Paralympics in London:Birgit Kober gewinnt ihre zweite Goldmedaille

Gleich der erste Wurf ein neuer Weltrekord: Birgit Kober gewinnt Gold im Kugelstoßen. Die Radfahrer Denise Schindler und Steffen Warias gewinnen Silber. Sprinter Heinrich Popow will Gold über 100 Meter, Handbike-Fahrer Norbert Mosandl beschwert sich über den ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Alex Zanardi.

Die Münchnerin Birgit Kober hat der deutschen Mannschaft bei den Paralympics in London die 14. Goldmedaille beschert. Nach ihrem Triumph mit dem Speer holte sie sich auch den Sieg mit der Kugel. Schon der erste Versuch war perfekt: Mit 10,25 Metern verbesserte sie ihren eigenen Weltrekord und konnte den Wettkampf vor 80.000 Zuschauern danach lachend genießen.

Birgit Kober

Gleich nach dem ersten Versuch konnte Birgit Kober den Wettkampf lachend genießen.

(Foto: dpa)

Nach der knapp verpassten Medaille auf der Bahn hat Denise Schindler ein paar Stunden zuvor Silber im Straßenrennen gewonnen. Die 26 Jahre alte Münchnerin musste sich nach rund anderthalb Stunden auf der Motorsportstrecke in Brands Hatch nur der Chinesin Sini Zeng um neun Sekunden geschlagen geben. Im Sprint sicherte sie sich Platz zwei vor der zeitgleichen US-Amerikanerin Allison Jones.

Es war für die unterschenkelamputierte Schindler eine erfolgreiche Revanche, denn ausgerechnet gegen Jones hatte sie vor einer Woche in der Einverfolgung auf der Bahn das kleines Finale um Bronze verloren. Schindler ist erst vor fünf Jahren zum Radsport gekommen, hat inzwischen bereits zweimal mit einem Mountainbike die Alpen überquert und im Vorjahr WM-Gold im Straßenrennen sowie den Gesamt-Weltcup gewonnen. Als kleines Kind war sie mit zwei Jahren ausgerutscht und vor eine Straßenbahn gefallen; Schindler übelebte knapp, verlor aber ihren rechten Unterschenkel.

Auch Steffen Warias hat bei den Paralympics die Silbermedaille gewonnen. Der 27-Jährige aus Reute musste sich auf der Motorsportstrecke in Brands Hatch nach 64 Kilometern im Straßenrad-Sprint einer zwölfköpfigen Spitzengruppe nur dem Italiener Roberto Bargna geschlagen geben. Bronze ging an David Nicholas (Australien). Die Zeitfahrsieger Tobias Graf (Freiburg), der als Zehnter mit der ersten Gruppe das Ziel erreichte, und Michael Teuber (München) als 15. gingen leer aus. Erich Winkler (Vilsbiburg) belegte den 18. Rang. Bei den Frauen belegte Kerstin Brachtendorf (Cottbus) beim Sieg der Britin Sarah Storey den undankbaren vierten Platz.

Die Segler Heiko Kröger und Jens Kroker haben in ihren Disziplinen jeweils Silber für das deutsche Team bei den Paralympics in London gewonnen. Wegen Flaute wurde am Donnerstag die elfte Wettfahrt gestrichen. "Ich habe gehofft und gedacht, dass diese Medaille möglich ist. Wir haben es in den letzten Wochen auf den Punkt gebracht und hatten einen sehr guten Plan. Der ist voll aufgegangen", sagte der 46 Jahre alte Kröger. Dem Paralympics-Sieger von 2000 fehlt ein Unterarm. Kröger ist im 2.4mR-Kielboot unterwegs. Der an der Hand gehandicapte Berliner Kroker wurde mit seiner Crew Zweiter im Drei-Mann-Boot Sonar. Vor vier Jahren hatte er in Peking gewonnen.

Deutschlands Rollstuhl-Basketballerinnen greifen dagegen nach ihrem ersten Paralympics-Gold seit 1984. Die Mannschaft von Bundestrainer Holger Glinicki setzte sich in einem extrem spannenden Halbfinale gegen die Niederlande mit 49:46 (24:29) durch und trifft im Endspiel am Freitag (22.15 Uhr MESZ) auf Australien. Das Team aus Down Under hatte den amtierenden Weltmeister und Paralympics-Sieger USA durch ein 40:39 (18:26) ausgeschaltet, für Deutschland bietet sich damit nicht die Chance auf eine direkte Revanche für die verlorenen Finals 2008 in Peking und bei der WM 2011. Die deutschen Männer waren im Viertelfinale an den USA gescheitert. In der Neuauflage der letzten elf EM-Finals seit 1989, von denen Deutschland die jüngsten sechs stets gewonnen hatte, erwischte das Glinicki-Team den besseren Start und führte schnell mit 10:0. Im zweiten Viertel verlor Deutschland den Faden, übernahm nach 32 Minuten aber wieder die Führung (38:37), die bis zum Schluss immer wieder wechselte. Beste Werferin war die Kölnerin Marina Mohnen mit 20 Punkten.

Sportschützin Manuela Schmermund (40) hat indes ihre zweite Medaille verpasst. Deutschlands erste Medaillengewinnerin bei den Sommerspielen für Behindertensportler belegte im Dreistellungskampf mit 660,3 Punkten den fünften Platz. Die Goldmedaille sicherte sich Zhang Cuiping (676,6) vor Dang Shibei (beide China/671,7) und Veronika Vadovicova (Slowakei/669,6). Schmermund (Mengshausen) hatte am ersten Wettkampftag der Paralympics mit dem Luftgewehr hinter Zhang Silber gewonnen.

Nachdem Heinrich Popow mit der Staffel nachträglich noch die Bronzemedaille zugesprochen wurde, startet der Sprinter am Freitag als Topfavorit über die 100-Meter der Unterschenkelamputierten. "Jetzt kann ich mich nur noch selber schlagen", sagte der 29-Jährige. Zu der Bronzemedaille mit der Staffel hatte der Sprinter bereits auch über die 200 Meter den dritten Platz erreicht, in der Königsdisziplin der Leichtathletik will er jetzt seine Silbermedaille von Peking vergolden.

Weniger Begeisterung über seine Medaille kommt von Norbert Mosandl, 51. Der für Cottbus startende Oberpfälzer belegte mit seinem Handbike Platz zwei hinter Alex Zanardi und beschwerte sich im Nachhinein über den ehemaligen Formel-1- Rennfahrer: "Ich habe einen Querschnitt, Zanardi hat beide Beine amputiert. Er hat 15 Kilo weniger rumzuschleppen als ich, das ist einfach ein Fakt."

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