Premier League:FC Liverpool - nervig und stolz drauf

Liverpool v Manchester City - Premier League

Liverpool-Coach Jürgen Klopp feiert mit Siegtorschütze Georginio Wijnaldum.

(Foto: Getty Images)
  • Durch ein Tor von Georginio Wijnaldum gewinnt der FC Liverpool 1:0 gegen Manchester City.
  • Das Team von Jürgen Klopp festigt Rang zwei in der Tabelle, Pep Guardiola muss dagegen eine erste Krise moderieren.
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Von Christopher Gerards

Sergio Agüero lief Richtung Strafraum, ein Pass rollte auf ihn zu, und jetzt sah das Spiel einen seiner spektakulärsten Momente: Agüero nahm den Ball mit rechts an, er ließ seinen Gegenspieler aussteigen, schoss mit links aufs Tor. Der Ball war nicht wirklich hart getreten, er war auch nicht platziert, aber dieser Schuss ging trotzdem als Besonderheit durch. Denn seine größte Leistung war, dass er stattgefunden hatte. Es lief die 54. Minute - und Manchester City hatte gerade zum ersten Mal aufs Tor geschossen.

Das Spiel zwischen dem FC Liverpool und Manchester City am Silvesterabend war nicht nur interessant, weil die Trainer Jürgen Klopp und Pep Guardiola zum ersten Mal in der Premier League gegeneinander antraten - nach zuvor acht Duellen mit Dortmund und den Bayern in der Bundesliga und im DFB-Pokal. Das Spiel war vor allem deshalb interessant, weil es einiges aussagte über die Anwärter auf den Meistertitel. Liverpool war als Tabellenzweiter ins Spiel gegangen, City als Dritter - doch nach dem 1:0-Sieg des Teams von Jürgen Klopp gilt nur noch Liverpool als ernsthafter Verfolger von Tabellenführer Chelsea. Und das lag nicht nur am Ergebnis.

"Wir haben richtig gut verteidigt, waren aber nicht souverän am Ball. Trotzdem haben wir den Sieg verdient" - diese Sätze hat Klopp hinterher gesagt. Tatsächlich war es ein Spiel, das fast ohne Torchancen auskommen musste. Es war dann aber so, dass Liverpool gleich seine erste nutzte: Roberto Firmino hatte in der 8. Minute mit dem Außenrist einen feinen Pass auf Adam Lallana gespielt, der flankte in den Strafraum, und der Niederländer Georgino Wijnaldum köpfelte ins Eck. Vor dem Spiel hatte Guardiola noch die Qualität des Gegners im Pressing gelobt, und wie richtig diese Einschätzung war, zeigte sich vor allem in der ersten Halbzeit.

Liverpool, angetreten ohne den verletzten Joel Matip (vormals Schalke 04) und ohne Torhüter Loris Karius (Mainz), überließ Manchester den Ball, um dann aggressiv anzugreifen; das führte zu teils kuriosen Fehlern des Gegners. Eine kleine Auswahl: Die 20. Minute, Raheem Sterling flankte unbedrängt ins Toraus. Die 21. Minute, Nicolas Otamendi zielte beim Versuch, seinen wenige Meter entfernten Mitspieler zu erreichen, ins Seitenaus. Die 27. Minute, wieder spielte ein City-Verteidiger im Spielaufbau ins Seitenaus, diesmal Aleksandar Kolarov.

Der "wiedergeborene Star" schwächelt

Über Pep Guardiola heißt es, er liebe Mittelfeldspieler, aber auch auf dieser Position zeigte City große Schwächen. Routinier Yaya Touré, vor dem Spiel vom Guardian als "wiedergeborener Star" gefeiert, fiel vor allem dadurch auf, dass er sich in einem Zweikampf überlupfen ließ und ansonsten beeindruckend oft nach hinten passte. Fernandinhos auffälligste Szene war, als er seinem Trainer an der Seitenlinie versehentlich einen Schlag in Richtung Solarplexus verpasste. Nach der Pause spielte Guardiolas Team zwar stärker, Agüero versuchte sich, später David Silva. Aber am Ende standen in der Statistik halt diese Zahlen: neun Torschüsse, null Tore, zehn Punkte Rückstand auf Chelsea.

"Ich kann mich nicht an viele Chancen für City erinnern, das ist wohl das größte Kompliment, das ich meiner Mannschaft machen kann", sagte Klopp. "Jürgen Klopp weiß, was er von seinen Spielern will - Pep Guardiola bemüht sich noch um diese Art von Klarheit", kommentierte der Mirror, "der hypnotische Beat von Klopps Heavy-Metal-Liverpool hat Guardiola Kopfschmerzen verursacht." Und der Guardian urteilte: "Liverpool spielte teils mit großem Elan, und in anderen Phasen zeigten sie jene Art von Beständigkeit, die essenziell sein wird, um die Chancen auf den Titel aufrecht zu erhalten."

Während Guardiola seine erste Krise als City-Trainer moderieren muss, sieht Klopp sein Team "in der Region der Tabelle, in der wir sein wollen". Sechs Punkte liegt Liverpool als Zweiter hinter dem FC Chelsea, der 4:2 gegen Stoke City gewann - für die Londoner war es der 13. Sieg in Serie. "Könnt ihr euch vorstellen, wie nervend es ist, wenn man 13 Spiele gewinnt und ein anderes Team liegt nur sechs Punkte zurück?", fragte Klopp, "diese Liga ist unglaublich schwierig, aber wir dürfen jetzt nicht auf Chelsea schauen. Sie sind unglaublich stark und sie haben einen außergewöhnlichen Lauf."

Es wird jedoch spannend, wie lange Chelsea seinen Vorsprung behält. Am Montag tritt Liverpool beim Drittletzten Sunderland an - der FC Chelsea bekommt es am Mittwoch im Stadtderby mit dem Fünften Tottenham zu tun.

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