Überlegener Sieg bei Olympia:Reiter holen erstes Gold für Deutschland

Es ist vollbracht: Am vierten Tag der Olympischen Spiele in London feiert das deutsche Team die erste Goldmedaille. Die Vielseitigkeitsreiter gewinnen den Mannschaftswettbewerb überlegen - und wiederholen damit ihren Triumph von Peking.

Der Wettbewerb war noch gar nicht zu Ende, da stand der Sieger bereits fest: Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben wie vor vier Jahren den olympischen Mannschaftswettbewerb gewonnen und damit bei den Sommerspielen in London die erste Goldmedaille für das deutsche Team geholt. Silber ging an das britische Team mit der Enkelin der Queen, Zara Phillips, Bronze gewann Neuseeland.

Germany's Peter Thomsen clears a fence during the Eventing Jumping equestrian event at the London 2012 Olympic Games in Greenwich Park

Olympiasieger Peter Thomsen: Erstes deutsches Gold

(Foto: REUTERS)

In der Besetzung Ingrid Klimke (Butts Abraxxas), Sandra Auffarth (Opgun Louvo), Michael Jung (Sam), Dirk Schrade (King Artus) und Peter Thomsen (Barny) setzte sich das deutsche Team nach einer großartigen Leistung im Springen schon vor der letzten Reiterin, Ingrid Klimke, durch.

Welt- und Europameister Michael Jung, der am Dienstag seinen 30. Geburtstag feierte, ritt auf Sam einen fehlerfreien Durchgang, der der durchweg starken deutschen Mannschaft die Goldmedaille sicherte.

"Eine Null reiten, das war die Strategie. Sam ist wirklich klasse gesprungen", sagte Jung. Bundestrainer Hans Melzer lobte: "Man weiß, wie sicher Michi ist. Aber wir haben ihm vorher nicht gesagt, dass wir gewinnen, wenn er eine Null reitet."

Auch der Reiter selbst war begeistert: "Das ist einfach phantastisch. Die Anspannung war sehr groß. Sam war in einer unglaublichen Verfassung", sagte Jung: "Jetzt greifen wir auch im Einzel voll an."

Dort belegt Jung vor der Entscheidung am Nachmittag mit 40,60 Punkten den zweiten Rang hinter der Schwedin Sara Algotsson Ostholt (39,30). Sandra Auffarth (44,80) hat als Fünfte im Finale der besten 25 ebenfalls noch Medaillenchancen.

Und die Prinzen schauen zu

An Jungs 30. Geburtstag bewiesen er und Sam im entscheidenden Ritt Nervenstärke. "Die Strategie hieß, eine Null zu reiten, Ruhe bewahren, vorwärts galoppieren - das hat ja auch ganz gut geklappt", sagte Jung. Ausgerechnet das Geburtstagskind, das bei der Dressur noch gepatzt hatte, sorgte mit seiner fehlerfreien Runde vor 23.000 Zuschauern - unter ihnen erneut die Prinzen William und Harry, die ihre Cousine Zara Phillips anfeuerten - im ausverkauften Stadion im Greenwich Park für die Entscheidung.

Zudem hatte der Schwabe im abschließenden Einzelspringen die Chance, sich zum Doppel-Olympiasieger zu krönen. So weit wollte Bundestrainer Melzer aber noch gar nicht blicken. "Wir waren auch 2008 in Hongkong Olympiasieger - aber hier im Mutterland der Vielseitigkeit ist das natürlich gigantisch", sagte Bundestrainer Melzer.

Nach Jung konnte Mannschafts-Olympiasiegerin Klimke ohne Druck reiten. Während ihr Pferd Abraxxas am Montag im engen Greenwich Park Vorteile hatte ("Ich bin echt froh, dass Braxxi so klein ist"), war dies im Springen aber ein Nachteil - sie kassierte neun Fehlerpunkte. Eine hervorragende Leistung zauberte auch Auffarth in den Parcours. Mit Opgun Louvo übersprang sie alle Hindernisse mühelos und qualifizierte sich mit 44,80 Punken in aussichtsreicher Position für das Einzelfinale.

Schrade, der zum Auftakt in der Dressur im Sattel von King Artus seine beste Punktzahl bei einer Vier-Sterne-Prüfung erreicht hatte, blieb ohne Abwurf. Allerdings hatte er den Geländeritt nicht in der geforderten Zeit beendet und dort wertvolle Punkte eingebüßt.

Mit insgesamt 50,60 Punkten hätte er sich als viertbester Deutscher nicht mehr für den finalen Durchgang der Einzelentscheidung qualifizieren können - doch Ingrid Klimke wollte auf ihren Platz im olympischen Einzelwettbewerb für ihren Teamkollegen verzichten. "Dirk hat noch ein reelle Chance auf eine weitere Nullrunde", sagte die Reiterin. Allein, dem Wechsel wurde nicht stattgegeben. Klimke verzichtet dennoch auf ihren Startplatz.

Nach dem ersten Umlauf, der sowohl in die Mannschafts- als auch in die Einzelwertung einfloss, schließt nun ein zweiter Umlauf den olympischen Vielseitigkeitswettbewerb ab. In diesem kämpfen die 25 bestplatzierten Reiter, allerdings nur die drei besten einer Nation, um die Einzelmedaillen.

Nach einem Ruhetag am Mittwoch geht es am Donnerstag mit den Dressur-Wettkämpfen weiter. Ohne Wunderhengst Totilas und dessen erkrankten Reiter Matthias Rath haben die deutschen Reiterinnen allerdings nur Außenseiterchancen.

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