Premier League:Das Standard-Problem

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Grimmiges Klatschen: Liverpool verspielt gegen Watford den Sieg - Jürgen Klopp nervt das sichtlich. (Foto: Andrew Couldridge/Reuters)

"Viele werden sagen: eh klar": Jürgen Klopp kommentiert den verpatzten Start des FC Liverpool in Watford gewohnt flapsig. Doch: In der Champions-League-Qualifikation gegen Hoffenheim müssen sich die Reds steigern.

Von Katharina Brumbauer, Watford/München

Die Nachspielzeit lief bereits an der Vicarage Road in Watford, in der 93. Minute bekamen die Gastgeber gegen den FC Liverpool beim Spielstand von 2:3 einen Eckball zugesprochen. Es folgte: Chaos im Strafraum. Zunächst lenkte Liverpools Keeper Simon Mignolet den Schuss von Richarlison aufs kurze Eck noch an die Latte, doch der Ball sprang Watfords Migel Britos an den Kopf, der fast schon gar nicht mehr anders konnte, als zum 3:3 zu treffen. "Das dritte Tor war abseits", klagte Trainer Jürgen Klopp nach seinem misslungenen 100. Spiel für Liverpool, "das ist Pech für uns. Wir hatten ja genügend Chancen das Spiel vorher zu entscheiden". Doch genau das taten sie nicht, und dann hatte Liverpool zum Auftakt der Premier-League-Saison tatsächlich nicht gewonnen.

Für Jürgen Klopp war der Ausgang der ersten Liga-Partie der neuen Saison natürlich eine Enttäuschung: "Du kannst am ersten Spieltag kein perfektes Spiel erwarten. Aber gerade mit der ersten Halbzeit war ich nicht zufrieden. Watford spielte sehr körperbetont, damit sind wir nicht zurechtgekommen. Auch wenn Watford nicht so viel aus seinem Spiel gemacht hat, sie haben zwei Tore erzielt", sagte der Trainer - und da war erst Halbzeit.

Tatsächlich hatte Watford den besseren Start erwischt, Liverpool wirkte zu Beginn noch reichlich desorganisiert, und so ging aus einer Standardsituation - die Schwachstelle der Reds - in der achten Minute Watford durch Stefano Okaka mit 1:0 In Führung. "Viele werden sagen: Eh klar, das war eine Standardsituation", kommentierte Klopp. Zwar kam seine Elf nach 29 Minuten durch Sadio Mané zum Ausgleich. Doch die kampfstarken "Hornets" aus Watford ließen sich davon nicht beeindrucken und trafen nur drei Minuten später durch Doucouré erneut: 2:1 nach 32 Minuten. So ging es in die Pause, aus der Liverpool verbessert zurückkam. Klopp sagte:"Wir hatten in der zweiten Hälfte viel mehr Chancen und haben zwei wunderschöne Tore erzielt." Das erste in der 54. Minute. Salah drang halbrechts in den Strafraum vor und wurde von Watford-Torhüter Gomes gelegt, Elfmeter für Liverpool. Der frühere Hoffenheimer Roberto Firmino nutzte die Gelegenheit zum Ausgleich.

"An unserer Anfälligkeit nach Standards müssen wir arbeiten", sagt Klopp

Vor dem Aufeinandertreffen in der Champions-League-Qualifikation mit Firminos Ex-Arbeitgeber Hoffenheim am kommenden Dienstag schien Liverpool nun in Schwung zu kommen. Der einzige prominente Neuzugang des Sommers, der ägyptische Rechtsaußen Mohamed Salah, im Juni aus Italien von AS Rom gekommen, traf nach 57 Minuten zum 3:2. "Er hat den Elfmeter herausgeholt und ein Tor erzielt. Gerade in der zweiten Halbzeit war ich sehr zufrieden mit Salahs Leistung", lobte Klopp, doch in der dritten Minute der Nachspielzeit nahm das Spiel seine letzte Wendung. Eh klar, nach einer Standardsituation.

Bereits vergangene Saison waren Freistöße und Ecken der Gegner der Schwachpunkt der Reds. Von den insgesamt 42 Gegentoren (so viele kassierte kein Team der Top Fünf) fielen 12 nach einem ruhenden Ball. Im Sommer holte Liverpool den 23-jährigen schottischen Außenverteidiger Andrew Roberts von Hull City. Am Samstag in Watford stand Robertson aber noch nicht im Kader, die Viererkette war dieselbe wie in der Vorsaison, und die Abwehrschwäche Liverpools wieder deutlich sichtbar. "Heute habe ich von beiden Mannschaften gute Aktionen gesehen. Aber an unserer Anfälligkeit nach Standards müssen wir arbeiten, gar keine Frage", sagte Klopp.

Die größte Baustelle für den FC Liverpool ist aber eine andere: Am Freitag sorgte der wechselwillige Brasilianer Philippe Coutinho mit einer Mail an die Vereins-Eigentümer, die Fenway Sports Group (FSG), für Aufruhr. Er bat die FSG direkt um eine Freigabe, der 25-jährige Mittelfeldspieler will seinen Transfer zum FC Barcelona mit aller Macht durchsetzen. Barca buhlt sowohl um Dortmunds Ousmane Dembélé als auch um Coutinho als Nachfolger für den abgewanderten Neymar. Am Freitag erteilte Liverpool jeglichen Angeboten aus Barcelona eine Abfuhr. Unmittelbar darauf folgte, wie englische Medien übereinstimmend berichteten, das offizielle Transfergesuch Coutinhos an allerhöchster Stelle seines Arbeitgebers. Am Samstag in Watford fehlte der Brasilianer. Die offizielle Begründung: Rückenprobleme.

© SZ vom 13.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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