Premier League:Tapfere Terrier

Premier League - Huddersfield Town vs Southampton

Torlos aber mit Punktgewinn erklimmt Aufsteiger Huddersfield Town unter dem deutschen Trainer David Wagner (links) die Tabellenspitze - für einen kurzen Moment.

(Foto: Ed Sykes/Reuters)

Huddersfield Town bleibt auch im dritten Spiel ungeschlagen und ohne Gegentor. Der Neuling in der Premier League verteidigt ein 0:0 gegen Southampton - und der deutsche Trainer David Wagner ist stolz.

Von Barbara Klimke, Huddersfield/München

In den Großklubs der Premier League zählen längst Mentaltrainer zum teuren Personal. Bei Aufsteiger Huddersfield Town hingegen zeigt sich, dass man auch mit ein paar Zetteln an den Wänden im Trainingszentrum erstaunliche Willensleistungen herbeizaubern kann. "No Limits!", keine Grenzen!, ist da zum Beispiel als Botschaft ans Team aufgepinselt. Eine weitere Notiz appelliert an den "Terrier-Spirit". In Huddersfield, einer Stadt in Yorkshire, die industriegeschichtlich eng mit der Texilbranche verwoben ist, stehen die Eigenschaften des neugierigen, energischen, beharrlichen Terriers noch heute hoch im Kurs. Die flinken, kläffenden, kleinen Flitzer wurden einst zur Bekämpfung von Kleinnagern in den Webereien Nordenglands eingesetzt. Am Samstag hat sich allerdings erneut gezeigt, dass Huddersfields Profifußballer mit dem "Terrier-Spirit" auch hochbezahlten Liga-Konkurrenten Beine machen können.

Zum dritten Mal im dritten Spiel ist der Premier-League-Neuling am Samstag ungeschlagen geblieben: Das Team von Trainer David Wagner verteidigte zuhause im John Smith's Stadium gegen den FC Southampton ein torloses 0:0-Unentschieden. Es war das erste Remis in der Saison nach Siegen über Crystal Palace (3:0) und Newcastle (1:0). Aber im Unterschied zu den beiden anderen Gegnern stellte Southampton, Achter der Vorsaison, den ersten großen Härtetest für Huddersfield dar, das 45 Jahre lang nicht in der höchsten Liga vertreten war. "Wir sind dreimal ohne Gegentor geblieben", sagte Wagner anschließend mit breitem Lächeln im Gesicht: "Ich könnte auf das Team kaum stolzer sein."

Kurzes Probesitzen an der Tabellenspitze

Angeführt von dem unermüdlichen Mittelfeldmann Rajiv van la Parra erspielte sich Huddersfield allein in der ersten Hälfte eine Reihe Chancen. Doch Parra scheiterte wie die Kollegen Steve Mounie und Elias Kachunga an Southamptons Torhüter Fraser Forster. Als gegen Ende der Elan und das pausenlose Powerpressing, zu dem Wagner seinen Mannen treibt, etwas erlahmten, hatte es Huddersfield allerdings seinem Verteidiger Tommy Smith zu verdanken, dass er einen Kopfball von Nationalspieler Ryan Bertrand kurz vor Schlusspfiff von der Linie kratzte. Zum Lohn der Mühe durften die ungeschlagenen, mutigen Aufsteiger sogar ein Stündchen an der Tabellenspitze probesitzen - zumindest so lange, bis Rekordmeister Manchester United nach seinem 2:0-Sieg über Leicester City die Vorherrschaft über die Premier League zurückerobert hatte.

Huddersfield hat sich erst kürzlich erneut verstärkt, oder eher teutonisiert, wie es auf der Insel heißt. Zusätzlich zum deutschen Stammpersonal, Chris Löwe, Elias Kachunga und Christopher Schindler, wurden die Zweitliga-Zugänge Abdelhamid Sabiri (1. FC Nürnberg) und Florent Hadergjonaj (FC Ingolstadt) aufgenommen; sie standen gegen Southampton allerdings noch nicht im Kader.

Begrüßung in der Stadionzeitung

Trainer David Wagner hatte es sich nicht nehmen lassen, seine jüngste Neuverpflichtung, Sabiri, dem Anhang höchstpersönlich vorzustellen, und zwar in seinem Grußwort im Stadionheft, das selbstverständlich den Titel "The Terrier" trägt. Er sei ganz begeistert, wie konzentriert und fokussiert seine Mannschaft die neuen Herausforderungen meistere, schrieb er. Und forderte die Huddersfielder Fußballfreunde zu möglichst lärmender Unterstützung auf. Nach dem Remis über Southampton hat er eine erste Zwischenbilanz ziehen können. Sein Team gehe jetzt mit einem Lächeln in die Länderspielpause, sagte er dem Sender BBC: "Die Spieler haben nun gesehen, dass sie sogar in der Premier League eine Chance haben, wenn sie mutig sind und sich auf ihre Identität verlassen." Mit anderen Worten: Wenn sie dem Vereinsmotto folgen und spielen wie die tapferen Terrier.

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