Premier League:Klopp 0, van Gaal 1

Ein Abstauber in der 78. Minute nach Eckstoß und Lattenkopfball: Dank Wayne Rooneys Lucky Punch siegt Manchester United mit Louis van Gaal äußerst glücklich bei Jürgen Klopps FC Liverpool.

Manchmal geht es im gelobten Land halt auch so zu: Die eine Mannschaft - die in Weiß - spielt hinten langsam und vorne uninspiriert. Die andere Mannschaft - die in Rot - spielt schneller, sie macht und tut und kommt auch zu Torchancen; aber nirgendwo erkennbar ist die klare Idee, die man von einer Liga, in die es so viele ambitionierten Fußballer zieht, erwarten sollte.

Die englische Premier League ist die tollste Liga der Welt, aber manchmal ist dieses Prädikat auch ein kleiner Etikettenschwindel. Das gilt auch für Spiele prominenter Teams mit prominenten Trainern - wie am Sonntag beim Duell zwischen dem FC Liverpool und Manchester United, zwischen Jürgen Klopp und Louis van Gaal. Bei Manchesters ebenso überraschendem wie glücklichem 1:0-Auswärtssieg zeigte sich deutlich, warum beide Teams in der Tabelle nicht dort stehen, wo man sie dank ihres Namens erwarten sollte. Beide Teams sind definitiv nicht: spitze.

"Es ist frustrierend", sagte Klopp nach dem 0:1 enttäuscht. "Wir haben ein Spiel verloren, was wir nie hätten verlieren dürfen."

Bei Liverpool hat Klopps Plan immerhin für ein paar erfreuliche Turbulenzen im Spiel gesorgt. Die Roten rennen, als wären sie schwarz-gelbe Dortmunder, und der 40 Millionen teure Roberto Firmino hat sich eine Dynamik zugelegt, die man aus Hoffenheimer Bundesligatagen nicht von ihm kennt. Der Brasilianer war auch an den ersten guten Aktionen beteiligt: Erst rauschte sein Schuss am Tor vorbei (11.), kurz darauf schickte er einen langen Ball mitten hinein in jene weiten Räume, die van-Gaal-Teams im Mittelfeld gerne mal offenlassen; aber auch Milner verfehlte das Tor knapp (13.). Dieser aufwendige Klopp-Fußball reichte zunächst völlig aus, um ein blasses Manchester zu dominieren, bei dem Bastian Schweinsteiger wegen einer Knieverletzung fehlte. Kein Torschuss gelang van Gaals Elf in der ersten Halbzeit.

Nach dem Wechsel traute sich Manchester die ersten Konterversuche zu, insgesamt bestätigte die Elf aber den Dauervorwurf ihrer Kritiker: Sie interpretierte die Idee des van Gaal'schen Positionsspiels in einer Zeitlupenversion, die ihr auch der selbsternannte größte Trainer der Welt (van Gaal) nicht austreiben kann. Umso wuchtiger wirkten dagegen die strammen Läufe des DFB-Nationalspielers Emre Can, der den FC Liverpool zweimal hätte in Führung bringen können; aber ManU-Keeper David de Gea parierte jeweils großartig. Dem Spanier hatte es ManU zu verdanken, dass es weiter auf den sogenannten "Lucky Punch" warten durfte; tatsächlich gelang Wayne Rooney nach einer Ecke und Fellainis anschließendem Lattenkopfball per Abstauber noch der Siegtreffer (78.).

Verdient war's nicht, aber van Gaal wird das egal sein. Seine Elf klettert auf Rang fünf, und van Gaal wird dieses 1:0 bestimmt so erklären, dass am Ende ein Trainersieg dabei herauskommt.

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