Premier League:Pep Guardiola verliert schon wieder gegen seinen Angstgegner

Tottenham Hotspur vs Manchester City

Pep Guardiola und Mauricio Pochettino an der Seitenlinie der White Hart Lane.

(Foto: dpa)

Spurs-Trainer Mauricio Pochettino ist Experte darin, Pep Guardiola zu schlagen. Früher mit Espanyol Barcelona, diesmal ist Tottenham das erste Team, das Manchester City schlagen kann. Wie macht er das?

Von Sven Haist, London

Es gibt sehr viele gemeinsame Bilder von Pep Guardiola und Mauricio Pochettino - dank eines Brauchs in Katalonien. In der Woche vor dem größten Spiel in der Region, dem Duell zwischen dem FC Barcelona und Espanyol, treffen sich die beiden verantwortlichen Trainer, reichen sich die Hand und werden fotografiert. Bei jeder dieser Gelegenheiten entwickelte Guardiola die Angewohnheit, das kleine Espanyol und seinen damaligen Juniorpartner bei dessen erster Trainerstation mit Lob zu überschütten. Pep, 45, und Poche, 44, teilten sich in neun Derbys die Seitenlinie, aber nur fünf Mal gewann Guardiola. Gegen keinen anderen Übungsleiter hat der Fußballguru aus Santpedor in seiner goldenen Ära bei Barca eine schlechtere Bilanz.

Jetzt sind aus den beiden Trainern Premier-League-Coaches geworden und für Guardiola läuft es nicht besser. Mit 0:2 unterlag Tabellenführer Manchester City beim ärgsten Widersacher Tottenham Hotspur. Der Vorsprung der bis dahin punktverlustfreien Citizens reduzierte sich am Sonntagnachmittag auf einen Zähler. So hörten sich die Worte Guardiolas dann auf der Pressekonferenz auch an wie ein Echo der Huldigungen aus der Zeit in Spanien. "Tottenham war das bessere Team und uns einen Schritt voraus. Glückwunsch. Die Mannschaft hat viel Talent."

Die Nord-Londoner von der White Hart Lane sind nach sieben Spieltagen das einzig ungeschlagene Team auf der Insel. Lediglich mit den in der Spitzengruppe platzierten FC Liverpool und FC Everton mussten die Spurs die Punkte teilen. Ein Meisterschaftskandidat? "Das waren sie schon in der vergangenen Spielzeit", findet Guardiola: "Warum sollen sie es jetzt nicht mehr sein?" Tottenham habe einige neue Spieler hinzu bekommen und der Trainer sei schon eine Zeit lang dort. Im Gegensatz zu ihm selbst - das war die eigentliche Botschaft hinter der Bemerkung. "In zwei, drei Jahren wird mein Team besser sein", sagt Guardiola. Dem katalanischen Fußballfachmann war es ein Anliegen, sich von der Niederlage zu distanzieren. Ein Pep Guardiola registriert nicht gerne, dass ihn ein anderer Trainer entschlüsselt hat.

Tottenhams anfänglicher Plan, die Spieler von ManCity bei Ballbesitz an deren Strafraum in Manndeckung zu nehmen und in die Ecken des Feldes zu treiben, kam nichts entgegen. Die Hot Spurs rannten auf ihre Gegner los, getrieben von der Schmach am Ende der vergangenen Saison auf Rang drei abgestürzt zu sein. Die geringe Spielfeldgröße an der Lane und die Unterstützung der 31 793 Zuschauer halfen, die Angriffe der Gäste schon im Anfangsstadium zu unterbinden.

ManCitys Abwehrreihe ist das schwächste Glied in der Formation. Gerade die Spielauffassung und Technik der Defensivleute sind nicht ausgeprägt genug, um einen wild, aber strukturiert anlaufenden Kontrahenten ins Leere rennen zu lassen. In der Not mussten sie ungewöhnlich oft zu einem langen Pass greifen. Das Durchschnittsalter des hinteren Teils befindet sich im Schnitt bei 30 Lebensjahren. John Stones, 22, gehört zur Ausnahme. Die Gegner wissen das inzwischen und halten den Ball vom spielstarken Innenverteidiger fern.

Das Vorgehen der Spurs dürfte als Schablone dienen für die nächsten Kontrahenten von ManCity. Die gewandten, technisch hoch begabten Kreativakteure der Spurs destabilisierten das gegnerische Mittelfeld. Mit ihren niedrigen Körperschwerpunkten und Gemeinsinn bewiesen sie in den direkten Duellen mehr Durchhaltevermögen. Von dort aus drückten die Hauptprotagonisten Christian Eriksen und Delle Alli die Geschwindigkeit der Angriffe in die Höhe. City verlor die Orientierung. Aleksandar Kolarov fabrizierte ein Eigentor, das 0:2 leitete der Linksverteidiger durch eine missglückte Ballannahme ein. Einen weiteren Treffer vereitelte Claudio Bravo, der einen Strafstoß von Erik Lamela parierte.

Gezwungen, sich Chancen zu kreieren, suchten die Gäste Kevin De Bruyne, aber der spielte verletzt gar nicht mit. Sergio Aguero und Raheem Sterling waren die einzig verbliebenen Akteure, die auch mal aufs Tor schossen. Für die deutschen Zugänge Ilkay Gündogan und Leroy Sané wäre der Rückstand prädestiniert gewesen, sich für eine Beförderung in die Startformation zu empfehlen. Gelungene Aktionen initiierten beide nicht, bislang laufen sie bloß in der Masse mit. Sané hat auf den Außenbahnen mit der größten Konkurrenz im Kader zu kämpfen. Zudem sind die Aufgaben gegen Tottenham komplexer, als nur nach vorne zu dribbeln. Den offensiv freudigen Danny Rose hinten zu halten, traute Guardiola ihm erst zu, als die Spurs gar kein Interesse mehr an Kontern zeigten.

Den Energieverlust, den Pochettino gegen Spielende zu verzeichnen hatte, kompensierte seine Mannschaft durch die Abkehr zur einfachsten aller Verteidigungsformen. Die Spurs sammelten sich am eigenen Strafraum und schossen den Ball im Besitz in die gegnerische Hälfte zurück. Das Anlaufen von City geriet zur Sisyphusarbeit, bei dem Guardiolas Team lediglich die Statistik der Ballbesitzanteile zurück gewann.

Einen weiteren Punktsieg gab es für ManCity erst nach Schlusspfiff, als Pochettino seinen Trainerkollegen kumpelhaft verabschieden wollte. Guardiola lehnte ab, der Handschlag fiel förmlich aus. Pochettino ist ihm mittlerweile zu nahe gekommen.

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