Pokal-Erfolg des FC Bayern:Humorlos gegen alle Gesetze

Pokal-Erfolg des FC Bayern: Pokalaufgabe erfolgreich bewältigt: die Spieler des FC Bayern.

Pokalaufgabe erfolgreich bewältigt: die Spieler des FC Bayern.

(Foto: AP)
  • Die Bayern mühen sich eine Halbzeit gegen Braunschweig - dann treffen Alaba und Götze auf sehenswerte Weise.
  • Die Gäste verteidigen diszipliniert - mehr ist für sie nicht drin.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen, hier zur Einzelkritik der Bayern.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Der Pokal, heißt es, schreibt seine eigenen Gesetze, es sind Gesetze, die Klein und Groß durcheinander wirbeln können, Arm und Reich, Tapfer und Talentiert. Es sind dennoch Gesetze, die keine Chance haben gegen die Gesetze der Physik, gegen Erdanziehung, Luftwiderstand, gegen die Kraft der Geschwindigkeit. Die Gesetzes des DFB-Pokals haben also keine Chance gegen David Alaba.

Achtelfinale in München, der FC Bayern gegen Eintracht Braunschweig, der souveräne Tabellenführer der Bundesliga gegen den Sechstplatzierten der zweiten Liga. Die Nachspielzeit der ersten Halbzeit, der Favorit hat sich schwer getan gegen den tapfer und diszipliniert verteidigenden Außenseiter; der FC Bayern hat sich kaum eine nennenswerte Torchance herausgespielt. Dann gibt es noch einen Freistoß, einen etwas umstrittenen Freistoß, den Braunschweigs Trainer Thorsten Lieberknecht als "Fehlentscheidung" kritisierte. Alaba legt sich den Ball zurecht.

Guardiolas Warnungen

Kurzer Anlauf. Alaba tritt mit dem linken Fuß gegen den Ball. Dieser steigt flach in die Höhe. Fliegt über die Köpfe der Verteidiger. Erreicht seine optimale Flughöhe. Hält diese Höhe. Hält sie sehr lange. Senkt sich erst spät. Da prallt der Ball schon ans Kreuzeck: Tor.

Klein, aber tapfer? Es war zu wenig gegen Alabas Schusskunst, die alles, was zuvor so träge und schwerfällig war, auf einmal ganz leicht aussehen ließ. Es war dieser Kunstschuss, der die Partie entschied. Auch in der zweiten Halbzeit musste der FC Bayern nicht sonderlich inspiriert Fußball spielen. Es reichte dennoch. Mario Götze erzielte mit einem Solo das Tor zum 2:0 (1:0)-Endstand. "Die Braunschweiger haben das gut gemacht, sie waren aggressiv und haben versucht, defensiv gut zu stehen", sagte David Alaba später, "aber natürlich war's trotzdem ein verdienter Sieg."

Dass dies ein schweres Spiel werden könnte, davor hatte Pep Guardiola, der Trainer des FC Bayern, zuvor gewarnt, auch wenn niemand auf ihn hören wollte. Wie ernst er selbst seine Warnungen nahm, demonstrierte Guardiola mit seiner Aufstellung. Fast alle große Namen versammelten sich auf dem Rasen, nicht einmal Torwart Manuel Neuer durfte sich ausruhen. Es spielten Alonso und Schweinsteiger, Robben und Ribéry, Götze und Lewandowski. Und links hinter Ribéry spielte wie zuletzt in der Liga gegen Köln nicht der wuselige Bernat. Sondern der kraftvolle Alaba, der Meister aller Gesetze.

Viele Angriffe über außen

Auf diese linke Seite des Österreichers konzentrierten sich bald die meisten Angriffe des FC Bayern. Immer wieder tanzte Ribéry mit seinem rustikalen Bewacher Benjamin Kessel. Immer wieder rannte Alaba dynamisch auf die Position des Linksaußen. Arjen Robben auf der rechten Seite wurde oft von zwei Gegenspielern bewacht, nur selten hatte er den Ball. Es war also ein eher linkslastiger Ballbesitzfußball des FC Bayern. Es war aber oft auch ein eher träger, nur selten ein kreativer Ballbesitz. Was aber auch an der Braunschweiger zähen Defensiv-Organisation lag, die die Münchner mitunter nervte - am besten zu erkennen an Franck Ribéry, der sich ein kleines Nachtreten gegen seinen lästigen Widersacher Benjamin Kessel leistete. Der Schiedsrichter ahndete es nicht; hätte er es geahndet, hätte auch ein Platzverweis dabei herausspringen können.

"Wir müssen diese Situationen besser kontrollieren", rügte Guardiola die Unbeherrschtheit.

Mit einer konsequenten Staffelung ließen die Gäste nur wenige Lücken für Passwege offen, und so kam oft das letzte Zuspiel der Gastgeber, das in die Gefahrenzone erst gar nicht an. Die für lange Zeit beste Gelegenheit war ein Zufall: Braunschweigs Torwart Rafal Gikiewicz ließ eine Flanke von Ribéry zwischen Armen und Beinen durchrutschen (3.). Die vermutlich beste Chance des FC Bayern verhinderte in der 38. Minute Robert Lewandowski, als er ein Zuspiel von Robben nicht zum gänzlich frei stehenden Ribéry durchließ, sondern selbst aufs Tor schoss (genauer: drüber).

Und die tapfer verteidigenden Braunschweiger? Suchten ihr Glück in Kontern. Und kamen so sogar zu kleineren Möglichkeiten. Seung-Woo Ryu schoss nach einem schnellen Gegenangriff knapp vorbei (26.). Dann aber trat Alaba zum Freistoß an. Und was zuvor schwer und träge war, wurde zwar nicht unbedingt leicht und schwungvoll, aber es wurde nun geprägt von einer souveränen Lässigkeit.

Auch im zweiten Durchgang verteidigten die Braunschweiger diszipliniert. Und auch im zweiten Durchgang wusste der FC Bayern sich in diesem durchdachten Bollwerk keine großen Lücken zu öffnen. Um das Spiel zu entscheiden, brauchte es wieder die Aktion eines Einzelnen.

Die 57. Minute, kurzer Pass von Robben auf Mario Götze, der das gesamte Spiel kaum aufgefallen war. Nun aber: ein schneller Antritt, an einem Gegenspieler vorbei, am zweiten, Braunschweigs Gikiewicz verladen, der Endstand. Und spätestens jetzt kombinierten die Gastgeber etwas befreiter und kamen auch zu besseren Gelegenheiten. Robben verfehlte nach einem Dribbling das Tor knapp (73.), Müller traf das Außennetz (89.).

Braunschweig hatte sich da schon aufgegeben. Die Gesetze des Pokals, das wussten sie jetzt, galten an diesem Abend nix.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: