Presidents Cup:Der kleine Bruder

***BESTPIX***  The Presidents Cup - Round Three

Gespielt wird beim Presidents Cup bis in die Dunkelheit. Trotzdem hat noch kein US-Qualifizierten das Event geschwänzt.

(Foto: David Cannon/Getty Images)

Die USA gegen den Rest der Welt mit Ausnahme von Europa: Das ist nicht so populär wie der Ryder Cup, aber spannend wie selten.

Von Frieder Pfeiffer, Incheon/München

Ein US-Reporter hat in diesen Tagen eine Geschichte erzählt, die vieles in beeindruckender Kürze transportiert, was es zum aktuell größten Golf-Thema für lange Zeit zu sagen gab. Er habe einem Profi eine SMS geschrieben, berichtet der Golfschreiber. Der Inhalt: "Der Presidents Cup ist mein Lieblingsturnier." Die Erkenntnis: Der Golfer wusste sofort, dass es ein Witz war. Zu abwegig das Ganze.

Geschichten wie diese gehören immer zum Begleitkonzert des zweiten großen Mannschaftswettbewerbs der Golfgemeinde neben dem Ryder Cup, dem prestigeträchtigen Duell der USA gegen Europa. Der Presidents Cup, das Aufeinandertreffen der besten US-Golfer mit denen aus dem Rest der Welt mit Ausnahme von Europa, gilt maximal als kleiner Bruder. Mit seinen 21 Jahren und bislang zehn Austragungen hoffnungslos unterlegen im Traditionswettstreit gegen den Ryder Cup mit 88 Jahren und 40 Duellen. Doch nicht nur das: Da ist eben auch die Sache mit der Spannung. Während die Europäer den US-Amerikanern immer mal dramatische Duelle geliefert haben, zuletzt sogar dreimal den Cup selbst mit Champagner und Jägermeister füllten, ist dem internationalen Team im Presidents Cup seit 1994 erst ein Sieg gelungen.

Spannend wurde es selten. Jordan Spieth, die Nummer eins der Welt und für viele in den USA so etwas wie der neue Tiger Woods, bemühte zwar vor der Austragung in dieser Woche die Floskel vom "härtesten Duell in diesem Jahrzehnt". Angesichts der Tatsache, dass der in der Weltrangliste am schlechtesten platzierte US-Spieler besser dasteht als der sechstbeste internationale Spieler, sagte das eher etwas aus über die bisherigen Ausgaben als über das aktuelle Duell knapp 30 Kilometer südwestlich von Seoul. Die USA, mit fünf Top-Ten-Spielern illuster besetzt, waren mehr als ein Favorit. Dieses Bild hat sich in den ersten drei Tagen jedoch ein wenig verändert. Mit nur einem Punkt Vorsprung - 9,5:8,5 - geht es in die Einzel am Sonntag. Und so könnte es doch mal wieder spannend werden. Eigentlich erstmals so richtig in den vergangenen zehn Jahren.

Das Turnier geschwänzt hat noch kein Amerikaner

So bleiben die kritischen Fragen nun außen vor. Vor dieser Woche hatte es geheißen: Warum der ganze Zirkus, diesmal in Incheon, Südkorea? Auch noch zu Zeiten, in denen in den USA die Lichter in den Sportsbars aus sind?

Verteidiger des Presidents Cup bemühen seit Jahren die gleichen Argumente: Weil die Geschichte des Duells neben den üblichen Mechanismen des wirtschaftlich orientierten Sportmarktes auch immer die von Einzelsportlern ist, die sich wie kleine Kinder freuen, wenn sie einmal im Team etwas gewinnen können. Diesen Reiz verströmt nicht nur der Ryder Cup. Das US-Team, bestehend aus hochdekorierten Weltklasse-Golfern, würde den Zusatz "Lieblingsturnier" wohl auch nicht verwenden, eine große Zuneigung ist dennoch schon immer zu spüren. Seit 1994 hat keiner der US-Qualifizierten das Event geschwänzt, auch wenn es in die Nebensaison fällt. Zumal in diesem Jahr, da das Tourfinale, ein Saisonhöhepunkt, gerade zwei Wochen her ist.

Dennoch drohte die sportliche Schieflage das Event immer in die Bedeutungslosigkeit abrutschen zu lassen. "Wir brauchen den Sieg, um den Presidents Cup am Leben zu erhalten", sagte nun der Südafrikaner Louis Oosthuizen, mit vier Siegen in vier Matches bislang einer der prägenden Akteure. Dass er diese Siege an der Seite seines Landsmannes Branden Grace feierte, verdeutlicht aber ein wenig die Problematik, mit dem das internationale Team schon immer zu kämpfen hat. Die USA ist als Nation vereint, die Europäer in einem gemeinsamen Kulturgedanken, Spieler aus Australien, Südkorea, Thailand, Südafrika und Indien (wie in diesem Jahr) müssen sich dagegen erst finden.

Richtige Sandwiches erst im dritten Anlauf

Zumal es Sportler sind, die sich an den Teamgedanken erst gewöhnen müssen. "Die Spieler kennen sich ja von der Tour", versuchte Kapitän Nick Price aus Simbabwe die Schwierigkeiten herunterzuspielen. Aber auch er weiß: Sich kennen und miteinander können sind zwei verschiedene Dinge. Während die US-Spieler mit lustigen Geschichten via der sozialen Medien die ganze Welt von ihrem engen Miteinander überzeugten und Routinier Phil Mickelson seine Kollegen mit Armbändchen eindeckte, wurde das internationale Team zu Beginn des Wettbewerbs eher in nationalen Gruppen wahrgenommen. Das hat sich mit der starken Aufholjagd ein wenig geändert. Inzwischen gilt der indische Neuling Anirban Lahiri laut Kapitän Price als Spaßvogel, der "unheimlich wichtig für den Spirit ist". Das gesamte Team entwickle "einen Spaß, den die vorherigen Teams nicht hatten". Angeführt von den Südafrikanern, dem Australier Jason Day, der Nummer zwei der Welt, und Heimspieler Sang-moon Bae ist nun Historisches möglich: der zweite Sieg im elften Duell und damit die endgültige Wiederbelebung eines Wettbewerbs, der angesichts seines globalen Charakters eigentlich zukunftsweisend erscheint.

Doch auch wenn sich im internationalen Team über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg ein Siegerteam formen könnte - Schwierigkeiten lauern überall. Das US-Team kämpfte zu Beginn der Woche mit den südkoreanischen Gastgebern um die richtige Zubereitung der beliebten Peanutbutter-Jelly-Sandwiches. An Tag eins bekamen sie beides, Erdnussbutter und Marmelade, fein säuberlich getrennt verpackt. Nach Rücksprache wurde es besser, doch noch immer trennte eine Weißbrotscheibe die zwei Beläge, die nach US-Tradition zusammengehören. Das verstanden die Südkoreaner im dritten Anlauf, wenn auch mit Naserümpfen. Das internationale Team, nicht ganz einig, bestellte sowohl die Peanutbutter-Jelly-Variante als auch die mit Schinken und Käse. Die bekamen sie auch. Allerdings kulinarisch zweifelhaft vereint auf einem Sandwich - ungenießbar. Die sportliche Mischung scheint zumindest in diesem Jahr deutlich bekömmlicher.

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