Party im Borussia-Park:Nur der Trainer ziert sich

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In Freude vereint: Mannschaft und Fans von Borussia Mönchengladbach feiern zusammen eine hervorragende Saison. (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Eine Niederlage wird zur Nebensache. Gladbach feiert den dritten Tabellenplatz und verabschiedet Kruse, Kramer, Daems und Marx.

Von Sebastian Fischer, Mönchengladbach

Es hätten so schöne Bilder werden können an diesem stimmungsvollen Samstag im Borussiapark. Teile der Aufstiegsmannschaft 1965, der ersten "Fohlenelf", und der Meistermannschaft 1975 waren zu Gast. Als "alte Helden" kündigte sie der Stadionsprecher an. Jupp Heynckes war dabei, Torhüter Wolfgang Kleff. Sie standen vor dem Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Augsburg auf dem Rasen. Und dann sollten sie eigentlich der Mannschaft von 2015 die Hände reichen, eine Begegnung der Generationen, die Gladbacher Spieler hatten dafür zum Aufwärmen sogar die alten Trikots von 1965 übergestreift bekommen, weiß mit schwarzem Saum am Ärmel. Doch der Plan ging nicht auf. "Kommt her, klatscht ab", rief der Sprecher. Doch die jungen Männer liefen in die Kabine, die älteren sahen ihnen aus der Entfernung zu.

Trainer Favre lässt sich ungern feiern

Es sind natürlich trotzdem schöne Bilder geworden zum Abschied der Saison. Filip Daems, gefeiert von den Fans in seinem letzten Spiel nach zehn Jahren im Verein, mit einer Kapitänsmütze auf dem Kopf und Tränen der Rührung in den Augen, auch wenn er zum Abschluss nur auf der Bank sitzen durfte. Christoph Kramer, Max Kruse, Thorben Marx, mit Blumensträußen verabschiedet. Und, vielleicht das schönste Bild dieses Tages, jedenfalls im Stadion: Lucien Favre, 57, der Trainer und Vater des Gladbacher Erfolgs, ein Fußballtrainer mit genialen Zügen, doch bisweilen auch ein Kauz, der Überzeichnungen seiner Person in der Öffentlichkeit nicht leiden kann, lehnte ab, als die Fans seinen Namen riefen, als sie ihn allein vor der Kurve sehen wollten. Irgendwann leitete er aber dann doch die La Ola.

Es war ein bunter Bilderbogen, der irgendwann in der Vereinschronik zu sehen sein wird. 66 Punkte, Platz drei, die beste Rückrundenelf, nur 26 Gegentore, zudem eine Mannschaft, die den Plan ihres Trainers konstant umgesetzt hat. Das ist die Bilanz dieser Spielzeit. Doch es wurden eben nicht die Bilder mit ganz großer, fast schon kitschiger Symbolik. Gladbach hätte am Samstag auch noch Zweiter werden können, wie vor 37 Jahren jene Fohlenelf, die in Teilen vor Anpfiff auf dem Rasen stand. Platz zwei wäre noch möglich gewesen, bei einer Niederlage des VfL Wolfsburg in Köln und einem eigenen Sieg. Kurz sah es danach aus, "Vizemeister VfL", hallte es durch den Borussiapark. Doch der FC Augsburg störte mit drei Toren die Romantik.

Neue Helden für die Champions League

"Das Ergebnis spielt ja keine entscheidende Rolle mehr", sagte Daems. Es war den Gladbachern ziemlich egal. Und vielleicht war es ihnen nicht unrecht, die Saison als Dritter zu beenden. Sie halten ja wenig von Vergleichen mit der Vergangenheit, jedenfalls in der Führungsetage. Vizepräsident Rainer Bonhof, als Spieler Meister in Gladbach, hat sich zuletzt dagegen gewehrt. Die neue Borussia soll ihre eigene Geschichte schreiben, mit eigenen Bildern, eigenen Helden. Im nächsten Jahr dann in der Champions League.

© SZ vom 24.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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