Players Championship im Golf:Zur Wurzelbehandlung auf die 17

WOODS PUTTS ON 17 AT TOURNAMENT PLAYERS CHAMPIONSHIP

Wenig Grün, viel Wasser: Loch 17 ist in Ponte Vedra Beach eine besondere Herausforderung.

(Foto: REUTERS)

Der Druck der Schlagsituation. Die vielen Zuschauer. Das Wasser. Wenn die besten Golfer der Welt an diesem Donnerstag die Players Championship beginnen, wartet alles auf das vorletzte Loch. Kaum ein Grün ist so knifflig wie das in Ponte Vedra Beach - jährlich versinken hier bis zu 150 000 Golfbälle.

Von Gerald Kleffmann

Sie misst nur 121 Meter. Ein Witz. Profis können den Ball mit dem Pitching Wedge befördern. Bei Gegenwind ist es ein Eisen neun oder acht. Alles Schläger für kürzere Annäherungen. Selbst Amateure haben die Entfernung drauf. Und trotzdem. Diese 17. Bahn in Ponte Vedra Beach ist das kniffligste kurze Par-3-Loch im Profigolf. "Es ist wie ein drei-Uhr-Termin für eine Wurzelbehandlung", sagte Mark Calcavecchia dazu. "Du denkst den ganzen Morgen daran und fühlst dich den ganzen Tag schlecht. Du weißt: Früher oder später bist du dran."

Was macht diese Bahn der am Donnerstag beginnenden Players Championship, bei der auch Martin Kaymer startet, so unangenehm? "Es ist kein schweres Loch, wenn du es am Montag oder Dienstag oder Mittwoch spielst", sagt Vijay Singh. Die Antwort: Es ist das Wasser. Und es ist der Druck der Schlagsituation. Wenn Tausende am Rand zuschauen. Wenn ein Dutzend TV-Kameras alles observieren. Wenn Millionen vor den Fernsehern sitzen.

"Du weißt ja, was die Leute sehen wollen", erinnert Jim Furyk - Fehlschläge ins Wasser. Die gibt es nicht zu knapp. Und weil die 17. Bahn das vorletzte Loch ist, ereignen sich oft Dramen im sportlichen Sinne. Viele Sieger sind vergessen. Aber die Verlierer, die Gescheiterten, die, die den Ball ein ums andere Mal versenkten, die sind Kult.

Auf einem normalen amerikanischen Platz verschwinden pro Jahr rund 60 000 Bälle. Im Tournament Players Club (TPC) in Sawgrass sind es zwischen 120 000 und 150 000 - nur an der 17. Amateure, die für 300 Dollar aufwärts spielen können, verlieren im Schnitt drei Bälle im Wasser. "Es ist ein Alles-oder-Nichts-Schuss", sagt Phil Mickelson. Weil der Ball, ist er zu kurz, nicht heranrollen kann.

Und weil der Ball, ist er zu lang im Flug, nicht bremsen kann. Ein Bierdeckel mit hohem Rand im Meer, der, steht man davor, nichts als Stress verursacht. "Das Einzige, was es heftiger machen würde, wäre, das Grün auf einen Kran zu hieven und es rumzuschippern, während man schlägt", sagte Dale Hayes. Es gibt unzählige gute Sprüche zur 17.

Die Grünfläche, 1200 Quadratmeter groß, 24 Meter lang, ist nur durch einen Pfad mit dem Land verbunden. Das "Island Green ist auch das Signature Hole, es ist das Schmuckbild des Platzes in Florida und liefert auch 34 Jahre nach der Eröffnung die Garantie für Patzer. Dabei war schon die Entstehung skurril.

Anekdoten für ein ganzes Buch

Die 17 sollte keine Insel werden, doch weil der sumpfige Boden kaum Sand enthielt, gewann man diesen von einer geeigneten Stelle. Bis dort ein Krater übrig blieb. Alice Dye, die Frau des Golfplatzarchitekten Pete Dye, hatte dann die Idee mit der Insel. Das Loch wurde einfach geflutet. Fertig war der heutige Ein-Loch-Klassiker.

Der so reich an Anekdoten und Rekorden ist, dass es für ein Buch reichen würde. Supermarktmanager Angelo Spagnolo aus Pennsylvania benötigte 66 Schläge, nachdem er 27 Bälle vom Abschlag und der Dropzone ins Wasser geschlagen hatte. Am Ende zwangen ihn Offizielle, entlang des Pfades zu putten. Normalerweise ist die Dropzone Pflicht, wo man einen Ersatzball fallen lässt. Nur: Auch von dort ist es immer noch eine Insel.

Um Stau zu verhindern, wurde ein Schild für Amateure aufgestellt mit der Forderung, nach zwei versenkten Bällen aus der näheren Dropzone weiterzuspielen. Manche Gäste nahmen sich zwei Dutzend Bälle mit, nur damit wenigstens einmal im Leben ein Ball auf diesem verdammten 17. Grün liegen bleibt. Sie schlugen oft auch unerlaubterweise zwei Dutzend Mal vom regulären Abschlag ab. Bei den Profis indes gilt die korrekte Regel: Bei einem Fehlschlag geht es zur Dropzone, dann wird solange gespielt, bis der Ball im Loch ist. Und das kann dauern.

2013 lagen Tiger Woods und Sergio Garcia schlaggleich in Führung. Dann spielte der Amerikaner ein Par, benötigte drei Schläge (Abschlag und zwei Putts), während der Spanier vom Abschlag und von der Dropzone ins Wasser spielte. Am Ende musste er samt Strafschlägen eine 7 notieren. Woods gewann das Turnier, das als inoffizielles fünftes Major nach den vier offiziellen gilt. Andere, die großartig versagten, waren etwa Len Mattiace (1998) und Sean O'Hair (2007).

Besonders schlimm war es bei O'Hair, der einen guten Schlag machte - "ich dachte, die Leute jubeln. Doch es wurde ein Stöhnen!" Im Wind stürzte der Ball ab. Steve Lowery wiederum hatte eine animalische Begegnung. 1998 landete sein Ball sicher, doch eine Möwe pickte diesen auf und ließ ihn im Wasser fallen. Aufgrund einer Regel aber durfte er einen zweiten Ball straffrei von der ursprünglichen Landestelle aus weiterspielen. Im Turnier war er chancenlos.

Auch einige Asse gab es. Besonderes gelang Fred Couples. Der drosch den zweiten Ball, 1999 noch vom regulären Abschlag gespielt, hinterher - direkt ins Loch. Es war das coolste Par auf dem kniffligsten Par 3 der Welt.

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