Personaldebatten beim FC Bayern:Tage der Eitelkeit

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Immer im Blickpunkt: Bayern-Trainer Pep Guardiola (Foto: Michaela Rehle/Reuters)
  • Wer geht? Wer bleibt? Wer geht wegen des Trainers?
  • Pep Guadiola ist nach der Kadervergrößerung beim FC Bayern verstärkt als Moderator gefragt.
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Von Benedikt Warmbrunn, München

Acht Minuten lang hat Pep Guardiola am Freitag geredet, dann wird er tätlich attackiert. Eine Hand drückt ihm gegen die Kehle, der Trainer des FC Bayern reißt die Augen auf, er macht ein japsendes Geräusch. Ein paar Millisekunden lang ist Guardiolas Zustand äußerst besorgniserregend, aber es kommt seiner Gesundheit durchaus entgegen, dass die Attacke von seiner eigenen Hand geführt wird. Er lässt sich wieder los. Die Hand, das Japsen, das gehört zur großen Schauspielkunst des Fußballtrainers Guardiola. In wenigen Millisekunden beschreibt er die vergangene Saison, "so war unsere Situation", sagt Guardiola.

Die wichtigste Lehre des FC Bayern aus der vergangenen Saison war es, dass ein großer Kader ein großer Vorteil ist, wenn einige Spieler verletzt sind. Einen Zustand, der mit einem Händedruck gegen die Kehle beschrieben werden muss, wollten sie im Verein für die Zukunft unbedingt ausschließen. Also haben sie die medizinische Abteilung neu strukturiert, vor allem aber haben sie Douglas Costa und Arturo Vidal verpflichtet, zwei Spieler, die sofort in die Startelf drängen. Eine der ersten Lehren aus der aktuellen, wenige Tage alten Spielzeit ist es nun, dass es rund um einen großen, größtenteils gesunden Kader niemals still sein wird.

In der vergangenen Woche zum Beispiel wirkte es teilweise so, als handele es sich beim FC Bayern um einen Gebrauchtwarenladen. Geht Mario Götze? Geht Sebastian Rode? Geht Pierre-Emile Hojbjerg? Geht Dante? Geht Thomas Müller? Das waren die Themen. Und so sitzt Guardiola am Freitag vor den Journalisten, um über das Spiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim zu sprechen, aber natürlich muss er kaum über das Spiel bei der TSG Hoffenheim sprechen.

Pep Guardiola sagt zunächst, dass er nichts zum Interesse anderer Vereine an seinen Spielern sagen wird. Dann spricht er über Pep Guardiola.

Die Spieler, deren Namen mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht wurden, waren ja abgesehen vom loyalen Sebastian Rode Spieler, die durch Verhalten und Laune angedeutet haben, wie anspruchsvoll es für manche Spieler mit dem Verhalten und den Launen Guardiolas sein kann. Götze fehlt die Kommunikation. Hojbjerg war im vergangenen Winter für ein halbes Jahr nach Augsburg geflüchtet. Dante hat erkannt, dass auf Pep Guardiolas Hymnen ("Ich brauche 1000 Dantes!") nicht mehr Einsätze gefolgt sind. Müller diskutiert häufiger lautstark mit dem Trainer.

"Ich habe", sagte Guardiola, "mit meinen Spielern kein Problem." Wobei, ein Problem fällt ihm dann doch noch ein: "Wenn ein Spieler nicht spielt." Die Talente Gianluca Gaudino, Sinan Kurt und Julian Green spielen daher erst einmal nicht nur für die U23, sie trainieren auch mit ihr und nicht mehr wie bisher mit den Profis. Macht drei Probleme weniger.

Und die umworbenen Spieler? Manches Gerücht aus der vergangenen Woche könnte noch zu einem Wechsel führen (allerdings kaum zu dem von Thomas Müller zu Manchester United). Doch diese Tage haben vor allem gezeigt, dass Pep Guardiola in seiner dritten Saison in München in einer ganz neuen Rolle gefragt sein wird: als der Mann, der die vielen Eitelkeiten einer großen Gruppe moderieren kann.

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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