Premier League:Komplizierter Hüne

Romelu Lukaku

So heiß begehrt, dass er Manchester United angeblich 85 Millionen Euro wert sein soll: Evertons belgischer Stürmer Romelu Lukaku.

(Foto: Owen Humphreys/dpa)

ManUnited will Romelu Lukaku verpflichten - für 85 Millionen Euro. Dabei ist er wohl nicht der Wunschsspieler von José Mourinho.

Von Katharina Brumbauer

Die Sommerferien von Romelu Lukaku könnten ruhiger sein. Während der Stürmer vom FC Everton in den vergangenen Tagen am Strand entspannte und dies auf Instagram dokumentierte, warben in England der FC Chelsea und Manchester United um den 24 Jahre alten belgischen Nationalspieler. Lukaku hatte im März ein lukratives Angebots seines Arbeitgebers FC Everton ausgeschlagen: "Ich will nicht auf diesem Level bleiben. Ich möchte mich verbessern, und ich weiß, wo ich das machen möchte", sagte er noch Anfang Juni dem "Guardian". Es ist nun sehr wahrscheinlich, dass Lukaku vom Strand aus sein Ziel, das nächste Level, erreicht hat.

Manchester United soll bereit sein, umgerechnet 85 Millionen Euro für Lukaku zu bezahlen. Der befindet sich passenderweise bereits dort, wo sein wohl künftiger Arbeitgeber am Sonntag eine Testspielwoche beginnen wird. Gemeinsam mit seinem mutmaßlich neuen Team-Kollegen Paul Pogba verweilt Lukaku in Los Angeles. Der französische Nationalspieler, 24, hieß seinen Kumpel, ebenfalls auf Instagram, bereits willkommen. Pogba schrieb: "Wir sehen uns morgen beim Training, Bienvenue!" Der Satz stand unter einem Video, das Pogba und Lukaku im Garten eines luxuriösen Anwesens über den Dächern der Stadt an einem Pool zeigt. Um ihr Einkommen müssen sich die beiden wohl kaum sorgen.

Pogba und Lukaku haben denselben Berater: Mino Raiola

Pogba und Lukaku werden beide vom berüchtigten Agenten Mino Raiola beraten, der Pogba im vergangenen Jahr von Juventus Turin nach Manchester vermittelte. Die Ablöse von 105 Millionen Euro machte Pogba zum teuersten Spieler der Geschichte, Raiola verdiente an allen Ecken mit, was nach entsprechenden Belegen der Plattform "Football Leaks", veröffentlicht im Spiegel, zu Ermittlungen seitens der Fifa führte. Es ist davon auszugehen, dass Raiola auch an Lukakus Wechsel nicht schlecht verdienen wird.

Manchester United wollte die Verpflichtung Lukakus noch nicht bestätigen. Man habe sich aber auf eine Ablösesumme von 75 Millionen Pfund (umgerechnet 85 Millionen Euro) geeinigt, teilte der englische Rekordmeister am Samstag mit. Der Medizin-Check und persönliche Verhandlungen stünden noch aus. "Eine weitere Bekanntmachung wird zu gegebener Zeit erfolgen", hieß es.

Manchesters Trainer José Mourinho kennt Lukaku bereits. Es war Mourinho, der den Belgier, damals 20 Jahre alt, beim FC Chelsea aussortierte und zum FC Everton abgab. Mourinhos Wunsch-Transfer soll Lukaku aber nicht sein. Der Belgier kam 2011 als 18 Jahre alter Absolvent der Jugendakademie des RSC Anderlecht auf die Insel, doch wirklich etwas anfangen konnte der Portugiese mit dem Jungen nicht, der zwar als hochveranlagt galt, aber noch etwas behäbig spielte; er ließ ihn nur zwei Liga-Spiele bestreiten. 2012 lieh Chelsea den 1,90 Meter großen Angreifer zu West Bromwich Albion aus, nach einem Jahr ging er nach Everton. Lukaku blühte auf, schoss gleich 15 Tore in der ersten Saison beim neuen Verein. Er wurde immer mehr zu dem Strafraumstürmer, als den ihn die Talentsucher angepriesen hatten. In der vergangenen Saison traf er 25 Mal, war damit zweitbester Schütze der Liga. Lukaku ist beidfüßig, präsent in der Luft und aufgrund seiner Physis kaum vom Ball zu trennen. Auch in der Nationalmannschaft ist er spätestens seit der EM 2016 Stammspieler. 60 Länderspiele bestritt Lakuku bisher, traf dabei zwölfmal.

Im Tausch soll Wayne Rooney nach Everton wechseln

Doch wer glaubt, in Manchester würde jeder (abgesehen von Mourinho) angesichts des Transfers in Begeisterungsstürme ausbrechen, irrt. ManUnited-Legende Gary Neville zum Beispiel äußerte seine Meinung, "persönlich nie der größte Fan Lukakus" gewesen zu sein. Allerdings muss man wissen, dass Neville wirklich zu allem seine Meinung äußert. Und er relativierte seine Kritik an der Spielweise des Belgiers: In vielen Spielen habe sich Lukaku zwar versteckt, mit einem besseren Team und besseren Spielern um sich herum habe er aber eine größere Chance, in bedeutenden Matches zu liefern.

Diese werden für Lukaku in der kommenden Saison im Old Trafford stattfinden. Ein verdienter und langjähriger ManUnited-Profi hingegen wird in jenem Stadion nächste Saison wohl nicht mehr regelmäßig auflaufen. Im Gegenzug soll sich United mit dem FC Everton einig sein, dass Kapitän Wayne Rooney, 31, nach Everton zurückkehrt, zu seinem Jugendklub. Rooneys Verhältnis zu Mourinho war ja auch nie das allerbeste, seit Oktober spielte er kaum noch, Mourinho scherte sich nicht um den Status des englischen Nationalmannschaftskapitäns.

Dass die Kooperation mit Lukaku durchaus schwierig sein kann, deutete der Umworbene derweil im Urlaub schon mal an. Wie das Promi-Portal TMZ berichtet, soll er in Beverly Hills wiederholt zu laut gefeiert haben. Mehrere Lärmbelästigungsklagen gingen bei der Polizei ein. Lukaku muss im Oktober in Los Angeles vor Gericht erscheinen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: