Pferdesport:Hengst in der Sportschau

Union Rennen in Köln Andrzej Tylicki auf Acatenango

Der Schnellste seiner Zeit: Acatenango, geritten im Union-Rennen in Köln von Andrzej Tylicki.

(Foto: imago/Horstmüller)

Am Ostermontag wird in Köln zum 60. Mal der Galopper des Jahres gekürt - doch die Wahl ist längst nicht mehr das, was sie war, als in den Achtzigerjahren Acatenango siegte.

Von Ulrich Hartmann

Mitte der Achtzigerjahre war Acatenango ein Fernsehstar. Dass der Hengst drei Jahre nacheinander im Fernsehstudio in Köln empfangen wurde, um im Rahmen der ARD-Sportschau als "Galopper des Jahres" ausgezeichnet zu werden, ist heute kaum noch zu glauben. Aber so war das damals. Adi Furler hieß der Moderator, der ein großes Herz für die Vollblüter und den Galoppsport besaß. Er hat die Wahl zum "Galopper des Jahres" - 1958 ins Leben gerufen - erst richtig populär gemacht. Fast eineinhalb Millionen Zuschauer schickten in den Achtzigern Postkarten nach Köln, um abzustimmen. Von 1985 bis 1987 wählten sie Acatenango, das berühmteste deutsche Pferd der Historie und das erfolgreichste dieser Galopperwahl. Nach den drei eigenen Siegen gelangen ihm weitere Erfolge: vier als Vater, drei als Opa der prämierten Pferde. Bekannt wie Acatenango wird in Deutschland wohl kein Pferd mehr werden. 2005 wurde er, 23-jährig, nach einem Trainingsunfall eingeschläfert. Den meisten Zeitungen war das damals nur noch eine kleine Meldung wert, aber auf dem Gestüt Fährhof östlich von Bremen haben sie ihm einen Gedenkstein aufgestellt.

Die Kandidaten heißen Guignol, Windstoß und Dschingis Secret

Die Wahl zum "Galopper des Jahres" findet in diesem Jahr zum 60. Mal statt. Der Sieger wird nicht in die Sportschau eingeladen, man kann nicht mal Postkarten nach Köln schicken. Die Wahl findet hauptsächlich im Internet statt und ist bloß noch eine Sache für Insider. Das ganz große Publikum hat man mit dem sukzessiven Niedergang des Galoppsports in Deutschland verloren. Am Ostermontag, wenn auf der Kölner Galopprennbahn die Saisoneröffnung ansteht, wird der "Galopper des Jahres" prämiert. Die drei Kandidaten heißen Guignol, Windstoß und Dschingis Secret. Die letzteren beiden werden von Markus Klug in Köln-Heumar trainiert.

Der 41-jährige Badener hat als Kind Dressur und Springen geritten und mit seinem Vater die Rennbahn in Iffezheim bei Baden-Baden besucht. Dort hat es ihn gepackt. Dort hat er sich in den Galopprennsport verliebt. Star der Szene: Acatenango. "Das waren ja ganz andere Zeiten damals", sagt er heute, "es gab nur drei Fernsehprogramme, wichtige Rennen wurden live übertragen, und Acatenango wurde in die Sportschau eingeladen." Heute werden Galopprennen in Deutschland nur noch im Internet live gezeigt. "Nicht mal das deutsche Derby in Hamburg wird live im Fernsehen übertragen", bedauert Klug.

2014 wurde der von ihm trainierte Sea the Moon zum "Galopper des Jahres" gekürt. Es wäre jetzt folglich das zweite Mal in seiner Karriere, sollte eines seiner beiden Pferde am Ostermontag prämiert werden. Für ihn als Trainer ist die Wahl eines Pferdes eine schöne Bestätigung, ein Titel für den Lebenslauf. "Für den Besitzer ist es aber noch mehr wert, ein Titel, mit dem man werben kann", sagt Klug, "etwa, wenn das Pferd Deckhengst wird."

Ob Acatenango der beste deutsche Galopper war und bleibt? Klug muss überlegen. "Er hat damals viele Rennen in Serie gewonnen, aber er hatte eigentlich auch keine Konkurrenz - und das einzige deutsche Pferd, das den Prix de l'Arc de Triomphe gewonnen hat, war Danedream." Es lässt sich also herrlich darüber streiten, wer der Beste der Historie ist, ähnlich gut wie beim Fußball.

Selbst im Galopper-Verband sieht man die Wahl nicht mehr so rosig

Auch im deutschen Galoppverband DVR sehen sie die Galopper-Wahl längst nicht mehr rosig. Das Interesse hat einfach zu stark nachgelassen. Der Geschäftsführer Jan Antony Vogel sieht die Aktion zwar nicht vor dem Aus, mahnt aber Veränderungen an. Er sagt: "Galopper des Jahres, das ist ein Markenname, der nach wie vor unglaublich präsent ist, aber ich finde trotzdem, dass sich da einiges bewegen muss, dass wir das nicht fortführen sollten wie bisher." Man entwickele bereits Ideen.

Das Gestüt Röttgen (Windstoß), der Stall Ullmann (Guignol) und der in Hongkong lebende Milliardär Horst Pudwill (Dschingis Secret) machen sich am Ostermontag Hoffnungen auf den Titel. Wer auch immer gewinnt, Acatenango bleibt unerreichbar.

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