Olympia:271 russische Athleten dürfen in Rio starten

Olympia: Kann zufrieden sein: Darja Klischina ist die einzige russische Leichtathletin, die in Rio an den Start gehen wird.

Kann zufrieden sein: Darja Klischina ist die einzige russische Leichtathletin, die in Rio an den Start gehen wird.

(Foto: J. Nackstrand/AFP)

Das hat das IOC bekannt gegeben. Das internationale Sportgericht kippt den IOC-Beschluss, wonach Ex-Doper nicht in Rio antreten dürfen. US-Fußballerin Hope Solo wird ausgebuht.

Russisches Team: Russland geht bei den Olympischen Spielen mit 271 Athletinnen und Athleten an den Start. Diese Zahl bestätigte Alexander Schukow, der Präsident des russischen olympischen Komitees, auf einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro. Das IOC hatte im Anschluss der Veröffentlichung des McLaren-Reports, der Russland ein staatlich gelenktes Dopingsystem nachwies, auf einen Ausschluss aller Russen von den Spielen verzichtet. Stattdessen beauftragte es die Weltverbände mit einer Einzelfallprüfung. Kein Russe, der im McLaren-Report als Dopingsünder erwähnt oder jemals als Dopingsünder überführt worden war, sollte eine Starterlaubnis erhalten. Zudem sollten Athleten nachweisen, dass sie zuverlässig außerhalb des heimischen Anti-Doping-System getestet worden waren. Das letzte Wort in dem Zulassungsprozess hatte eine IOC-Kommission mit den Mitgliedern Claudia Bokel (Deutschland), Ugur Erdener (Türkei) und Juan Antonio Samaranch (Spanien).

Doping: Der Internationale Sportgerichtshof Cas hat den Ausschluss von früher gedopten russischen Athleten von den Olympischen Spielen in Rio als "nicht durchsetzbar" abgelehnt. Das Gericht gab damit den beiden russischen Ruderern Anastasia Karabelschikowa und Iwan Podschiwalow recht, die Einspruch gegen diese Doppelbestrafung eingelegt hatten. Beide Sportler waren 2008 wegen Dopings jeweils für zwei Jahre gesperrt worden.

Das Internationale Olympische Komitee hatte im russischen Dopingskandal nicht nur entschieden, dass die internationalen Sportfachverbände jeden nominierten Sportler aus Russland überprüfen sollen, ob er nachweislich sauber ist und an den Rio-Spielen teilnehmen darf. Vielmehr hatte das IOC auch verfügt, dass ehemals gedopte Russen ein Start bei den Sommerspielen verweigert wird. "Der Cas hat sich primär nur auf die Rechtmäßigkeit des Paragrafen 3 der IOC-Entscheidung fokussiert", hieß es in der Urteilsbegründung. Dabei sei festgestellt worden, dass der Paragraf 3 nicht rechtmäßig sei, weil das Grundrecht der Athleten nicht respektiert werde.

Hope Solo: Diesen Abend in Belo Horizonte wird US-Fußballstar Hope Solo sicher nicht so schnell vergessen. Beim 2:0 (1:0)-Auftaktsieg des viermaligen Olympiasiegers gegen Neuseeland wurde die Torhüterin im Stadion Mineirão leidenschaftlich ausgebuht. Offenbar haben die Brasilianer der 35-Jährigen ihre Kommentare über das Zika-Virus übel genommen. Bei Solos Abstößen schallte es "Zika!" durch das mit rund 10.000 Zuschauern besetzte Stadion. Die Ausnahmetorhüterin hatte vor den Spielen öffentlich Kritik an der vermeintlichen Gesundheitsgefährdung für die Athleten geäußert, einen Olympia-Verzicht erwogen und zuletzt Bilder von sich in Anti-Mücken-Montur sowie ihrem Berg von Insektenschutzmitteln in Sozialen Medien gepostet.

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Die Amerikanerin, dank zahlreicher privater Eskapaden die Reizfigur schlechthin im Frauenfußball, nahm die Quittung der Fans aber locker. "Sie machen sich einen Spaß daraus. Wenigstens ist es laut im Stadion. Das ist mir lieber, als wenn man eine Stecknadel fallen hören könnte", sagte die Weltmeisterin, die sich seit der Ankunft betont positiv über die Gastgeber geäußert und die amerikanischen Medien für das Schüren von Ängsten kritisiert hatte.

Raubüberfall auf Österreicher: Ein Raubüberfall auf zwei Mitarbeiter des Österreich-Hauses und erneute Fälle von Diebstahl im Olympischen Dorf haben in Rio de Janeiro kurz vor der Eröffnung der Sommerspiele für Aufsehen gesorgt. Wie die Kronen Zeitung berichtet, wurden zwei junge Männer aus Österreichs Olympia-Delegation auf offener Straße angegriffen, in ein Eingangstor gedrängt und mit Messern bedroht. Die unbekannten Täter erbeuteten kleine Geldbeträge, die Österreicher kamen unverletzt davon. Die beiden jungen Männer waren in ihrer Freizeit in der Umgebung des weltberühmten Strandes Copacabana unterwegs gewesen. Zuvor waren alle Mitarbeiter vom Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) eindringlich in Bezug auf die Sicherheit gebrieft worden. Das ÖOC erstattete bei der örtlichen Polizei Anzeige gegen Unbekannt.

Die dänische Delegation klagte zudem, in den Unterkünften seien Mobiltelefone, Tablet-Computer und Kleidung gestohlen worden. Schon zuvor hatten Athleten aus Australien und China ähnliche Fälle gemeldet.

Boxen: Die elf qualifizierten russischen Boxer und Boxerinnen haben vom Weltverband AIBA die Starterlaubnis für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro bekommen. Der Doping-Überprüfungsprozess sei abgeschlossen, teilte die internationale Dachorganisation am Donnerstag in Lausanne mit. Zuvor hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) die einzelnen Fachverbände beauftragt, diejenigen russischen Sportler auszuwählen, die von Doping unbelastet sind.

Russische Gewichtheber: Die olympischen Gewichtheber-Wettkämpfe in Rio werden ohne russische Athleten ausgetragen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat einen Einspruch Russlands gegen den kompletten Olympia-Ausschluss durch den Weltverband IWF abgewiesen. Die Entscheidung der IWF nach Regel 12.4 sei "gültig und unter den gegebenen Umständen richtig angewendet" worden, teilte der Cas mit. Betroffen sind acht vom russischen Verband nominierte Sportler. Zuvor hatte schon der Leichtathletik-Weltverband IAAF einen Komplett-Bann gegen Russlands Sportler verhängt. Die IWF hatte den Ausschluss damit begründet, dass der russische Verband und seine Gewichtheber durch die vielen Dopingfälle "den Sport in Verruf gebracht" hätten.

Kanu: Ungarn hat zwei Kanuten wegen Dopingverdachts kurz vor der Abreise nach Rio aus dem Olympia-Kader genommen. Anstelle von Bence Horvath und Mate Szomolanyi werden Peter Molnar und Sandor Totka an den Spielen teilnehmen, wie das Ungarische Olympische Komitee (MOB) in der Nacht zum Donnerstag auf seiner Webseite bekanntgab. Das Duo wird im Kajak-Zweier über 200 Meter antreten, Molnar darüber hinaus auch im Kajak-Einer über 200 Meter. Horvath und Szomolanyi sollen nach Informationen der Ungarischen Anti-Doping-Agentur (MACS) verbotene Substanzen zu sich genommen haben. Der Doping-Verdacht war bereits am vergangenen Dienstag bekannt geworden, allerdings waren damals die Namen der beiden Sportler nicht genannt worden. Die Proben wurden zum Labor der WADA in London geschickt, um den Verdacht zu bekräftigen. Der ungarische Kajak- und Kanu-Sport kommt immer wieder wegen Dopingfällen ins Gerede. Erst im Vormonat war der Kanute Bence Dombvari wegen einer positiven Dopingprobe von seinem Verband gesperrt worden.

Tokio 2020: Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio kommen fünf neue Sportarten ins Programm. Die IOC-Session billigte in Rio de Janeiro einstimmig die Aufnahme von Baseball und Softball, Karate, Skateboard, Surfen sowie Sportklettern. Das Reformprogramm des IOC sieht vor, dass eine Gastgeberstadt das Recht hat, mindestens eine neue Sportart vorzuschlagen. Die Auswahl gilt immer nur für diese Spiele. Mit dem Beschluss fügen die Organisatoren der Tokio-Spiele 18 Wettbewerbe und 474 Sportler zum Programm hinzu. Damit werden 2020 in 33 Sportarten Medaillen vergeben. Schätzungsweise 11.000 Athleten werden antreten. IOC-Vizepräsident John Coates aus Australien freute sich über den Beschluss: "Das wird helfen, die Spiele zu den innovativsten in unserer Geschichte zu machen", sagte Coates. Das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte der Session den entsprechenden Vorschlag vorgelegt. Kriterien für die Auswahl waren, dass die Sportarten in Japan populär und vor allem für junge Sportler attraktiv sind. Die IOC-Session ist die Hauptversammlung der Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees.

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