Olympia:Von Oberstdorf bis Oberbärenburg - die deutschen Olympia-Hauptstädte

Olympia: Die Gemeinde Oberstdorf mit der Skisprungschanze im Hintergrund.

Die Gemeinde Oberstdorf mit der Skisprungschanze im Hintergrund.

(Foto: AP)
  • Deutschland wird mit 154 Athleten an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teilnehmen.
  • Viele der Teilnehmer starten für kleine Vereine, wie die Ski -Zunft Uhingen, den WSV Bischofswiesen oder den BSC Sachsen Oberbärenburg.

Von Katharina Brunner (Grafik) und Christopher Gerards (Text)

Von Oberbärenburg erfährt die Welt oft nur am Rande oder in Klammer-Konstruktionen. "Bob-Pilotin Stephanie Schneider (Oberbärenburg) hat beim Weltcup-Finale am Königssee ihren dritten Saisonsieg gefeiert", schrieb der Sport-Informations-Dienst kürzlich. Oder: "Vizeweltmeister Axel Jungk aus Oberbärenburg hat das Weltcup-Finale und damit auch die Olympia-Generalprobe für sich entschieden." Oder, auch das: "Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich (Oberbärenburg) hat sich beim Weltcup-Finale am Königssee in Olympia-Form präsentiert."

Wer solche Sätze liest, ahnt zwei Dinge: Erstens, Oberbärenburg hat einen relativ einprägsamen Namen. Zweitens, aus Oberbärenburg kommen mehrere deutsche Athleten, die eine Olympia-Medaille gewinnen können.

Sieben Sportler für Pyeongchang - so viele stellen nur der SC Oberstdorf und der EHC München. Und eben der BSC Sachsen Oberbärenburg, 2015 gegründet, eine Fusion aus dem BRC Riesa und dem SC Oberbärenburg. Oberbärenburg, 251 Einwohner, ein Ortsteil von Altenberg im Osterzgebirge, schickt: Axel Jungk im Skeleton, Stephanie Schneider, Candy Bauer, Eric Franke, Martin Grothkopp, Nico Walther und Francesco Friedrich zu Olympia, alles Bobfahrer. Oberbärenburg ist eine Art deutsche Olympia-Großstadt.

Die Hauptstadt beziehungsweise -gemeinde allerdings ist eine andere: Oberstdorf, Landkreis Oberallgäu, knapp 10 000 Einwohner, elf Olympia-Teilnehmer aus zwei Klubs. Für den EC Oberhof starten die Eiskunstläufer Aljona Savchenko, Bruno Massot, Joti Polizoakis und Kavita Lorenz. Für den SC 1906 Oberstdorf starten: Christina Geiger (Ski alpin), Jessica Hilzinger (Ski alpon), Johannes Rydzek (Nordische Kombination), Karl Geiger (Skispringen), Katharina Althaus (Skispringen), Nicole Fessel (Skilanglauf) und Vinzenz Geiger (Nordische Kombination).

Wer sich anschaut, woher genau die 154 deutschen Olympia-Starter kommen, landet oft in der Provinz. Es sind Orte wie Oberstdorf, Winterberg oder Berchtesgaden; Orte, an denen es eher keine 20 hippen Cafés gibt, dafür aber Berge (Oberstdorf, Winterberg, Berchtesgaden), Skisprungschanzen (Oberstdorf), Eiszentren (Oberstdorf) oder Bob- und Rodelbahnen (Winterberg/Berchtesgaden). Und oft eben auch Orte, an denen regionale Standorte der Olympiastützpunkte sind.

Es sind Orte deren Namen die wenigsten kennen würden, wären sie nicht schon derart oft von Kommentaren und Experten durchs öffentlich-rechtliche Fernsehen geraunt worden: Die Partenkirchnerin Laura Dahlmeier... Der Mittenwalder Thomas Dreßen... Carolin Langenhorst vom WSV Bischofswiesen... Simon Schempp aus Uhingen... Das sind solche Sätze. Die Olympischen Spiele begleiten derzeit sehr handfeste Skandale. Aber immerhin leisten sie, wahrscheinlich stärker als jedes Rodel-Weltcup-Rennen, noch das: Sie rücken kleine Orte ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wenigstens für einen kurzen Moment.

Andererseits rücken sie auch große Orte ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wie etwa den EHC München. Sieben Spieler des Eishockey-Klubs starten bei den Winterspielen. Und so kommt es, dass auch das Rheinland, das nördliche Baden-Württemberg oder Niedersachsen vertreten sind: Eishockey lässt sich schließlich auch in Hallen in Köln, Mannheim und Wolfsburg spielen.

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