Paolo di Canio beim FC Sunderland:"Erster faschistischer Trainer der Premier League"

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Paolo di Canio, hier noch im Trikot von Lazio Rom, heuert bei Sunderland an. Ein umstrittenes Engagement. (Foto: AFP)

Als Spieler provozierte er mit rechtsradikalen Posen und Sprüchen. Jetzt wird der Italiener Paolo di Canio Trainer beim FC Sunderland in der höchsten englischen Fußball-Liga. Der Klub verliert prompt ein prominentes Vorstandsmitglied.

Das bekannteste Foto von Paolo di Canio stammt aus dem Jahr 2005. Es zeigt den italienischen Fußballer, damals in Diensten von Lazio Rom, mit grimmiger Miene, den rechten Arm ausgestreckt. In Italien wird die Geste "römischer Gruß" genannt, in Deutschland ist sie unter dem Begriff "Hitlergruß" bekannt. Für di Canio war sie ein Ausdruck der Freude. Wurde er dafür kritisiert, sagte er etwa: "Ich will euren Scheiß nicht mehr hören." Er sei "ein Faschist, aber kein Rassist" und habe nur "mein Volk" grüßen wollen.

Jahre später ist die Geste wieder in vielen Medien zu sehen. Di Canio, 44 Jahre alt, hat einen neuen Job: Der englische Fußball-Erstligist FC Sunderland hat ihn als Trainer verpflichtet. Er tritt die Nachfolge des am Samstag entlassenen Martin O'Neill an und erhält einen Zweieinhalbjahresvertrag. Zuvor war Di Canio trotz sportlicher Erfolge beim Drittligisten Swindon zurückgetreten. In seiner aktiven Karriere hatte er beinahe 200 Spiele für die englischen Klubs Sheffield Wednesday, West Ham United und Charlton Athletic absolviert und mehr als 60 Tore geschossen.

In Sunderland sorgte die Verpflichtung Di Canios prompt für Ärger. Der frühere britische Außenminister David Miliband trat nach der Bekanntgabe des Wechsels von seinem Posten als Vorstandsmitglied des Clubs zurück. "Im Lichte der früheren politischen Äußerungen des Trainers halte ich es für richtig zurückzutreten", erklärte Miliband. Piara Powar, Chef des Netzwerks "Fußball gegen Rassismus in Europa" (FARE), bezeichnete di Canio via Twitter als "ersten faschistischen Trainer" in der Premier League.

Den amerikanischen Besitzer des FC Sunderland ficht das nicht an. "Paolo ist von der Herausforderung, die vor ihm liegt, begeistert", sagte Ellis Short, ein Geschäftsmann aus Dallas. Jetzt gehe es darum, sich auf die kommenden Spiele zu konzentrieren. Sunderland liegt in der Tabelle auf dem 16. Platz, der Abstand zu den Abstiegsrängen beträgt einen Punkt.

Linktipp: Mehr zu dem Skandal um Di Canio und den "römischen Gruß" in diesem SZ-Artikel von Birgit Schönau aus dem Jahr 2005.

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