." Er wolle sich noch nicht einmal auf eine Stufe mit Ashton Eaton stellen: "Zehn Disziplinen? Und dann auch noch die 1500 Meter? Nein, diesen Vergleich gewinnt er." In diesem Moment war klar: Usain Bolt musste sich erst warmreden.

Usain Bolt hatte zuvor das 200-Meter-Rennen gewonnen und war dabei am Ende des Rennens langsamer gelaufen: "Ich bin ein bisschen zu schnell aus der Kurve gekommen, dann habe ich ein Zwicken im Rücken gespürt. Ich habe mich umgesehen und gemerkt, dass ich vor Blake gelegen bin. Ich wollte nur noch das Rennen nach Hause laufen. Mehr habe ich nicht gemacht." Blake hatte das Rennen zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben: "Ich bin aus der Kurve gelaufen und habe den großen Mann vor mir gesehen. Da wusste ich: Das ist seine Zeit, das ist sein Moment."

Usain Bolt wurde ziemlich viel gefragt auf der Pressekonferenz nach seinem Sieg über 200 Meter, ohnehin sind die Gespräche mit dem jamaikanischen Sprinter eine eigene Disziplin bei diesen Olympischen Spielen. Die Leute wollen wissen, was er den Tag über gegessen habe (Sandwiches) und ob er wirklich Fußball spielen wolle: "Ich wäre kein Mittelstürmer, die schnellen Jungs spielen immer auf dem Flügel."

Er musste auch erklären, worüber er mit dem Mädchen gesprochen habe, das da hinter dem Startblock stand und ihn anlächelte. "Ich habe sie gefragt: 'Bist du nervös?' Dann hat sie gesagt: 'Oh ja!' Darauf ich: 'Warum denn?' Da sagte sie: 'Das ist alles so aufregend!' Ich rede gerne mit Menschen und sorge dafür, dass es ihnen gut geht!"

Er sagte auch, dass er nun seinen Sieg erst einmal auskosten wolle: "Wenn ich mit meinen Freunden zusammensitze, dann sagen sie immer: 'Erinnerst du dich noch daran, weißt du noch, was wir da erlebt haben?' In diesen Momenten merke ich, dass viele Dinge zu schnell passieren und ich nur wenig Zeit habe, Dinge zu reflektieren." Er wolle sich nun Zeit nehmen, um nachzudenken und seinen Erfolg einzuordnen.

Dass dieser Erfolg - die Wiederholung der Olympiasiege über 100 und 200 Meter - einer Einordnung bedürfe, das stellte Bolt am Ende der Pressekonferenz klar. Nun war er aufgewärmt und in Bestform, den schönsten Satz sagte er ganz am Schluss: "Ihr alle, die ihr hier sitzt: Schreibt auf, dass ich eine lebende Legende bin, tragt das in eure Nationen. Ich werde das kontrollieren - und wer das nicht schreibt, mit dem rede ich keinen Ton mehr! Ich bin eine lebende Legende!"

Und dann sagte er einen Satz, den man zuletzt tatsächlich von Muhammad Ali gehört hat: "Tragt es hinaus in die Welt und sonnt euch in meinem Glanz!" Wird gemacht, Mister Bolt, wird gemacht.

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