Olympische Spiele in Peking:Wenn die Schläger fliegen

Im Hockey-Finale holt das deutsche Team mit einem 1:0 gegen Spanien die erste und einzige Mannschafts-Goldmedaille. Bundestrainer Markus Weise feierte zudem einen einmaligen Triumph.

Thomas Becker, Peking

Wie schon nach dem Halbfinal-Krimi gegen die Niederlande flogen am Ende wieder die Schläger. Während die unterlegenen Spanier fassungslos am Boden kauerten, hüpften die deutschen Spieler im Takt mit ihrem singstarken Anhang. Olympiasieg gegen den Europameister - ein versöhnlicher Abschluss für die bis dahin doch arg gebeutelten Mannschaftsportler.

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Seit der letzten olympischen Begegnung in Athen - Deutschland siegte damals 4:3 - hatten die deutschen Hockeyherren keine guten Erfahrungen mehr mit den Iberern gemacht. Vor dem Wettkampf in Peking standen seitdem bei den großen Turnieren sechs Niederlagen und nur ein einziger Sieg zu Buche, vergangenenes Jahr in der Champions Trophy, ein klares 4:1.

Insgesamt setzte es bei den Großereignissen zwölf Niederlagen, neun Mal wurde gewonnen. Bei den Spielen in Peking kreuzten beide Teams bereits in der Vorrunde die Schläger - das Team von Trainer Markus Weise behielt knapp die Oberhand: 1:0. Doch Europameister Spanien bewies zuletzt aufsteigende Form, drehte in einem wunderlichen Halbfinale einen 0:2-Rückstand gegen Australien noch in einen 3:2-Sieg. Das deutsche Team hatte sich ja mit diesem denkwürdigen Siebenmeter-Krimi gegen die Niederlande für das Endspiel qualifiziert.

Zu Beginn der Partie im Olympic Green von Peking lag Deutschland klar vorn - zumindest was die Lautstärke der Fans anging. Sie sangen "Ohne Deutschland wär hier gar nix los" - und hatten vollkommen Recht. Reichlich Plätze waren mal wieder frei geblieben, doch Tickets waren nicht mehr zu erwerben - wie so oft bei diesen Spielen. IOC-Vize Thomas Bach - an der Seite von Juan Antonio Samaranch - war auch unter den Zuschauern; er wird das Ticket-Problem schon kennen.

Die erste Strafecke nach vier Minuten ging auf das deutsche Konto - brachte aber nichts. Beim zweiten Versuch eine Viertelstunde später klappte das schon sehr viel besser: Christopher Zeller markierte mit seinem dritten Turniertreffer das 1:0 gegen bis dahin merkwürdig passive Spanier. Die wurden nun ein wenig lebendiger. Die erste Strafecke blieb noch ohne Folgen für die deutsche Defensive, kurz darauf musste Keeper Max Weinhold erstmals die Schoner hochreißen, um der Kugel den Zutritt zu seinem Gehäuse zu verwehren. Der Druck der Spanier nahm zu: Nach einer scharfen Hereingabe von rechts streifte ein Schussversuch nur knapp am deutschen Tor vorbei. Doch bis zur Halbzeit tat sich vor beiden Toren nichts Nennenswertes mehr.

Zumindest in der Halbzeitpause war dann für Unterhaltung gesorgt: Ein halbes Hundert Volunteers vollführte eine heftig beklatschte Choreographie auf den alten Song "Kungfu Fighting", und der Stadion-DJ setzte danach noch einen drauf und spielte den Klassiker der Gruppe "Extrabreit": "Flieger, grüß mir die Sonne!" Jubel im deutschen Lager, Schweigen bei der Abteilung Espana. Das wandelte sich zunächst in laute Aufregung, als der Spanier Eduard Tubau nach einem Patzer von Maximilian Müller aufs deutsche Tor zu rannte - aber das Ziel knapp verfehlte. Wieder betretenes Schweigen im rotgelben Block. Die deutschen Fans bewiesen dagegen Textsicherheit bei altvertrauten Liedern: "Humbahumbahumbatätärätätärä!"

Zehn Minuten vor Schluss begann der Anhang schon mal mit dem Vorfreuen: "Oh, wie ist das schön!" Eine weitere Strafecke der Spanier hätte die gute Stimmung fast zum Kippen gebracht, doch auch diese Chance ließ der Europameister verstreichen. Kurz darauf musste auch noch der bereits verwarnte Sergi Enrique vom Feld. Der 16. deutsche Olympiasieg in Peking rückte immer näher - und um kurz vor 22 Uhr Peking-Zeit war der dann endgültig da.

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