Parallel-Slalom in München:Warum Skirennen in der Großstadt funktionieren

Parallel-Slalom-Weltcup in München

Slalom in der Stadt: der Parallel-Slalom-Weltcup in München.

(Foto: dpa)

17.000 Zuschauer, beste Stimmung, dazu guter Sport: Der City-Slalom in München hat tatsächlich funktioniert. Rennen in der Großstadt sollen der Wegweiser in die Zukunft sein. Doch Gedankenspiele mit New York oder gar Rom zeigen: Nicht alles, was reizvoll scheint, ist auch sinnvoll.

Ein Kommentar von Michael Neudecker

Im September hat Osi Inglin einen Vortrag gehalten, die Skitrainer und der Ski-Weltverband Fis trafen sich in Davos, Inglin ist der Cheftrainer der Schweizer. Sein Vortrag umfasste 21 Seiten, man könnte sagen: Es ging um die Zukunft des alpinen Skirennsports. Inglin sprach über das Regelwerk der City Events, jener Veranstaltungen, mit denen der Skisport sich seit 2011 publikumswirksam präsentieren will. Inglin betonte, er und der Schweizer Skiverband unterstützten die Idee, Skirennen in der Stadt auszutragen. Aber . . .

Aksel Lund Svindal, der Gesamtweltcupführende, war am Dienstag in München am Start, er sagte: Skirennen in der Großstadt seien toll. Aber . . .

Der Ski-Weltcup in München 2013 hat funktioniert. Es kamen 17.000 Zuschauer, das ist beachtlich und es sind mehr, als zu den meisten Skirennen kommen, die Stimmung war gut, der Sport auch. Rennen in der Großstadt sollen der Wegweiser in die Zukunft dieses Sports sein, die Menschen in der Stadt für das hohe sportliche Niveau begeistern, das traditionell und auch weiterhin in den Bergen gezeigt wird, das ist der Plan. Der Plan kann aufgehen, das Format hat Potenzial. Aber?

Der sportliche Wert und damit die Akzeptanz bei den Athleten ist der Nährboden, den jede Veranstaltung braucht, sei die Musik auch noch so laut und der Stadionsprecher noch so witzig. Viele Athleten und Trainer kritisieren derzeit vor allem die Punktevergabe bei City Events: Die beiden Stadtrennen in München und Moskau zählen zum Slalomweltcup, jeder Teilnehmer bekommt Punkte, auch der, der in Runde eins verliert, zugelassen sind aber nur die besten zwölf der Slalomrangliste. Viktoria Rebensburg hat sich über den Gesamtweltcup qualifiziert, sie hat noch nie in ihrem Leben einen Slalomweltcup bestritten, in München kam sie in Runde zwei und bekam 40 Punkte - in der Disziplinen-Rangliste belegt sie nun einen Mittelfeldplatz.

Die sportliche Einordnung der Rennen ist ein Thema, mit dem die Fis sich noch auseinandersetzen muss, so intensiv wie mit der Frage nach den Austragungsorten. Die Fis würde gerne überall auf der Welt fahren, derzeit wird über Peking nachgedacht, mit New York verhandelt und mit Rom: Rom sei ein sehr realistisches Projekt, sagt Renndirektor Günter Hujara. Skirennen in einer Sommerstadt? Reizvoll, findet die Fis.

Skirennen in der Stadt sind eine gute Sache, sich ständig zu hinterfragen und neu auszurichten ist eine löbliche Einstellung. Nicht alles aber, was reizvoll ist, ist auch sinnvoll.

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