Platzverweis für Weltfußballer:Ronaldo lässt die Herzen erkalten

Real Madrid's Ronaldo scuffles with Cordoba's Fraga during their Spanish First Division soccer match at El Arcangel stadium in Cordoba

Ein Schwinger, dann Rot: Cristiano Ronaldo flog gegen Cordoba vom Platz.

(Foto: REUTERS)

Die Gegner treten ihn, er wehrt sich und fliegt vom Platz - Cristiano Ronaldo sieht im Spiel gegen Córdoba nach mehreren Tätlichkeiten die rote Karte. Dabei will der Portugiese doch nur eins: von allen geliebt werden.

Von Thomas Urban, Madrid

Das ganze Spiel hatten die Abwehrspieler des FC Córdoba immer im Rudel Cristiano Ronaldo attackiert, waren ihm von vorn, seitwärts und von hinten hineingegrätscht. 83 Minuten hat er sich treten und anrempeln lassen. Doch als ihm dann der Ball im Fünf-Meter-Raum vom Fuß sprang, trat er einfach den nächsten Verteidiger um und schlug dem Fallenden noch ins Gesicht. Und einem zweiten, der empört auf ihn zueilte, versetzte er mit dem Unterarm einen Nasenstüber.

Der Schiedsrichter zögerte nicht: Rot für den Weltfußballer, der noch vor einer Woche bei der Entgegennahme des Goldenen Balls nach seinem Uuuuh-Schrei verkündet hatte, er sei auf dem besten Wege, "als Bester in die Geschichte einzugehen". Die Zuschauer im Estadio Arcángel reagierten erbost, zumal Ronaldo beim Verlassen des Rasens mit der Hand auf das Wappen auf seinem Trikot zeigte, das der Fußball-Weltverband Fifa seinem Verein Real Madrid für den Gewinn der Klub-Weltmeisterschaft verliehen hatte

Sein Ausraster brachte ihm auch in den Internet-Foren eine Welle von Häme und Empörung ein. Der Portugiese hat wieder einen Schritt zurück gemacht bei seinem erklärten Ziel, die Herzen der Spanier zu erobern. Das ist ihm bislang nicht gelungen, auch wenn er mittlerweile gut Spanisch spricht und sich das Ronaldo-Trikot am besten von allen in den Real-Shops verkauft. Die Real-Gemeinde schätzt ihn, weil er Tore am Fließband schießt, viele Fans anderer Klubs verachten ihn.

Ronaldo, die geölte Kampfmaschine, gänzlich humorfrei, aber extrem eitel und aufgeblasen. Das ist das Bild, das wohl die meisten Spanier von ihm haben. Als er sich einmal beklagte, dass die Fans ihm nicht die Sympathie entgegen bringen, die er sich doch eigentlich redlich auf dem Platz verdient hätte, titelte die Sportzeitung Marca: "Die Prinzessin ist traurig."

Zu einem der Lieblinge im Trikot der Königlichen aber ist sowohl bei den Madrider Fans, als auch in der Sportpresse sehr schnell Toni Kroos geworden. Zum einen ist das Bild der Deutschen allgemein trotz Eurokrise und La Merkel immer noch sehr positiv. Zum anderen entspricht der Weltmeister idealtypisch diesen Klischees: fleißig, effektiv, immer beherrscht, blond. Ob er Humor hat, muss man da gar nicht so genau wissen, immerhin lächelt er bei den Pressekonferenzen gelegentlich fein, und dass er auf den Kopf gefallen sei, sagt ihm auch keiner nach.

So war er auch an diesem Samstagabend einer der Leistungsträger beim mühsam erkämpften 2:1 beim FC Córdoba. Den entscheidenden Treffer erzielte der Waliser Gareth Bale per Handelfmeter in der vorletzten Minute und sicherte somit Real die Tabellenführung. Ronaldo muss nun ein paar Spiele aussetzen, darunter auch das Derby gegen Atlético. Sollte der Lokalrivale gewinnen oder gar der verhasste FC Barcelona in den nächsten Spieltagen an Real vorbeiziehen, so wird sich Ronaldo auf den nächsten Shitstorm im Internet gefasst machen können.

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