Olympia:Weltpolitik beim Vorrundenspiel

Olympia: Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in (links), IOC-Präsident Thomas Bach (zweiter von links) und Kim Yo Jong, Schwester von Kim-Jong-un (ganz rechts).

Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in (links), IOC-Präsident Thomas Bach (zweiter von links) und Kim Yo Jong, Schwester von Kim-Jong-un (ganz rechts).

(Foto: AP)
  • Im ersten gemeinsamen Spiel der Eishockey-Mannschaft von Nord- und Südkorea verliert das Team mit 0:8.
  • Das Match wird aber überlagert von der politischen Bedeutung. Auf der Tribüne sitzen der südkoreanische Präsident Moon Jae-in, IOC-Präsident Thomas Bach und Kim Yo-jong, Schwester von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen bei den Winterspielen in Pyeongchang.

Nach der Schlusssirene mussten sich die koreanischen Eishockeyspielerinnen fühlen wie beim Diplomatentreffen. IOC-Präsident Thomas Bach kam zusammen mit Südkoreas Staatspräsident Moon Jae-in und Kim Yo-jong, der Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un, zur Spielerbank und bedankte sich bei den Sportlerinnen. "Er hat gesagt: Gewinnen und verlieren ist wichtig. Aber wichtiger ist, dass ein Korea ein Ziel verfolgt", berichtete Jong Su-hyon, eine der drei Nordkoreanerinnen im vereinten Team.

Verloren hatten sie beim ersten Auftritt einer gemeinsamen Mannschaft 70 Jahre nach der Teilung zwar mit 0:8 (0:3, 0:3, 0:2) gegen die Schweiz. "Korea, wir sind eins", schallte es aus 3600 Kehlen durch das Kwandong Hockey Centre von Pyeongchang. Die 23 Eishockeyspielerinnen hatten Sportgeschichte geschrieben. Sie zeigten in unruhigen Zeiten eine Geste des Friedens - für zwei Länder, die sich offiziell noch immer im Krieg befinden. "Ein Herz, ein Geist - wir wollen gemeinsam unser Bestes zeigen", sagte Jong.

Vor zehn Monaten hatten sie noch gegeneinander gespielt: Bei der viertklassigen WM der Division II A hatte im April Südkorea den Nachbarn aus dem Norden mit 3:0 besiegt und war aufgestiegen. Auch das war schon ein Novum gewesen. Jetzt liefen die Nordkoreanerinnen Jong, Kim Un-hyang und Hwang Chung-gum Seite an Seite mit den Athletinnen aus dem Süden auf. Die kanadische Trainerin Sarah Murray hatte das Trio aus den insgesamt zwölf Spielerinnen aus dem Norden ausgewählt - nicht als Außenseiter in der vierten Sturmreihe, sondern mittendrin.

Schon am Vorabend bei der Eröffnungsfeier hatten Jong als Fackelträgerin zusammen mit Kapitänin Park Jongah und Hwang als Fahnenträgerin mit dem südkoreanischen Bobfahrer Won Yun Jong Zeichen gesetzt.

Eine Viertelstunde vor dem ersten Bully hatten die Cheerleader von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un ihren ersten großen Auftritt. Ganz in Rot gekleidet und strategisch in der ganzen Arena verteilt, klatschten, winkten, tanzten und sangen die 200 jungen Frauen - und das Publikum jubelte.

Jedes Mal, wenn eine koreanische Spielerin den Puck führte, schrien die Zuschauer auf - die Cheerleader schwenkten Fähnchen mit dem Symbol des geeinten Korea. Als Han Soojin bei einem Konter die Latte traf, stieg der Lärmpegel noch weiter (9.). Auch die Tore durch Alina Müller (11./12./20./22.), Phoebe Staenz (23.) und Lara Stalder (50./52.) für den klar überlegenen Olympiadritten von Sotschi störten die ausgelassene Stimmung nur wenig.

Erst im Januar hatten Nord- und Südkorea vereinbart, eine gemeinsame Eishockey-Mannschaft für Pyeongchang zu bilden. Zwölf Nordkoreanerinnen stießen vor gut zwei Wochen zum 23-köpfigen Team des Südens. Drei von ihnen muss Trainerin Murray in jedem Spiel einsetzen, das sieht die Vereinbarung vor. Vor dem ersten olympischen Auftritt hatte die Kanadierin ihren Spielerinnen immer wieder gesagt: "Wir wollen kein politisches Statement abgeben, sondern gewinnen."

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