Pep Guardiola:"Es war nicht einfach für mich. Es war nicht einfach für Mario"

Bei seiner Rückkehr nach München redet Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola ungewohnt deutlich über Mario Götze und Leroy Sané.

Von Martin Schneider

Der Abend, an dem Pep Guardiola nach 21 Tagen wieder nach München zurückkehrte, war ein Abend der kleinen Zuneigungen. Da war zum Beispiel der Pappbogen, den der FC Bayern drucken ließ. "Welcome back!" stand darauf, illustriert mit dem Kopf des Katalanen. Den Bogen hatte der FC Bayern im Spielertunnel aufgestellt, sodass Guardiola unter Guardiola zum Spielfeld durchlief. Da war zum Beispiel auch Rafinha, der mit seinem Ex-Trainer kumpelhaft abklatschte, weil dieser ihm den Ball zum Einwurf gab. Und da war Pep Guardiola selbst, der auf der Pressekonferenz sagte: "Mein Gefühl war, ich bin noch mal nach Hause zurückgekommen."

Da war aber auch Carlo Ancelotti, der neben Guardiola saß und der von den Bayern-Fans in der 35. Minute eine Art von Zuneigung erhielt, die Guardiola in drei Jahren eigentlich nie bekam: Die Fans sangen seinen Namen. "Carlo Ancelotti, FCB" stimmte eine kleine Gruppe in der Südkurve in der 35. Minute an und als Ancelotti gefragt wurde, wie er das fand, meinte er, der ganze Tag sei wie sein erster Schultag gewesen. Sehr aufregend.

Aber Fußball ist kein Geschäft, in dem viel über Zuneigungen geredet wird. Es ist auch kein Geschäft, in dem ein 1:0 in einem Testspiel zwischen Bayern München und Manchester City (Tor: Erdal Öztürk, abgefälschter Schuss) groß diskutiert wird. Die einzigen Erkenntnisse: Carlo Ancelotti spielt gerne im 4-3-3, der Gegner darf jetzt vielleicht auch mal den Ball haben, Franck Ribéry scheint in Form zu sein, es liegt wohl in der DNA von Rafinha, auch in Testspielen giftig aufzutreten und auch ein Bayern-Testspiel mit Ersatz- und Jugendspielern lockt 68 000 Menschen ins Stadion und 4,8 Millionen vor den Fernseher, selbst, wenn vor der Tür das schönste Sommerwetter herrscht.

Geredet wurde aber nach dem Spiel hauptsächlich über zwei Spieler, die aktuell nicht in München, nicht in Manchester, sondern in Kalifornien weilen.

Da war einmal Mario Götze, der mit André Schürrle an der amerikanischen Westküste urlaubt und bei dem alle Beteiligten sich nicht mehr die Mühe machten, zu leugnen, dass er nach Dortmund zurückkehrt und es nur noch darum geht, ob er nun 22, 23, 24 oder 25 Millionen Euro kostet. "Ja, ich weiß nicht, was ich sagen soll", meinte zum Beispiel Franck Ribéry. "Ich muss sagen: Viel Glück. Er muss wieder seinen Spaß und sein Selbstvertrauen finden." Er werde ihn vermissen. "Er war vielleicht eine nicht so gute Situation für ihn hier", meinte der Franzose.

Carlo Ancelotti wurde natürlich auch gefragt, der Italiener schob noch vermutlich aus Pflichtschuldigkeit einen Halbsatz davor und meinte. "Wenn Götze den Verein verlassen sollte, wünsche ich ihm alles Gute für die Saison." Götzes Wechsel wurde dann am Donnerstag Mittag offiziell verkündet.

"Schalke weiß von unserem Interesse"

Nun hat die Spielansetzung aber ausgerechnet den Menschen nach München gebracht, der am meisten zum Thema Götze sagen kann. Denn er, Pep Guardiola, war ja nach Götzes eigener Aussage einer der Hauptgründe, warum er vor drei Jahren von Dortmund nach München ging. Und weil er unter Guardiola zu selten zum Einsatz kam, ist er nun auch einer der Gründe, warum er wieder von München nach Dortmund geht. Guardiola wartete vermutlich auf die Frage und er hätte es sich einfach machen können. Er hätte sagen können. "Ich bin jetzt Trainer von Manchester City, ich will mich nicht zu Spielern von anderen Klubs äußern." Aber es war ihm wohl ein Anliegen, noch was zu Mario Götze zu sagen.

"Er ist ein guter Mensch, ich habe das tausendmal gesagt", sagte Guardiola, während er sein Gesicht auf seine rechte Faust stützte. "Aber wir hatten sieben Stürmer. Wenn er bei mir gespielt hat, hat er gut gespielt". Guardiola zuckte mit den Schultern, als wolle er sich entschuldigen. "Es ist schade, er verdient es, zu spielen. aber ist das manchmal in unserem Beruf. Er ist einer der professionellsten Spieler, die ich in meiner Karriere getroffen habe. Manchmal ist ein Spieler zu schlecht und wird dann unangenehm für die Mannschaft. Aber nicht Mario. Er ist ein guter Typ. Er fokussiert sich 24 Stunden auf seinen Beruf. Es war nicht einfach für mich, es war nicht einfach für Mario. Ich wünsche ihm nur das Beste."

Der andere Spieler, der sich wie Götze ebenfalls in Kalifornien erholt, ist Leroy Sané, bei dem Guardiola entschied, klarer über den Transferpoker zu sprechen, als es in der Branche üblich ist. "Er ist noch Spieler von Schalke", sagte Guardiola, aber: "Wir haben mit ihm gesprochen, Schalke weiß von unserem Interesse." Die Faktenlage ist nun so, dass Manchester City mit Sané gesprochen hat und Sané gesagt hat, er will wechseln. Das sagte Schalkes Manager Christian Heidel bei einem Testspiel. Heidel sagte aber auch, dass die "Rahmenbedingungen" noch nicht stimmen würden, was übersetzt heißt: City zahlt nicht genug Geld. Wird man sich einigen? "Ich weiß nicht, was nächste Woche oder in einem Monat passiert", sagte Guardiola.

Dann verschwand er aus der Arena und aus München. Die beiden Weltklubs werden nun in den kommenden Tagen die Welt bereisen. Der FC Bayern fliegt am 25. Juli in die USA, Pep Guardiola tourt mit Manchester City durch China, trifft dort unter anderem am 28. Juli auf Borussia Dortmund. Allerdings nicht auf Mario Götze. Dessen Urlaub endet erst am 1. August.

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